Professionelle Finanzberatung: Wann sich der Expertenrat auszahlt und für wen

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Über 90 Prozent aller Menschen streben ein selbstbestimmtes Leben an. Die Planung der persönlichen Vorsorge wird dabei zum Schlüssel, um die gewohnte Lebensqualität im Ruhestand zu erhalten. Dies betrifft nicht nur vermögende Schweizer, sondern zieht sich durch alle Einkommensklassen hinweg.

Um die persönlichen Ziele zu erreichen und finanzielle Sicherheit zu gewährleisten, ist in bestimmten Lebensphasen eine fundierte Finanzberatung entscheidend. Bei welchen Ereignissen ist also Expertenrat gefragt? Welche Vorteile hat eine individuelle Finanzberatung und worauf sollte ich bei der Suche nach dem geeigneten Experten achten? Dieser Beitrag gibt dazu eine erste Orientierung.

Das Wichtigste in Kürze

  • In bestimmten Lebensphasen werden die Weichen für den Vermögensaufbau gestellt
  • Der Titel Finanzberater ist nicht geschützt – das erschwert die Auswahl
  • Professionelle Finanzberatung ist auf die persönliche Situation zugeschnitten
  • Fundierten Expertenrat gibt es nicht zum Nulltarif
  • Nach der professionellen Finanzberatung folgt die ebenso professionelle Vermögensverwaltung
Lebensphasen

Expertenberatung in bestimmten Lebensphasen von besonderer Bedeutung

Die private Finanzplanung ist durch die volatilen Märkte sehr komplex geworden. In einigen Lebensphasen kommt es besonders darauf an, durch eine fundierte Beratung die Finanzen weitsichtig zu planen.

  • Einstieg in das Berufsleben: Hier geht es neben dem Planen der Budgets zunächst um die Schaffung einer Reserve für unvorhersehbare Ereignisse. Ferner sollten die Möglichkeiten der drei Säulen der Schweizer Vorsorge bekannt sein und genutzt werden.
  • Berufliche Karriere: Solider Vermögensaufbau erfordert den Faktor Zeit. Anlagestrategien müssen dabei an veränderte Einkommen angepasst werden. Bei höherem Einkommen ist auch das Thema Steueroptimierung bedeutender.
  • Familiengründung: Neben der eigenen ist nun die Absicherung aller Familienmitglieder zu planen. Dazu zählen etwa Lebensversicherung und Invaliditätsversicherung. Auch die Ausbildung der Kinder will berücksichtigt sein.
  • Wohneigentum: Sie streben eine eigene Immobilie an? Durch die Finanzierung entstehen hohe und langfristige Verbindlichkeiten. Wenn die Tragbarkeit geprüft ist, entscheidet das Finanzierungskonzept darüber, wie viel die Immobilie am Ende gekostet hat.
  • Altersvorsorge: Nur wer die Zeit bis zur Pensionierung effizient nutzt, wird das Ziel der finanziellen Unabhängigkeit im Alter erreichen. Dazu gehört etwa eine optimale Nutzung der Möglichkeiten, welche sich aus der Säule 3a der Schweizer Vorsorge ergeben.
  • Ruhestand: Im Pensionsalter sorgt eine perfekte Vermögensverwaltung für einen zuverlässigen Einkommensstrom.
  • Vermögensübertragung: Eine optimale Erbschaftsplanung zählt im Bedarfsfall zur umfassenden Vermögensverwaltung. Dies minimiert nicht zuletzt eventuelle Erbschaftssteuern.
  • Scheidung: Trennungen zählen zu den Wechselfällen des Lebens, die nicht kalkulierbar sind. Daher ist es auch schwierig, alle finanziellen Dinge ohne fremde Hilfe sinnvoll zu regeln. In der Schweiz gilt im Normalfall die Errungenschaftsbeteiligung, wonach das während der Ehe erworbene Vermögen geteilt wird. Ebenso werden die in der Ehezeit angesparten Pensionskassenbeiträge geteilt. Ferner müssen die Themen Schulden, Versicherungen und Erbrechtsfragen geklärt werden. Insgesamt muss die finanzielle Situation komplett neu beurteilt und neu geplant werden.
Beratung Finanzen

Worauf Sie bei der Auswahl Ihrer Vermögensberatung achten sollten

Trotz der gravierenden Auswirkungen der Finanzkrise 2008 hat sich die finanzielle Bildung der Europäer seither kaum verbessert. Nach einer Studie der Allianz-Versicherung von 2017 rangieren die Schweizer zwar in den vorderen Rängen, doch insbesondere bei der Beurteilung von Risiken gibt es grosse Lücken.

Wichtiges Ergebnis: Die Effizienz finanzieller Entscheidungen steigt mit dem Wissen über Geldanlagen und deren Risiken. Dies bedeutet, qualifizierte Beratung zahlt sich aus. Die Wahl des richtigen Finanzberaters ist also existenziell.

Anerkannter Bildungsabschluss des Finanzberaters als Mindestvoraussetzung

Da der Titel des Finanzberaters in der Schweiz, wie in vielen anderen Ländern, nicht geschützt ist, sollten Kunden auf anerkannte Bildungsabschlüsse ihrer potenziellen Berater achten. Diese sind etwa:

  • Diplom Finanzberater IAF
  • Finanzplaner mit eidg. Fachausweis
  • MAS Financial Consultant

Neben der theoretischen Ausbildung sollte der Berater natürlich seine Qualifikation in der Praxis hinreichend unter Beweis gestellt haben. Schliesslich ist Erfahrung im Finanzbereich ein wichtiger Indikator für die Fähigkeit des Beraters, mit verschiedenen Marktsituationen umzugehen und individuelle Strategien zu entwickeln.

Achten Sie ferner bei der Auswahl eines geeigneten Finanzberaters auf folgende Kriterien:

  • Unabhängigkeit: Ein unabhängiger Berater kann objektive Empfehlungen geben, da er nicht an bestimmte Finanzprodukte oder Produktanbieter gebunden ist.
  • Transparenz der Gebühren: Klären Sie, wie der Finanzberater vergütet wird. Transparente Gebührenstrukturen helfen, Interessenkonflikte zu vermeiden.
  • Persönliche Beratung: Der Berater sollte auf Ihre individuellen Bedürfnisse und Ziele eingehen und massgeschneiderte Lösungen anbieten.
  • Referenzen und Reputation: Erkundigen Sie sich nach Erfahrungen anderer Kunden mit dem Berater und recherchieren Sie dessen Ruf in der Branche.
  • Verständliche Kommunikation: Ein kompetenter Berater ist in der Lage, komplexe Sachverhalte einfach und verständlich zu erklären, sodass Sie fundierte Entscheidungen treffen können.
  • Regelmässige Überprüfung: Der Berater sollte regelmässige Überprüfungen Ihres Portfolios anbieten, um sicherzustellen, dass Ihre Anlagen weiterhin Ihren Zielen entsprechen.

Misstrauen ist grundsätzlich angebracht, wenn der Berater ohne vorherige Anfrage den Kontakt zu potenziellen Interessenten aufnimmt. Werden im Beratungsgespräch keine Zeugen zugelassen, erfolgt keine Aufklärung über mögliche Risiken, wird ein Sparinstrument förmlich aufgezwungen oder sollen Blankoformulare unterzeichnet werden, sind das Anzeichen einer unseriösen Finanzberatung.

Finanzberatungen sind unterschiedlich organisiert

In der Schweiz gibt es verschiedene Arten von Finanzberatungen, die Menschen bei der Planung und Verwaltung ihrer Finanzen unterstützen. Die wesentlichen Formen sind:

Unabhängige Finanzberatungen

Unabhängige Finanzberater bieten Finanzdienstleistungen und Finanzprodukte verschiedener Anbieter an. Sie agieren im Interesse ihrer Kunden und sind nicht an bestimmte Produkte oder Unternehmen gebunden. Sie erhalten Ihre Vergütung entweder in Form einer Honorarberatung von Kunden oder als Provision von den Produktanbietern. Da sich Berater normalerweise lediglich auf eine beschränkte Auswahl an Produktanbietern konzentrieren, sollten Kunden die Bezeichnungen unabhängig und frei allerdings nicht allzu wörtlich nehmen.

Banken und Finanzinstitute

Banken und Finanzinstitute bieten ebenfalls Finanzberatungsdienste an. Diese gehen von der Vermögensverwaltung über die Altersvorsorge bis hin zur Finanzierungsberatung. Kunden müssen dabei beachten, dass die Beratung möglicherweise nicht immer unabhängig ist. Als Alternative ist bei einigen Banken die Vermögensberatung auf Honorarbasis möglich.

Vermögensverwaltungen

Vermögensverwalter bieten professionelle Dienstleistungen zur Verwaltung von Vermögenswerten an. Sie analysieren die finanzielle Situation ihrer Kunden, entwickeln Anlagestrategien, wählen Anlageprodukte aus und überwachen kontinuierlich die Performance des Portfolios. Dabei sind professionelle Vermögensverwaltungen heute nicht mehr nur der sehr vermögenden Klientel vorbehalten. Innovative Start-ups haben inzwischen mittels digitaler Finanztools kompetente Vermögensverwaltungen einem breiten Kundenkreis zugänglich gemacht. Bei Everon etwa ist der Einstieg bereits ab einem Vermögen von 50’000 Franken möglich.

Steuerberatung

Steuerberater bieten ihren Mandanten Beratungen zur Optimierung der Steuersituation an. Sie helfen dabei, ihre Steuerlast zu minimieren, indem sie legale Steuersparstrategien anwenden.

Versicherungen

Versicherungsberater helfen Kunden dabei, den richtigen Versicherungsschutz für ihre Bedürfnisse zu finden. Sie analysieren Risiken, empfehlen geeignete Versicherungsprodukte und unterstützen bei der Schadensabwicklung im Fall eines Versicherungsanspruchs. Sie decken somit in der Regel nur einen Teil der finanziellen Situation ihrer Kunden ab.

Lesetipp: Geld anlegen in der Schweiz: Anlagestrategien und das 1×1 des Anlegens

Ablauf Beratung

Ablauf einer professionellen Finanzberatung

Bevor Sie eine Beratung in Anspruch nehmen, dokumentieren Sie detailliert Ihre finanzielle Situation. Dazu gehören Kontoauszüge, Informationen zu Altersvorsorgekonten, Veranlagungsverfügungen sowie Angaben zu Hypotheken und Versicherungen.

Legen Sie ferner fest, welche finanziellen und persönlichen Ziele Sie erreichen möchten, und versuchen Sie, einen Zeitrahmen für deren Umsetzung zu planen.

Eine umfassende Finanzberatung umfasst üblicherweise folgende Schritte:

  • Bestandsaufnahme der persönlichen Situation: Der Berater erstellt eine umfassende Analyse der finanziellen Situation des Kunden, einschliesslich Einkommen, Ausgaben, bestehende Vermögenswerte, Schulden und Versicherungen.
  • Definition der Ziele: Der Berater spricht mit dem Kunden ausführlich über dessen finanzielle Ziele, Bedürfnisse und Investitionsziele.
  • Risikoanalyse: Hierbei wird festgestellt, wie viel Risiko der Kunde bereit ist einzugehen, um dies bei der Anlagestrategie zu berücksichtigen.
  • Finanzanalyse: Der Finanzberater erstellt auf Grundlage der ermittelten Parameter eine persönliche Analyse.
  • Anlageempfehlung: Basierend auf den Informationen aus den vorherigen Schritten wird der Berater dem Kunden eine Anlagestrategie vorschlagen, die auf seine individuellen Ziele und seine Risikotoleranz zugeschnitten ist. Je nach Ausgestaltung der Vermögensberatung enthält die Anlagestrategie bereits konkrete Produktempfehlungen.

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gebuehren

Unterschiedliche Vergütungsmodelle in der Vermögensberatung

Die Vergütungsmodelle lassen sich im Wesentlichen in zwei Hauptkategorien einteilen: die provisionsbasierte und die honorarbasierte Finanzberatung.

  • Provisionsbasierte Finanzberatung: Hierbei refinanziert der Berater seine Dienstleistung über Provisionen für vermittelte Finanzprodukte. Dies kann zu einem Interessenkonflikt führen, wenn der Vermittler Produkte mit hohen Provisionen bevorzugt. Die konkrete Aufklärung über einkalkulierte Kosten (Provisionen) trägt dabei zur notwendigen Transparenz bei.
  • Gebühr vom verwalteten Vermögen: Übernimmt der Berater auch die anschliessende Vermögensverwaltung, erfolgt die Vergütung häufig über eine prozentuale Gebühr vom Vermögen. Diese beträgt durchschnittlich etwa ein Prozent und wird als Management Fee bezeichnet.
  • Honorarberatung: Hier wird der Berater für seine Dienstleistung direkt vom Kunden bezahlt. Dieses Modell kann für sehr vermögende Anleger finanziell lohnenswert sein, da es eine transparente Kostenstruktur bietet und Interessenkonflikte reduzieren kann. Sofern keine Pauschalpreise vereinbart werden, sind Stundensätze von etwa 200 Franken üblich.

Bei der Kosten-Nutzen-Abwägung sollten Anleger die Kosten der Beratung in Bezug auf die Qualität der Dienstleistung und die erwartete Rendite berücksichtigen.

Wichtig: Die Entwicklung des privaten Vermögens ist massgeblich von der Effizienz der Vermögensberatung sowie der laufenden Vermögensverwaltung abhängig. Werden etwa die Möglichkeiten der Säule 3a und die steuerlichen Gestaltungsmöglichkeiten optimal genutzt, kann sich dies am Ende mehr auszahlen als möglicherweise ersparte Honorarkosten und Gebühren für die Vermögensverwaltung.

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Wall Street Risiko

Keine Finanzplanung ohne fundiertes Risikomanagement

Risikomanagement ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Finanzplanung. Es zielt darauf ab, potenzielle Risiken zu identifizieren, diese zu bewerten sowie Massnahmen zu ihrer Reduzierung oder Eliminierung zu entwickeln. Dies trägt dazu bei, finanzielle Verluste zu minimieren, die Kapitalbasis zu schützen und langfristigen finanziellen Erfolg zu sichern.

Finanzberater können dabei eine wertvolle Unterstützung bei der Identifizierung und Umsetzung von Risikomanagementstrategien bieten. Sie verfügen über das Fachwissen und die Erfahrung, um Risiken zu identifizieren, zu bewerten und zu priorisieren. Weiterhin können sie massgeschneiderte Lösungen vorschlagen, die auf die spezifischen Bedürfnisse und Ziele des Klienten zugeschnitten sind.

Zu wesentlichen Elementen von Risikomanagementstrategien zählen:

  • Diversifikation: Eine der grundlegendsten Strategien zur Risikominderung ist die Diversifikation des Portfolios, um das Risiko zu streuen und die Auswirkungen von Marktschwankungen zu minimieren.
  • Versicherungen: Der Einsatz von Versicherungen zur Deckung spezifischer Risiken, wie Berufsunfähigkeit, Invalidität oder Tod, kann dazu beitragen, finanzielle Verluste im Schadensfall zu begrenzen.
  • Notfallfonds: Die Einrichtung eines Notfallfonds sorgt dafür, unvorhergesehene Ausgaben oder Einkommensausfälle zu bewältigen, ohne auf langfristige Sparziele oder Investitionen zurückgreifen zu müssen.
  • Regelmässige Überprüfung und Anpassung: Die Finanzmärkte und persönlichen Umstände ändern sich ständig. Eine regelmässige Überprüfung und Anpassung der Risikomanagementstrategien sind daher unerlässlich, um sicherzustellen, dass sie weiterhin den Bedürfnissen und Zielen entsprechen.

Risikomanagement ist ein integraler Bestandteil der Finanzplanung, der nicht nur dazu dient, potenzielle finanzielle Verluste zu minimieren, sondern auch hilft, finanzielle Ziele zu erreichen. Die Unterstützung durch erfahrene Finanzberater ist dabei äusserst wertvoll, um effektive Risikomanagementstrategien zu entwickeln und umzusetzen.

Lesetipp: Investieren in volatilen Märkten: Risikostrategien für Anleger

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Von der Finanzberatung zur Vermögensverwaltung

Vermögensberatung und Vermögensverwaltung sind zwei Dienstleistungen, die sich in ihrer Verantwortlichkeit und im Umfang der Dienstleistung unterscheiden. Diese Unterschiede haben Auswirkungen auf die Rechte, Pflichten und Haftung der Dienstleister.

Vermögensberatung vs. Vermögensverwaltung

Vermögensberatung bietet Anlagevorschläge und Beratung, wobei die Entscheidung über die Anlage letztlich beim Klienten liegt. Der Berater trägt keine direkte Verantwortung für die Anlageentscheidungen und deren Auswirkungen.

Bei der Vermögensverwaltung hingegen erteilt der Klient dem Vermögensverwalter eine Vollmacht, um in seinem Namen und auf seine Rechnung Anlageentscheidungen zu treffen. Nach der Festlegung einer Anlagestrategie im Beratungsgespräch übernimmt der Vermögensverwalter die vollständige Verantwortung für das Portfolio und dessen Performance. Dies schliesst die Auswahl, den Kauf und Verkauf von Anlagen, basierend auf der vereinbarten Strategie, ein.

Haftung und Verantwortung

Bei «Falschberatung» in der Vermögensberatung, welche zu Verlusten führt, ist die Haftung komplex. Grundsätzlich liegt die Verantwortung für die getroffenen Anlageentscheidungen beim Kunden, da dieser die endgültigen Entscheidungen trifft. Jedoch kann bei nachweislich falscher Beratung oder Informationsmangel der Berater haftbar gemacht werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Beratung nicht den Interessen des Klienten entsprach.

In der Vermögensverwaltung trägt der Vermögensverwalter eine grössere Verantwortung und damit auch ein höheres Haftungsrisiko. Da der Verwalter eigenständige Anlageentscheidungen trifft, ist er direkt für die Performance des Portfolios verantwortlich. Bei nachweislichem Fehlverhalten oder Missmanagement kann der Vermögensverwalter zur Rechenschaft gezogen werden.

Vermögensverwaltung: Umsetzung der Vermögensberatung

Eine professionelle Finanzberatung zahlt sich dann aus, wenn sie ebenso professionell umgesetzt wird. Dabei müssen für die Umsetzung zunächst entsprechende Finanzprodukte gefunden werden. Hat der Kunde die entsprechenden Anlageempfehlungen seines Beraters akzeptiert, beauftragt er den Kauf von Anlageinstrumenten wie Aktien, Anleihen oder Investmentfonds. Sofern Sie lediglich eine reine Vermögensberatung in Anspruch genommen haben, führen Sie die Orders selbst aus oder vergeben die Ausführung sowie die Verwaltung an einen weiteren Dienstleister – einer Vermögensverwaltung.

Mit der Trennung von Vermögensberatung und Vermögensverwaltung gehen Kunden möglichen Interessenkonflikten der Berater aus dem Weg. Häufig ist dies in der Praxis allerdings nicht umsetzbar oder hinsichtlich der Gesamtkalkulation aufgrund der Bepreisung unrentabel. Die Performance würde zu stark darunter leiden. Im Normalfall rechnet sich dies nur bei sehr hohen Vermögen.

Dennoch beweisen Vermögensverwaltungen wie Everon, dass auch bei mittleren Vermögensgrössen auf fundierte Vermögensberatung und Vermögensverwaltung nicht verzichtet werden muss. Everon übernimmt durch Nutzung digitaler Finanztools zu überschaubaren Gebühren Vermögensverwaltungen bereits ab 50’000 Franken. Dass mit diesem Ansatz ordentliche Renditen erzielbar sind, beweisen die Auszeichnungen des Wirtschaftsmagazins Bilanz in den vergangenen Jahren.

Nach Umsetzung der persönlichen Anlagestrategie wird das Portfolio von der Vermögensverwaltung überwacht und laufend den jeweiligen Marktbedingungen sowie den Zielen des Kunden angepasst. Das bedeutet, dass die Finanzberatung und die Vermögensverwaltung auch bei Eintritt neuer Lebenssituationen die finanzielle Sicherheit im Fokus hat und dazu entsprechende Massnahmen empfiehlt oder ergreift. Kompetente Vermögensverwaltungen zeichnen sich dabei durch eine transparente Berichterstattung über die Performance und die Gebühren aus.

Lesetipp: Vermögensverwaltungsmandate: Definition, Bedeutung & Vorteile

gute Beratung

Fazit

Eine professionelle Finanzberatung ist in bestimmten Lebensphasen von essenzieller Bedeutung, um finanzielle Ziele und Sicherheit zu gewährleisten. Dabei ist es wichtig, einen qualifizierten und erfahrenen Finanzberater zu wählen, der auf die individuelle Situation und Bedürfnisse des Kunden eingeht. Bei der Auswahl des Beraters sollten Kunden auf offiziell anerkannte Bildungsabschlüsse, Unabhängigkeit, Transparenz der Gebühren und Referenzen achten.

Zu Finanzthemen finden Privatpersonen zur ersten Orientierung auf der Website der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA) einfach verständliche Informationen. Die FINMA führt auch Listen, die Anleger vor Gefahren auf dem Finanzmarkt warnen.

Zudem ist eine fundierte Risikomanagementstrategie unverzichtbar, um finanzielle Verluste zu minimieren und langfristigen Erfolg zu sichern. Bei mittleren Einkommen ist die Vermögensberatung und die Vermögensverwaltung häufig bei einem Dienstleister vereint, damit die Performance nicht zu stark durch Gebühren belastet wird. Qualifizierte Berater zeichnen sich durch eine transparente Berichterstattung und regelmässige Überprüfung des Portfolios aus.

Quellenangaben

Diversifizierung als Schlüssel zur Minimierung von Risiken im Portfolio

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Als Anleger stehen Sie permanent vor der Herausforderung, Renditechancen zu nutzen und gleichzeitig das Risiko zu reduzieren. Dabei ist die viel zitierte Portfolio Diversifikation ein entscheidendes Element. Das bedeutet: Anstatt alles auf eine Karte zu setzen, investieren Anleger in eine Reihe verschiedener Finanzprodukte und Anlageklassen. Dadurch verteilen sie ihre Erfolgschancen auf mehrere Standbeine und erzielen ein dauerhaft stabiles Ergebnis.

Die Beherrschung der Diversifizierung ist entscheidend für die Optimierung der Leistung und Widerstandsfähigkeit eines Portfolios. Die Strategie gleicht riskante oder zeitweise negative Entwicklungen bestimmter Investments aus.

Übersetzt bedeutet Diversifikation „Vielfalt“. Doch wie kann die gebotene Vielfalt bei der Kapitalverteilung umgesetzt werden? Dazu ist es elementar, sich über die verschiedenen Formen wie Anlageklassen oder Regionen zu informieren. In diesem Beitrag erhalten Sie dazu einen ersten Überblick.

Das Wichtigste in Kürze

  • Diversifikation bedeutet, mit Vielfalt Anlagerisiken zu reduzieren
  • Risikostreuung ist für institutionelle Anleger wie für Privatanleger existenziell
  • Diversifikation Aktien: Chancen nutzen bei vertretbarem Risiko
  • Persönliche Voraussetzungen entscheiden über die Diversifikationsstrategie
  • Einfache und kostengünstige Diversifikation ermöglichen ETFs
Diversifikation Beispiele

Diversifikation: Definition, Erklärung und Beispiel

Das bekannte Sprichwort gibt den Rat, nicht alles auf eine Karte zu setzen und betont damit die Bedeutung der Risikostreuung. Dieses Konzept wird im Finanzsektor gemeinhin als Diversifizierung bezeichnet. In der Forschung und in der Literatur werden immer wieder betont, wie wichtig eine diversifizierte Asset Allocation – also eine Streuung der Investitionen auf verschiedene Anlageklassen – ist. Es ist entscheidend, um die Risiko-Rendite-Dynamik zu optimieren und einen nachhaltigen Anlageerfolg zu erzielen.

Das Hauptziel der Diversifizierung ist die Risikominderung durch Streuung der Anlagen auf verschiedene Instrumente. Damit werden die Auswirkungen ungünstiger Entwicklungen bei einer einzelnen Anlage verringert. Dieses Grundprinzip beruht auf der Vorstellung, dass verschiedene Vermögenswerte oft unterschiedliche und nicht korrelierte Preisbewegungen aufweisen. Dies gilt darüber hinaus auch innerhalb der einzelnen Anlageklassen. So führt die Diversifikation bei Aktien etwa zu einem ausgewogenen Risiko-Rendite-Verhältnis.

Das Herzstück der Diversifizierung ist demnach die Korrelation. Diese gibt an, wie sich die Renditen verschiedener Vermögenswerte oder Anlageklassen zueinander verhalten. Eine positive Korrelation zeigt an, dass sich die Renditen im Gleichschritt bewegen, während eine negative Korrelation gegenläufige Bewegungen anzeigt. Ein Portfolio mit niedrigen Korrelationen zwischen den einzelnen Anlagen bietet eine höhere Diversifizierung und damit ein geringeres Risiko.

Portfolio Diversifikation und der Nobelpreis

1952 stellte der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Harry Markowitz seine Portfoliotheorie vor, in der er die wissenschaftliche Begründung und Quantifizierung der Risikostreuung bei Investitionen darlegte.

Er ermittelte die Wertpapiere sowie deren Anteil, die für ein optimales Portfolio erforderlich sind, um das Risiko zu minimieren, ohne die erwartete Rendite zu beeinträchtigen. Der Wissenschaftler berücksichtigte dabei die Präferenzen der Anleger hinsichtlich Risiko, Rendite und Liquidität.

Für diese Arbeit wurde Markowitz 1990 mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geehrt.

Lesetipp: Anlagestrategie im Fokus: Die Macht der Einkommensstrategie

Risikomanagement

Risikomanagement sowohl für institutionelle Anleger als auch Privatanleger existenziell

Diversifizierung dient als Schutz gegen die Unberechenbarkeit und Volatilität der Finanzmärkte. Durch die Streuung der Anlagen auf verschiedene Anlageklassen, wie Aktien, Anleihen, Immobilien und Rohstoffe, können Anleger das Risiko verteilen und die Auswirkungen ungünstiger Marktbewegungen auf ihr Gesamtportfolio minimieren.

Ferner ist die Diversifizierung ein leistungsfähiges Instrument zur Optimierung der risikobereinigten Rendite. Durch Diversifikation des Portfolios können Anleger potenziell ein günstigeres Gleichgewicht zwischen Risiko und Rendite erzielen, was die Gesamtperformance ihrer Portfolios optimiert. Dieser Risikomanagementansatz ist ein Eckpfeiler einer soliden langfristigen Anlagestrategie.

Die Diversifizierung ist nicht auf eine bestimmte Gruppe von Anlegern beschränkt. Die Grundsätze der Diversifikation gelten von Einzelanlegern, die sich eine sichere finanzielle Zukunft aufbauen wollen, bis zu institutionellen Anlegern, die grosse Portfolios verwalten.

  • Privatanleger, insbesondere solche mit langfristigen finanziellen Zielen, können von dem Schutzschild der Diversifizierung erheblich profitieren. Durch die Diversifizierung ihrer Anlagen können Einzelpersonen die Volatilität der Finanzmärkte mit grösserer Zuversicht meistern. Sie wissen, dass ihre Portfolios gegen unvorhergesehene Marktabschwünge abgesichert sind.
  • Institutionelle Anleger, wie Pensionsfonds, Stiftungen und Vermögensverwaltungsgesellschaften, nutzen Diversifizierung, um die finanziellen Interessen ihrer Stakeholder zu schützen. Der Umfang der institutionellen Portfolios erfordert schliesslich ein sorgfältiges Risikomanagement und macht die Diversifizierung zu einem unverzichtbaren Instrument.

Lesetipp: Investieren in volatilen Märkten: Risikostrategien für Anleger

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Portfolio Diversifikation vs. Klumpenrisiken: Das sind die Szenarien

Um die Unterschiede zwischen einem diversifizierten Portfolio und einem Portfolio mit Klumpenrisiko zu verdeutlichen, werden nachfolgend zwei hypothetische Anlageportfolios miteinander verglichen.

Zwei Anleger verfügen über ein Anlagevermögen von CHF 500.000. Damit sind sie am Finanzmarkt wie folgt investiert:

  • Anleger A: Das Portfolio ist auf Technologiewerte innerhalb einer geografischen Region fokussiert.
  • Anleger B: Die Anlagen sind auf verschiedene Anlageklassen (Aktien, Anleihen und Rohstoffe) sowie auf verschiedene Branchen verteilt und zeigen eine geografische Streuung.

Die potenziellen Unterschiede in der Performance und der Risikoexposition zwischen diesen beiden Portfolios sind erheblich.

Während ein diversifiziertes Portfolio aufgrund seines Engagements in verschiedenen Marktbereichen stabilere und beständigere Renditen erzielen kann, kann ein gebündeltes Portfolio mit erhöhter Volatilität und potenziellen Verlusten konfrontiert sein, wenn der konzentrierte Sektor oder die Region einen Abschwung erlebt.

Die folgenden Szenarien sind hypothetisch. Sie verdeutlichen jedoch die unterschiedlichen Auswirkungen.

  • Szenario 1 – negative Marktentwicklung: In einem Szenario, in dem der Markt um 30 Prozent einbricht, können die diversifizierten Bestände von Portfolio B die Auswirkungen abmildern, sodass der Wert nur um 10 Prozent sinkt. Portfolio A hingegen, das mit einem Klumpenrisiko behaftet ist, könnte einen Rückgang von 35 Prozent erleiden, was die erhöhte Anfälligkeit konzentrierter Portfolios unter ungünstigen Marktbedingungen verdeutlicht.
  • Szenario 2 – normale Marktentwicklung: Wenn der Markt insgesamt um 5 Prozent steigt, kann das diversifizierte Portfolio A einen Wertzuwachs von 3 Prozent verzeichnen und so vom allgemeinen Marktaufschwung profitieren. Im Gegensatz dazu könnte das konzentrierte Engagement von Portfolio A zu einem Wertzuwachs von 7 Prozent führen, der durch die positive Entwicklung der spezifischen Branche, in der es stark investiert ist, verstärkt wird.
  • Szenario 3 – positive Wertentwicklung: Wenn der Markt allgemein um 15 Prozent steigt, kann der diversifizierte Ansatz von Portfolio B zu einem Wertzuwachs von 8 Prozent führen, da er das allgemeine Marktwachstum auffängt. Im Gegensatz dazu kann Portfolio A mit seiner Konzentration einen beträchtlichen Wertzuwachs von 20 Prozent erzielen, da es von der starken Performance seiner Schwerpunktbranche profitiert.

Das Verständnis der mit beiden Portfoliostrategien verbundenen Chancen und Risiken ist von grösster Bedeutung. Ein diversifiziertes Portfolio bietet Stabilität und das Potenzial für beständige Erträge. Es kann aber die Chancen im Falle einer aussergewöhnlichen Entwicklung in einem bestimmten Sektor oder einer bestimmten Region begrenzen.

Andererseits bietet ein konzentriertes Portfolio die Chance auf beträchtliche Gewinne, wenn der spezifische Schwerpunktbereich ein aussergewöhnliches Wachstum erfährt. Allerdings birgt es das Risiko erheblicher Verluste, wenn dieser Sektor oder diese Region mit Herausforderungen konfrontiert wird.

Lesetipp: Portfolio Rebalancing – warum es so wichtig ist

Arten von Diversifikation

Arten von Diversifikation im Portfolio

Es gibt verschiedene Arten der Diversifikation, die Anleger in ihrem Portfolio umsetzen können. Diese Arten unterscheiden sich in der Art und Weise, wie das Portfolio gestreut wird.

Zunächst unterscheidet sich die Diversifikation in drei Bereiche:

  • Horizontale Diversifikation: Die horizontale Diversifikation bezieht sich auf die Streuung des Portfolios innerhalb einer Anlageklasse. Das bedeutet, dass Anleger ihr Geld in verschiedene Wertpapiere innerhalb derselben Anlageklasse investieren. So kann ein Investor innerhalb der Diversifikation bei Aktien in Aktien von Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen investieren, um das Risiko zu minimieren.
  • Vertikale Diversifikation: Die vertikale Diversifikation bezieht sich auf die Streuung des Portfolios über verschiedene Anlageklassen hinweg. Anleger können ihr Geld in verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, Rohstoffe oder Immobilien investieren. Das Risiko wird reduziert, da sich die verschiedenen Anlageklassen gewöhnlich unterschiedlich entwickeln.
  • Geografische Diversifikation: Hiermit ist die Aufteilung der Investitionen auf verschiedene Länder gemeint. Anleger investieren ihr Geld in Unternehmen aus verschiedenen Ländern, um so das Risiko zu minimieren. Auf diese Weise können sie von der wirtschaftlichen Entwicklung in verschiedenen Ländern profitieren und gleichen Risiken aus wirtschaftlichen Problemen bestimmter Länder aus.

Diversifikation nach Assetklassen

Das Vermögen auf verschiedene Assetklassen zu verteilen, zählt zu den wesentlichen Instrumenten des Risikomanagements.

Wesentliche Assetklassen sind:

  • Aktien: Mit Aktien investieren Anleger in Unternehmen. Sie können in verschiedene Kategorien unterteilt werden, wie Wachstumsaktien, Dividendenaktien oder Blue‑Chip-Aktien. Mit Aktien erzielen Anleger erfahrungsgemäss höhere Renditen als mit festverzinslichen Wertpapieren, was allerdings mit höheren Risiken verbunden ist.
  • Anleihen: Hierbei handelt es sich um Schuldtitel, die von Staaten, Unternehmen oder anderen Organisationen ausgegeben werden. Anleger erhalten regelmässige Zinszahlungen und das Kapital wird am Ende der Laufzeit zurückgezahlt. Anleihen sind in der Regel weniger riskant als Aktien, bieten jedoch langfristige betrachtet niedrigere Renditen.
  • Immobilien: Immobilien gelten als recht wertstabil. Da die Investitionen schwerer liquidierbar sind, sollten Investoren bereits über ein gewisses Geldvermögen verfügen, bevor sie sich mit Immobilien für längere Zeit festlegen. Neben dem Kauf von Eigenheimen bieten sich Investitionen in REITs (Real Estate Investment Trusts) oder Immobilienfonds an.
  • Rohstoffe: Dazu gehören Gold, Silber, Öl oder Agrarrohstoffe. Rohstoffe können zur Absicherung gegen Inflation und Währungsschwankungen dienen, da ihr Wert in der Regel unabhängig von den Aktien- und Anleihemärkten ist.
  • Alternative Investments: Dazu gehören Hedgefonds, Private-Equity-Fonds, Kunstwerke, Sammlerstücke und weitere alternative Anlageformen.

Branchen- und Sektorendiversifikation

Mit einer Branchenstreuung werden negative Entwicklungen spezifischer Branchen ausgeglichen.

Bekannte Branchen sind:

  • Technologie
  • Gesundheitswesen
  • Energie
  • Finanzen
  • Konsumgüter
  • Industrie

Lesetipp: Geld anlegen in der Schweiz: Anlagestrategien und das 1×1 des Anlegens

Berufszweige

Risikostreuung je nach Investmentstrategie und Anlagehorizont

Um eine geeignete Investmentstrategie festzulegen, ist zunächst der Anlagehorizont sowie die individuelle Risikotoleranz entscheidend.

  • Defensiv: Hier liegt der Fokus auf Werterhalt oder die Generierung eines sicheren Einkommens. Diese konservative Strategie zielt auf Anlagen wie festverzinsliche Wertpapiere oder Festgelder ab. Der Anlagehorizont ist eher kurz.
  • Ausgewogen: Die Strategie beinhaltet eine ausgewogene Mischung aus festverzinslichen Wertpapieren sowie einem geringen Anteil an renditeträchtigen Anlagen wie Aktien. Das Ziel: Kapitalwachstum bei überschaubarem Risiko.
  • Wachstum: Die Strategie geht meistens mit einem überwiegenden Aktienanteil einher. Hohe Erträge stehen dabei im Fokus, wofür auch höhere Risiken eingegangen werden.

Diversifikation innerhalb der Anlageklasse

Innerhalb einer Anlageklasse sind jeweils differenzierte Parameter für eine sinnvolle Diversifizierung zu berücksichtigen. Bei den wichtigen Anlageklassen Aktien und Anleihen wird dies in den nächsten zwei Abschnitten erläutert.

Aktien: Volatilität und Korrelation

Volatilität bedeutet die Standardabweichung bei den Kursbewegungen. Dabei kann selbst ein Portfolio, welches ausschliesslich Aktien mit einer hohen Volatilität beinhaltet, insgesamt weniger risikoreich sein. Denn beim richtigen Mix können an einem Tag einige Aktien stark fallen und gleichzeitig andere im Kurs steigen. So kann ein Portfolio mit relativ risikoreichen Investments die Rendite steigern und das eingegangene Risiko mit risikoarmen Titeln ausgleichen.

Der Korrelationskoeffizient ist entscheidend für das Verhältnis von Wertpapieren zueinander. Er bewegt sich zwischen -1 und +1. Ein Korrelationskoeffizient von -1 besagt, dass sich die Aktien genau in die entgegengesetzte Richtung bewegen, wobei eine Aktie fällt, während die zweite im gleichen Masse steigt. Ein Wert von +1 zeigt, dass sich die Aktien identisch verhalten und ein identisches Renditemuster aufweisen. Diese hohe Korrelation zwischen den Aktien impliziert ein ähnliches Verhalten bei ihren Bewegungen. Ein Wert von 0 bedeutet, dass überhaupt keine lineare Korrelation besteht.

Aktien innerhalb einer Branche weisen in der Regel eine sehr hohe Korrelation auf, da sie sich aufgrund ihrer Abhängigkeit vom Sektor ähnlich verhalten. Durch Diversifizierung kann diese Abhängigkeit gemildert und das Risiko verringert werden, indem Aktien mit geringerer Korrelation ausgewählt werden.

Anleihen: Emittentenrisiko

In der vermeintlich sicheren Anlageklasse besteht das Risiko vorrangig im Ausfall des Schuldners. Diversifikation kann hier bedeuten, in Staatsanleihen von Ländern mit guten Ratings zu investieren und parallel mit Unternehmensanleihen die Rendite bei erhöhtem Risiko zu steigern.

Einfach und günstig Diversifikation umsetzen: ETFs

Individuell in Aktien und Anleihen zu investieren, kann sowohl zeitaufwendig als auch kostspielig sein. Fondsgesellschaften übernehmen diesen Prozess. Ein Aktienfonds, der die grössten Unternehmen der Industrieländer zusammenfasst, ist für viele ein guter Ausgangspunkt. Besonders kostengünstig sind ETFs, die etablierte Aktienindizes abbilden, welche wiederum die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Landes, einer Region oder eines Sektors widerspiegeln. Ein ETF-Portfolio ermöglicht somit breiten Anlegerkreisen eine einfache und kostengünstige Diversifikation.

Lesetipp: Die bedeutendsten Schweizer Aktienindizes im Überblick

Risiko reduzieren

Risikominimierung: Möglichkeiten und Grenzen

In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass in Zeiten hoher Marktvolatilität eine wirksame Diversifizierung Portfolios vor erheblichen Abschwüngen schützt. Auf die Risikotoleranz und die Anlageziele der Kunden zugeschnittene Asset-Allocation-Strategien haben selbst in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld zu nachhaltigen Erträgen geführt.

Doch auch hierbei gilt der Grundsatz, dass Risiko und Rendite grundsätzlich in einem abhängigen Verhältnis stehen. Wer versucht, jedes vermeintliche Risiko auszugleichen, wird am Ende keine Rendite mehr einfahren. Anleger müssen daher wissen, dass insbesondere das systematische Risiko niemals vollkommen ausgeschlossen werden kann.

Systematisches vs. unsystematisches Risiko

Die Diversifizierung ist ein leistungsfähiges Instrument zur Risikominderung. Dennoch gibt es, speziell im Zusammenhang mit dem systematischen und unsystematischen Risiko, klare Grenzen. Das systematische Risiko, auch als Marktrisiko bezeichnet, bezieht sich auf den Gesamtmarkt oder die Gesamtwirtschaft und kann nicht „weg diversifiziert“ werden. Das unsystematische Risiko, das auch als spezifisches Risiko bezeichnet wird, kann dagegen durch Diversifizierung in Bezug auf einzelne Vermögenswerte oder Sektoren gemildert werden. Dieses Risiko besteht bei Aktien etwa aus den Faktoren, die das Management eines Unternehmens beeinflusst.

Lesetipp: Börsencrash: Aktienmarkt am Boden – wie sollte man reagieren?

Umsetzung Diversifikation

Diversifizierungsstrategien implementieren: Praktische Umsetzung

Die Diversifikation eines Portfolios kann nur gelingen, wenn die Investitionsstrategie feststeht. Diese ist im Wesentlichen vom Anlagehorizont und der persönlichen Risikoneigung abhängig. Danach ergibt sich eine sinnvolle Aktienquote, die im Kontext zu Alter, Vermögen und Einkommen stehen sollte.

Bei der Auswahl der Assetklassen geht es zunächst vor allem um Aktien, Anleihen, Rohstoffe und gegebenenfalls Immobilien. Bei der Auswahl ist es ratsam, dabei in verschiedene Branchen und Regionen zu investieren. Exchange-Traded Funds ermöglichen Privatanlegern einen sehr einfachen und kostengünstigen Zugang zu verschiedenen Anlageklassen und liefern die Diversifikation gleich mit.

Wer direkt in einzelne Titel investiert, berücksichtigt bei der Auswahl Korrelation und Volatilität. Eine Korrelationsanalyse hilft dabei, die Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Anlagen zu verstehen. Hierbei werden historische Daten verwendet, um die Korrelationen zu berechnen. Auf Basis dieser Informationen können geeignete Anlagen ausgewählt werden, die eine niedrige Korrelation aufweisen.

Fazit: Von der Macht der Diversifikation profitieren alle Anleger

In Zeiten von Ungewissheit und Marktschwankungen ist eine Diversifizierung wichtiger denn je, auch wenn sie eine immer grössere Herausforderung darstellt.

Unter diesen Marktbedingungen ist die Ausweitung auf zusätzliche Anlageklassen wie Rohstoffe, Währungen, Gold, digitale Vermögenswerte notwendig. Die Umsetzung von Strategien, die auf Markttrends und Marktveränderungen reagieren, kommen dazu. Die gute Nachricht ist, dass der Zugang zu diesen Optionen nicht mehr auf grosse institutionelle Investoren beschränkt ist. Innovative digitale Vermögensberatungen ermöglichen einem breiten Anlegerkreis, professionell zu agieren. Deshalb ist es wichtig, auf Diversifizierung zu setzen, umfassende Informationen zu sammeln und sich bei Bedarf von Experten beraten zu lassen.

Zinssätze in der Schweiz: Treiber, Prognosen und strategische Empfehlungen

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In den vergangenen Monaten haben sich die Zinssätze aufgrund der starken Inflation, insbesondere in den USA und der EU, deutlich erhöht. Obwohl die Schweiz von dieser Entwicklung nicht so stark betroffen war, verzeichnete auch sie einen Anstieg der Inflation und der Zinssätze für Fremdkapital sowie Geldanlagen.

Die Zinssätze der Zentralbanken haben einen deutlichen Einfluss auf die Finanzmärkte sowie die Immobilienmärkte. Angesichts dieser Entwicklungen ist es wichtig, die Zusammenhänge und Einflussfaktoren im Kontext der Zinsentwicklung in der Schweiz zu kennen.

Dieser Beitrag informiert Anleger und Kreditnehmer über die aktuellen Entwicklungen der Zinsen in der Schweiz und wie diese zustande kommen. Ferner führt ein Ausblick zu strategischen Empfehlungen sowohl für Anleger als auch für potenzielle Immobilienkäufer.

Das Wichtigste in Kürze

  • Den Leitzins legt in der Schweiz die Schweizerische Nationalbank (SNB) fest
  • Die Zinsen in der Schweiz sind im weltweiten Vergleich niedrig
  • Sparer erhalten wieder Zinsen. Inflationsbedingt verlieren Sparguthaben real an Wert
  • Immobilienkäufer sollten niedrige Zinsen lange festschreiben
  • Trotz gestiegener Zinsen erfordert die private Vermögensplanung Diversifikation
Zinsen Schweiz

Zinsen in der Schweiz: Aktuelle Situation

Die Zinskonditionen berühren auch in der Schweiz nahezu alle Teile der Gesellschaft: Anleger, Kreditnehmer sowie die gesamte Wirtschaft. Dabei sind es jeweils spezifische Zinssätze, die je nach Bedarf entscheidend sind.

Grundsätzlich gibt es vier Hauptarten von Zinssätzen:

1. Leitzinsen: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) legt den Leitzins in der Schweiz fest. Kreditinstitute haben die Möglichkeit, kurzfristig Gelder zu diesen Konditionen bei der SNB anzulegen oder aufzunehmen. Der Leitzins liegt aktuell bei 1.75 Prozent (Stand 18.12.2023).

Ein Referenzzinssatz ist ebenso der SARON (Swiss Average Rate Overnight), welcher den LIBOR als bis 2021 wesentlichen Referenzzinssatz abgelöst hat. Er wird täglich berechnet und basiert auf dem durchschnittlichen Zinssatz der von Finanzinstituten in der Schweiz getätigten Geldmarktgeschäfte. Der SARON gilt als robuster Referenzzinssatz für zahlreiche Schweizer Finanzprodukte und wird von der SIX (Swiss Exchange) berechnet und veröffentlicht. Per 15.12.2023 stand der SARON bei 1.70 Prozent.

2. Geldmarktzinsen: Hierunter fallen die Marktzinsen für kurzfristige Gelder mit Laufzeiten bis zu zwölf Monaten.

3. Kapitalmarktzinsen: In diesem Bereich fallen die Marktzinsen mit Laufzeiten oberhalb 12 Monaten und bis zu 30 Jahren oder mehr.

4. Hypothekarzinsen: Diese Zinsen unterliegen einer ähnlichen Entwicklung wie Geldmarktzinsen oder Kapitalmarktzinsen. Allerdings sind die Konditionen von weiteren Faktoren abhängig wie die Bonität der Kunde, die Geschäftspolitik der jeweiligen Bank sowie deren Refinanzierungsmöglichkeiten.

In den folgenden Kapiteln erhalten Sie eine jeweils kurze Erklärung der wesentlichen Zinsprodukte sowie Kreditformen mit den entsprechenden Zinssätzen in der Schweiz.

Sparzinsen

Wie der Name bereits suggeriert, dient ein Sparkonto dem Ansparen von Kapital oder als Reserve. Es ist also insbesondere für die kurzfristige Geldanlage geeignet. Die Sparzinsen in der Schweiz variieren je nach Bank und Art des Sparkontos. Im Durchschnitt liegt der Zinssatz für Schweizer Sparkonten für Erwachsene derzeit bei rund 0.8 Prozent. Ähnliche Zinsen bieten die Freizügigkeitsstiftungen auf den Freizügigkeitskonten. Das Zinsniveau orientiert sich an die Entwicklung des Leitzinssatzes. Meistens werden Sparkonten von den Banken ohne Gebühren angeboten.

Es gibt jedoch Unterschiede zwischen den einzelnen Banken, weswegen sich ein Zinsvergleich der Sparzinsen lohnt. Die Bandbreite geht derzeit von 0.38 Prozent bis 1.25 Prozent (Stand 18.12.2023). Auf Jugendsparkonten werden oft höhere Zinsen gezahlt. Ferner locken die Banken teilweise neue Kunden mit Sonderkonditionen für Neugelder.

Schweizer Sparkonten haben im Vergleich zu Privatkonten in der Regel eingeschränktere Rückzugsbedingungen, die oft auf monatliche, halbjährliche, vierteljährliche oder jährliche Abhebungen beschränkt sind. Beschränkungen auf 50’000 CHF jährlich sind nicht unüblich. Je nach Bedarf bietet sich daher für Anleger an, mehrere Sparkonten zu eröffnen.

Tipp: Mehr zur Freizügigkeit bei Everon

Zinsen für Kassenobligationen, Festgeldkonten und Termingeldkonten

Der Begriff Festgeld steht in der Schweiz normalerweise für Anlagen mit einem festen Zins bei Laufzeiten von bis zu einem Jahr. Im Gegensatz zu Kassenobligationen stellen sie keine Wertpapiere dar.

Bei Kassenobligationen, Festgeldkonten und Termingeldkonten erhalten Anleger für ihre Einlage innerhalb der Laufzeit etwas höhere garantierte Zinsen als dies bei Sparkonten üblich ist. Dafür können die Gelder bei diesen Anlageformen nicht vor Ablauf der Laufzeit bezogen werden. Auch für die Entwicklung der Zinsen im Bereich der festen Zinsen für bestimmte Laufzeiten spielt der Leitzins eine entscheidende Rolle. Die konkreten Zinsen werden von den Schweizer Banken je nach Geschäftspolitik und Kalkulationsgrundlagen festgelegt.

Per Mitte Dezember 2023 können Anleger bei Kassenobligationen für Laufzeiten von einem Jahr mit 1.2 bis 1.4 Prozent und bei zweijährigen Laufzeiten mit 1.5 bis 1.6 Prozent Zinsen rechnen.

Zinsen für Konsumkredite

Privatkredite erhalten Privatkunden derzeit in der Schweiz ab etwa 5 Prozent (Stand 18.12.2023). Der Bund beschränkt per Gesetz die Höchstzinssätze für Konsumkredite. Dabei lehnt sich der Gesetzgeber an die Entwicklung des Referenzzinssatzes an und passt die Höchstzinssätze regelmässig an.

Ab 1. Januar 2024 gelten für Konsumkredite folgende Höchstzinssätze:

  • Privatkredite: 12 Prozent
  • Überziehungskredite, Teilzahlungsoptionen: 14 Prozent

Hypothekarzinsen

Die Hypothekarzinsen in der Schweiz variieren je nach Art der Hypothek, Laufzeit und Anbieter.

Wesentliche Arten von Hypotheken sind:

  • Festhypotheken: Diese Hypotheken haben einen festen Zinssatz für eine vereinbarte Laufzeit. Die Zinssätze für Festhypotheken variieren je nach Laufzeit. So betragen die Zinssätze in der Schweiz für eine einjährige Festhypothek Mitte Dezember 2023 etwa 1.7 Prozent bis 2.00 Prozent, für eine fünfjährige Festhypothek etwa 1,70 Prozent bis 2,40 Prozent und für eine zehnjährige Festhypothek rund 1.90 Prozent bis 2.50 Prozent.
  • Variable Hypotheken: Bei dieser Finanzierungsform kann sich der Zinssatz ändern. Die Zinssätze für variable Hypotheken liegen Mitte Dezember 2023 durchschnittlich bei etwa 2.8 Prozent.
  • SARON-Hypotheken: Bei dieser Form einer Hypothek ist der Zinssatz an den SARON gekoppelt. Die Zinssätze für SARON-Hypotheken liegen derzeit (Stand 18.12.2023) zwischen 0.60 Prozent und 2.9 Prozent.

Die tatsächlichen Zinssätze, welche ein Kreditnehmer erhält, sind von verschiedenen Faktoren abhängig. Dazu zählen die Kreditwürdigkeit der Kreditnehmer, der Belehnungsquote der Immobilie und die allgemeinen Marktbedingungen. Somit ist auch hier ein Zinsvergleich zwischen den Hypothekenanbietern angesagt.

Einflussfaktoren Zins

Zinsniveau: Wesentliche Einflussfaktoren

Die Zinssituation in der Schweiz wird von verschiedenen Einflussfaktoren geprägt, darunter wirtschaftliche, politische und marktbedingte Faktoren.

Die Einflussfaktoren auf das Zinsniveau umfassen insbesondere:

  • die ausländische Zinsentwicklung,
  • die Inflationsrate,
  • die Konjunktur und
  • die Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank.

Steigende Zinsen im Ausland wirken sich auch auf die Zinsentwicklung in der Schweiz aus. Schliesslich muss die Schweiz nachhaltig für ausländische Investoren interessant bleiben.

Inflation und Deflation wirken auf den Marktzins. Bei Geldanlagen wird bei hohen Preissteigerungsraten eine Art Risikoprämie verlangt, da Anleger erwarten, die zu erwartende Preissteigerung ausgeglichen zu bekommen. Hierbei sieht die Schweiz im internationalen Vergleich weiterhin gut aus, sodass die SNB derzeit keinen Grund sieht, die Leitzinsen weiter anzuheben. So lag die Teuerungsrate nach einem Bericht der NZZ vom 14.12.2023 in den USA im November noch bei 3.1 Prozent und im Euro-Raum bei 2.4 Prozent. In der Schweiz hingegen ist sie bereits wieder auf 1.4 Prozent gefallen.

Die Konjunkturentwicklung hat ebenfalls Einfluss auf das allgemeine Zinsniveau. In Zeiten der Hochkonjunktur nehmen Investitionen zu und infolgedessen der Kapitalbedarf. Dadurch tendieren die Zinsen nach oben. Auf die gleiche Weise funktioniert die Auswirkung bei schwächelnder Konjunktur und fallenden Zinsen.

Die Schweizerische Nationalbank hat einen direkten Einfluss auf die Zinsen, insbesondere durch den Leitzins, der zur Steuerung der Geldpolitik und der Beeinflussung der Wirtschaft verwendet wird.

Weltweite Zinsen

Zinsen Schweiz: Vergleich mit internationalen Entwicklungen

Im Vergleich zu den grossen Währungsräumen sind die Schweizer Zinssätze niedriger und weniger volatil.

Die Leitzinssätze der Schweizerischen Nationalbank und anderer wichtiger Zentralbanken im Vergleich (Stand 18.12.2023):

  • Schweiz – Schweizerische Nationalbank: 1.75 Prozent
  • Euroland – Europäische Zentralbank (EZB): 4.5 Prozent
  • USA – US-Notenbank (Fed): 5.5 Prozent

Die Zentralbanken treffen ihre Entscheidungen basierend auf der Analyse von Wirtschaftsdaten und der Beurteilung der wirtschaftlichen Aussichten. Zwar konnte auch die Schweiz sich negativen Einflüssen wie die gestiegene Teuerungsrate nicht ganz entziehen. Insgesamt zeigt der internationale Vergleich jedoch die vergleichsweise stabile Schweizer Wirtschaft.

Vielfältige Gründe für Zinsänderungen

Die Zentralbanken treffen ihre Entscheidungen basierend auf der Analyse von Wirtschaftsdaten und der Beurteilung der zukünftigen wirtschaftlichen Aussichten.

Eine der Hauptursachen für Zinsänderungen ist die Inflation. Wenn die Inflation steigt, kann die Zentralbank die Zinsen erhöhen, um die Geldmenge zu reduzieren und die Inflation einzudämmen.

Zinsänderungen können auch als Reaktion auf Konjunkturzyklen erfolgen. In Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs kann die Zentralbank die Zinsen erhöhen, um eine Überhitzung der Wirtschaft zu verhindern. In Zeiten der wirtschaftlichen Abschwächung werden Zentralbanken die Zinsen eher senken, um die Wirtschaft anzukurbeln.

Ferner erfolgen Zinsänderungen als Reaktion auf Wechselkursschwankungen. Wenn die Währung eines Landes zu stark wird, kann die Zentralbank die Zinsen erhöhen, um den Zustrom ausländischen Kapitals zu begrenzen und den Wechselkurs zu stabilisieren.

Zu beachten ist ausserdem, dass sich internationale Zinsänderungen mittelbar auf die Schweiz auswirken. So wirkt die Beeinflussung des Wechselkurses auf die Exportwirtschaft. Ferner wird durch eine Erhöhung der Zinsen im Ausland möglicherweise Geld aus der Schweiz abgezogen. Und wie die Erfahrung zeigt, zieht eine Abkühlung der Wirtschaft in Europa auch die Schweiz in Mitleidenschaft.

Historie Zinsen

Ein Blick auf die historische Zinsentwicklung

Das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) hat mehrere Forschungsprojekte initiiert, um Erkenntnisse zum derzeitigen Niedrigzinsumfeld zu gewinnen. Im Rahmen dieser Studie wurde die Entwicklung von Zinsen, Wechselkursen und Teuerungsraten seit Mitte des 19. Jahrhunderts bis 2020 erforscht.

Der Realzins ist in der Schweiz derzeit auf einem sehr tiefen Niveau, was aber historisch nicht ungewöhnlich ist. Die Studie vergleicht die Situation in der Schweiz mit derjenigen ihrer wichtigsten Handelspartner in einer langfristigen Perspektive seit Mitte des 19. Jahrhunderts.

Der Schweizer Nominalzins auf Frankenobligationen (Laufzeiten ab fünf Jahre) entwickelte sich im Vergleich zu anderen Ländern anders. Insbesondere waren die Zinsen in der Schweiz bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs höher. Speziell in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg waren sie besonders hoch. In den vergangenen 30 Jahren sind dann die Nominalzinsen in der Schweiz kontinuierlich gefallen – nach 2015 sogar in den negativen Bereich. 2023 hat jedoch eine Gegenbewegung eingesetzt.

Der reale (inflationsbereinigte) Zinssatz war bis 1930 stabil, bevor er deutlich sank. Danach blieb er bis 1980 auf einem niedrigen Niveau und stieg dann bis Mitte der 1990er-Jahre wieder an, ohne jedoch sein ursprüngliches Niveau erreicht zu haben. Schliesslich sank er wieder und befindet sich derzeit auf einem historisch sehr niedrigen Niveau. Im Ausland ist die Entwicklung ähnlich, wenn auch mit einigen Unterschieden. Interessant ist die Feststellung, dass der schweizerische Realzinssatz im Vergleich zu den ausländischen Zinssätzen nach der Änderung der schweizerischen Geldpolitik im Jahr 2000 höher war.

Die demografische Entwicklung hat offensichtlich Auswirkungen auf die Zinsentwicklung. Der Zinssatz ist niedriger, wenn die Bevölkerung einen geringen Anteil an jungen Menschen oder einen hohen Anteil an Rentnern aufweist.

geld anlegen

So wirken sich Zinskonditionen bei Verbrauchern und auf den Finanzmärkten aus

Die Auswirkungen von Zinsänderungen auf Verbraucher hängen von der jeweiligen Situation des Verbrauchers ab.

  • Für Hausbesitzer steigen mit den Zinsen die monatlichen Belastungen. Das bedeutet auch, dass sich weniger Menschen Immobilieneigentum leisten können.
  • Sparen wird bei steigenden Zinsen attraktiver. Umgekehrt können niedrigere Zinsen weitreichende Folgen haben. So gehen etwa Altersvorsorgepläne, die auf Zinseinkünfte basieren, nicht mehr auf.
  • Die Inanspruchnahme von Konsumkrediten ist abhängig vom Zinsniveau. Die Zinsen entscheiden somit indirekt über den Konsum.

Die Auswirkungen von Zinsänderungen auf die Finanzmärkte sind ebenfalls weitreichend.

  • Aktien sind bei steigenden Zinsen weniger attraktiv, da die Rendite von sicheren Anleihen lockt. Dies führt zu einem Rückgang der Aktienkurse. Sinken die Zinsen, werden Investitionen in Aktien wieder interessant und die Kurse steigen.
  • Für die Anleihemärkte haben Zinsänderungen einen direkten Einfluss. Steigen die Zinsen, sinkt der Kurs von Anleihen. Dies liegt daran, dass Anleihen mit einem höheren Zinssatz für Investoren attraktiver sind als Anleihen mit einem niedrigeren Zinssatz. Sinken die Zinsen, steigt der Kurs von Anleihen.
  • Für den Devisenmarkt haben Zinsänderungen ebenfalls einen direkten Einfluss. Steigen die Zinsen in einem Land, wird die Währung dieses Landes für Investoren attraktiver. Dies kann zu einem Anstieg des Wechselkurses dieser Währung führen. Sinken die Zinsen in einem Land, wird die Währung dieses Landes für Investoren weniger attraktiv. Dies kann zu einem Rückgang des Wechselkurses dieser Währung führen.

Lesetipp: Portfolio Rebalancing – warum es so wichtig ist

Immobilien-Investment

Was Anleger und Immobilienkäufer beachten sollten

Wer Veränderungen der Zinsen in der Schweiz aufmerksam verfolgt, dem bieten sich vielfältige Möglichkeiten, die eigenen Finanzen darauf abzustellen.

Der Hypothekarmarkt

Die unveränderte Leitzinspause der Schweizerischen Nationalbank (SNB) hat wenig Auswirkungen auf variable Hypotheken. Festhypothekenkonditionen haben jedoch bereits auf die Erwartung eines etwas niedrigeren Leitzinses im nächsten Jahr reagiert. Längerfristige Finanzierungen sind nun deutlich günstiger als im Vorjahr, besonders im Vergleich zu SARON-Hypotheken.

Das hohe Zinsniveau hat die Nachfrage nach Immobilien geschmälert. Die Entwicklung der Immobilienpreise könnte sich weiter abschwächen, und leichte Preisrückgänge sind 2024 möglich. Eine extreme Korrektur erscheint jedoch wegen der Knappheit an Wohnraum unwahrscheinlich.

Für Kunden, deren Zinsbindung ausläuft, ist im Vergleich zu SARON-Hypotheken eine lange Zinsbindung gegenwärtig vorteilhaft. Langfristige Festhypotheken sind insbesondere sinnvoll, wenn Kreditnehmer eine anhaltende Inflation und somit wenig Spielraum für Zinssenkungen erwarten. Bei einer erwarteten Konjunkturschwäche und einer möglichen SNB-Zinssenkung sind kürzere Laufzeiten vorteilhaft.

Anlegen und Sparen

Sparer freuen sich inzwischen wieder über Zinsen. Die Entwicklung der Sparzinsen folgt dem Auf und Ab des Leitzinssatzes. Dennoch sollten Sparer die aktuelle Inflationsrate im Blick haben. Das bedeutet, dass der reale Wert des angelegten Geldes bei durchschnittlichen Sparzinsen sinkt.

Diversifizierung lautet also weiterhin der Rat an alle Anleger. Je nach persönlicher Risikoaffinität bedeutet das beispielsweise Investitionen in Investmentfonds, Edelmetallen, ETFs oder Aktien. Da bei Banken im europäischen Ausland die Zinssätze häufig höher liegen, lohnt sich ein Zinsvergleich. Wichtig: Trotz Einlagensicherung sollte auf das jeweilige Länderrating geachtet werden.

Lesetipp: Anlagestrategie im Fokus: Die Macht der Einkommensstrategie

Ausblick Zinsen

Ausblick auf die Zinslandschaft in der Schweiz

Die Zinssätze haben bedeutende Auswirkungen auf die Strategien der grossen Akteure an den Finanzmärkten, da in der Regel Zinssätze und Aktien in entgegengesetzte Richtungen tendieren. Daher beschäftigen sich Finanzexperten laufend mit entsprechenden Zinsprognosen.

Die SNB hat den Leitzins im Dezember unverändert bei 1.75 Prozent belassen. Dabei hat sie erwähnt, den Leitzins bei Bedarf weiter anzuheben. Dazu müssten sich jedoch die Preisaussichten wieder spürbar verschlechtern. Die Aussicht auf eine anhaltende Verlangsamung der Schweizer Wirtschaft dürfte die Preisrisiken im kommenden Jahr gering halten. Daher besteht für die SNB aktuell kein Handlungsbedarf.

Die Verlangsamung der Schweizer Wirtschaft ist primär auf den Einbruch des Welthandels zurückzuführen, der das Geschäftsklima, insbesondere in der Schweizer Industrie, gedämpft hat. Experten gehen davon aus, dass das Wachstum der Schweizer Wirtschaft auch im Jahr 2024 unterdurchschnittlich, jedoch immer noch positiv sein wird.

Einflussfaktoren, welche die künftigen Zinstrends beeinflussen könnten, umfassen die Inflationsrate, die allgemeine Wirtschaftslage, die Währungsentwicklung und die Geldpolitik der Zentralbanken. Die SNB beobachtet daher die Inflation sowie die wirtschaftliche Entwicklung, um den Leitzins festzulegen. Basierend auf diesen Einschätzungen ist zu erwarten, dass die Zinsen in der Schweiz in den nächsten Jahren stabil bleiben oder leicht ansteigen könnten. Die raschen Zinsanstiege, wie sie seit Juni 2022 erlebt wurden, dürften der Vergangenheit angehören.

Quellenangaben

AMCs: Erklärung und Einblicke in aktiv verwaltete Zertifikate

AMC-Invest
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Actively Managed Certificates, kurz AMCs, präsentieren sich als eine spannende Innovation, welche Flexibilität und Effizienz vereint. Im Vergleich zu Investmentfonds können Portfolios wesentlich flexibler und kostengünstiger zusammengestellt werden. AMCs sind zwar auf dem Markt für strukturierte Produkte nicht neu. Allerdings sind die aktiven Zertifikate inzwischen einem breiteren Anlegerkreis zugänglich geworden.

FinTechs ermöglichen heute Lancierungen von AMCs, die damit nicht mehr vorrangig Banken vorbehalten sind. Innovative Vermögensverwalter sorgen dafür, dass private Anleger bereits mit einem Vermögen ab 50’000 CHF Zugang zu lukrativen Kapitalanlagen erhalten.

Das Wichtigste in Kürze

  • AMCs zählen zum Bereich der strukturierten Produkte
  • Das Portfolio wird aktiv gemanagt
  • Grosse Palette von möglichen zugrunde liegenden Vermögenswerten
  • Die Zertifikate können kostengünstig aufgelegt und gemanagt werden
  • AMCs sind Schuldverschreibungen an den Emittenten – kein Sondervermögen
  • Digitalisierung macht Actively Managed Certificates breiten Anlegerkreisen zugänglich
Handel Boerse

Was ist ein Actively Managed Certificate (AMC)?

AMCs zählen zum Bereich der strukturierten Produkte und verfolgen eine aktive Anlagestrategie. Das bedeutet, dass die zugrunde liegenden Vermögenswerte laufend dem Marktgeschehen angepasst werden. Bei passiven Anlagestrategien hingegen wird die einmal gewählte Zusammenstellung des Portfolios nicht mehr verändert. Beispielsweise wird eine gewählte Aktienquote von 70 Prozent unabhängig vom Börsengeschehen konsequent beibehalten – es erfolgt also kein aktives Management.

Anleger investieren bei den aktiven Zertifikaten in eine breite Palette an Vermögenswerten, beispielsweise:

  • Aktien
  • Anleihen
  • Rohstoffe
  • Immobilien
  • digitale Währungen
  • Sammlerobjekte

Die Wertentwicklung folgt den zugrunde liegenden Vermögenswerten. Ein Investmentmanager wählt die Vermögenswerte nach festgelegten Regeln aus und passt sie dynamisch den Marktentwicklungen an.

Je nach Ausrichtung und Anlagestrategie werden die aktiv verwalteten Zertifikate auch unter folgenden Bezeichnungen angeboten:

  • Exchange Traded Note (ETN)
  • Dynamic Equity Notes
  • Exchange Traded Instruments
  • Strategy Notes
  • Strategy Index Certificates
  • Actively Managed Trackers

Schuldverschreibungen – börsengehandelt oder ausserbörslich

Emittenten der aktiv verwalteten Zertifikate sind neben Banken auch Wertpapierhändler sowie andere Zweckgesellschaften (Special Purpose Vehicles, kurz SPVs). Die Herausgeber geben diese somit als eigene Schuldverschreibungen heraus. Dies kann bilanzwirksam sowie ausserbilanziell erfolgen.

Da die Zertifikate mit einer ISIN-Nummer versehen werden, handelt es sich um übertragbare Wertpapiere und sie können dadurch bei verschiedenen Banken in den entsprechenden Kundendepots verwahrt werden. Teilweise werden AMCs an der Börse gehandelt; zum Teil werden sie auch privat platziert.

Lesetipp: Gebühren beim Investieren

Actively Managed Certificate: Emissionsprozess und Funktionsweise

Um die Funktion von AMCs zu verstehen, nachstehend die einzelnen Abläufe in chronologischer Reihenfolge:

  • Initialisierung: Emittent skizziert mit Vermögensverwaltern die Vermögenswerte, aus denen sich das AMC zusammensetzen soll.
  • Leitfaden: Der Herausgeber erstellt einen Leitfaden, nach dem das Zertifikat gemanagt werden soll.
  • Pricing: In Abhängigkeit vom Volumen und der Strategie wird das Pricing festgelegt (Managementgebühr).
  • ISIN: Eine Wertpapierkennnummer sowie gegebenenfalls die Notierung an Börsen werden beantragt. Nach dem Bewilligungsprozess sind die Schuldtitel anerkannt und übertragbar.
  • Aktives Management: Gemäss der festgelegten Strategie wird das Portfolio von professionellen Portfoliomanagern überwacht und nach der Entwicklung der Finanzmärkte rebalanciert oder optimiert.
  • Liquidität: AMCs werden entweder an der Börse gehandelt oder an den Emittenten zurückgegeben.
  • Auszahlungen: In Abhängigkeit zu den Erträgen der zugrunde liegenden Vermögenswerte und den getroffenen Vereinbarungen werden Erträge laufend ausgezahlt.
Aktienkurse Entwicklung

Von diesen Vorteilen profitieren Investoren

Insbesondere im Vergleich zu klassischen Investmentfonds bieten Actively Managed Certificates folgende Vorteile:

  • Flexibilität: Die aktiven Zertifikate können bei Bedarf rasch angepasst oder umstrukturiert werden.
  • Breite Palette von Kapitalanlagen: Der Anlagehorizont geht über klassische Anlagen hinaus. So sind auch alternative oder nicht bankfähige Anlagen wie Kunstobjekte vorstellbar.
  • Aktives Anlagemanagement: In herausfordernden Marktumgebungen zahlt sich ein professionelles, aktives Anlagemanagement besonders aus.
  • Kosteneffizienz: Da die Emission und die Verwaltung eines AMC heute vergleichsweise günstig zu realisieren sind, erhalten breite Anlegerkreise eine professionelle Vermögensverwaltung zu überschaubaren Kosten.

Erweiterung des Anlagehorizonts – Investitionen in alternative Vermögenswerte

AMCs erlauben Banken und anderen Emittenten eine hohe Flexibilität bei der Aufnahme von Vermögenswerten. Sie gehen damit deutlich über die Nachbildung von Fonds oder Indizes hinaus.

Neben Aktien und Anleihen werden ebenso alternative Anlagen wie Immobilien, Kunstobjekte oder Kryptowährungen in die Zertifikate aufgenommen. Dadurch werden zum einen Anlageziele von Anlegern sehr spezifisch abgebildet. Gleichzeitig können sich bietende Marktchancen umgehend genutzt werden.

Lesetipp: Private Equity: Eine gute Anlage für Privatanleger?

Sicherheit und Risiken: Regulatorik und Unterschiede zu Fonds

Vermögensverwalter mit lukrativen Investitionsideen warten nicht auf den langwierigen Prozess der Auflegung eines Fonds. Sie legen für ihre Anleger einen AMC auf. Dabei stellt sich insbesondere die Abgrenzungsfrage zwischen strukturiertem Produkt und kollektiver Kapitalanlage.

Wichtig: Ein Actively Managed Certificate ist keine kollektive Kapitalanlage nach dem Kollektivanlagengesetz.

Es steht im Gegensatz zum Fonds kein separates Haftungssubstrat zur Verfügung. Vielmehr ist das Kapital aus Sicht des Emittenten Fremdkapital. Es besteht also kein besonders geschütztes Fondsvermögen. Rechtlich ist ein AMC eine Schuldverschreibung des Emittenten. Investoren sollten daher besonders Augenmerk auf die Vertrauenswürdigkeit des Emittenten legen.

Nach den Richtlinien der Schweizer Börse SIX sowie der Schweizerischen Bankiersvereinigung (SBVg) handelt es sich bei AMCs um Finanzprodukte, deren Basiswerte sich auf einen diskretionär (Portfoliomanager trifft aufgrund seiner Fachkenntnisse und Erfahrungen Anlageentscheidungen) verwalteten Korb beziehen. Auch der indirekte Bezug wird in diesem Kontext beschrieben. Das bedeutet, der Basiswert bezieht sich auf einen Index.

FINMA erwartet hohe Transparenz

Die Aufsichtsbehörde FINMA (Eidgenössische Finanzmarktaufsicht) hat den AMCs erhöhte Sorgfaltspflichten auferlegt. So muss das Risikomanagement unabhängig von den ertragsorientierten Tätigkeiten organisiert sein. Dadurch sollen Emittenten die mit AMCs verbundenen Risiken angemessen mitigieren. Ferner bildet generell die Kostentransparenz von strukturierten Produkten für die FINMA eine ausserordentliche Rolle. So hat die Aufsicht auch bei AMC hohe Ansprüche an die Transparenz. Bei den geldwäschereirechtlichen Pflichten wird ausserdem unterschieden, ob es sich um einen Finanzintermediär handelt und ob dieser im Ausland ansässig ist.

Aktien Kursverlauf

AMCs: Weiterentwicklung von Technologie und Zugänglichkeit treffen auf steigende Nachfrage

Aktiv verwaltete Zertifikate (AMCs) sind in den vergangenen Jahren zu einem immer bedeutenderen Instrument für Anleger geworden, die nach neuen Möglichkeiten suchen, ihr Portfolio zu diversifizieren und potenzielle Renditen zu steigern. Mit der Weiterentwicklung der Technologie und der zunehmenden Zugänglichkeit dieser Investment-Tools treffen sie auf eine steigende Nachfrage.

FinTechs haben die Emission sowie das Management digitalisiert. Dies ermöglicht Emittenten einen automatisierten und standardisierten Workflow. Das Ergebnis ist eine höhere Effizienz, Senkung der Betriebskosten sowie die Beschleunigung der Abläufe. Das macht das Angebot für Anbieter skalierbar.

Die Weiterentwicklung der Technologie hat die Funktionsweise und Zugänglichkeit von AMCs erheblich verändert. Über Online-Plattformen greifen Anleger heute auf Echtzeitinformationen über ihre Investments zu, führen Transaktionen durch und verwalten problemlos und flexibel ihre AMC-Portfolios.

Anlagethemen folgen kurzfristig wirtschaftlichen Veränderungen

Veränderungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen führen, wie bei anderen strukturierten Produkten, zu Anpassungen der Portfolios. Bei AMCs lassen sich diese Neuausrichtungen allerdings schneller und flexibler umsetzen.

Aktuell stechen folgende Anlagethemen hervor:

  • Technologie und Innovation: Dies umfasst Bereiche wie künstliche Intelligenz, Cloud-Computing oder FinTech. Die ständige Entwicklung neuer Technologien und deren Einfluss auf verschiedene Branchen machen diese Thematik attraktiv.
  • Nachhaltige und ESG-orientierte Investitionen: Mit einem wachsenden Bewusstsein für Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte (ESG) zeigen AMCs, die auf nachhaltige Unternehmen oder Branchen setzen, eine steigende Nachfrage. Investoren suchen vermehrt nach Möglichkeiten, positive soziale und ökologische Auswirkungen durch ihre Anlagen zu erzielen.
  • Gesundheitswesen und Biotechnologie: Der Gesundheitssektor bleibt ein Schlüsselthema, insbesondere im Bereich der Biotechnologie. AMCs, die in Unternehmen investieren, welche innovative Lösungen im Gesundheitswesen entwickeln, können von Entwicklungen wie neuen Medikamenten, Therapieansätzen und medizinischen Technologien profitieren.
  • Alternative Energien und Klimaschutz: Mit dem wachsenden Druck auf Unternehmen, umweltfreundliche Praktiken zu übernehmen, gewinnen AMCs, die in den Bereich erneuerbare Energien und Klimaschutz investieren, an Bedeutung. Dies umfasst Unternehmen in den Bereichen Solarenergie, Windenergie, Elektromobilität und nachhaltige Infrastruktur.

Zielgruppen für Actively Managed Certificates (AMCs)

Die Eignung von AMCs für bestimmte Zielgruppen ist stark von den individuellen Finanzzielen, der Risikobereitschaft und der persönlichen Anlagestrategie abhängig. Anleger sollten ihre persönlichen Anforderungen sorgfältig prüfen und gegebenenfalls professionelle Beratung in Anspruch nehmen, um sicherzustellen, dass AMCs zu ihrer finanziellen Situation passen.

  • Anleger mit Fokus auf Renditeoptimierung: AMCs bieten Anlegern, die nach lukrativen Renditen suchen, eine attraktive Option. Mit dem aktiven Management des Portfolios durch erfahrene Anlagespezialisten sowie den günstigen Kosten werden Marktchancen genutzt und können positive Renditeergebnisse erzielt werden.
  • Anleger mit spezifischen Anlagepräferenzen: AMCs decken eine breite Palette von Anlageklassen und Themen ab. Daher sind sie für Anleger mit spezifischen Präferenzen, sei es im Bereich der Technologie, erneuerbaren Energien, Gesundheitswesen, ESG sowie alternativen Anlagen attraktiv.
  • Anleger, die Risiken aktiv steuern möchten: Die aktive Verwaltung ermöglicht es, auf Marktschwankungen zu reagieren und Risiken zu steuern. Dies macht AMCs interessant für Anleger, die eine aktivere Risikokontrolle in ihrem Portfolio wünschen.
  • Anleger, die nach Diversifikation streben: Durch die Möglichkeit, in verschiedene Anlageklassen und Themen zu investieren, bieten AMCs eine breite Diversifikation. Dies ist für Anleger attraktiv, die ihre Portfolios breit aufstellen möchten, um das Risiko zu minimieren.

Neben diesen Punkten sollten Anleger bei ihrer Anlageentscheidung auch das im Vergleich zu Investmentfonds bestehende Kontrahentenrisiko berücksichtigen.

Lesetipp: Steuern sparen in der Schweiz – Investitionen optimal gestalten

Fazit

Actively Managed Certificates (AMCs) sind eine innovative Form der Geldanlage, die Flexibilität und Effizienz vereint. Im Vergleich zu Investmentfonds ermöglichen AMCs eine flexiblere und kostengünstigere Zusammenstellung von Portfolios. Bei den zugrunde liegenden Vermögenswerten kann auf eine breite Palette, einschliesslich alternativer Anlagen, zurückgegriffen werden. Das Portfolio wird aktiv gemanagt und passt sich somit kontinuierlich den Marktentwicklungen an.

Durch die Digitalisierung sind AMCs heute kostengünstig einem breiteren Anlegerkreis zugänglich geworden. AMCs eignen sich für Anleger, die nach Renditeoptimierung, spezifischen Anlagepräferenzen, aktiver Risikosteuerung oder Diversifikation streben.

Anleger müssen jedoch wissen, dass es sich bei den Zertifikaten um Schuldverschreibungen an den Emittenten handelt und somit ein Kontrahentenrisiko besteht. Die Vertrauenswürdigkeit des Emittenten ist daher existenziell. Ferner kann je nach Strategie und Volumen die Liquidität eingeschränkt sein, insbesondere bei nicht börsengehandelten AMCs. Auf den rasanten technischen Wandel und die sich rasch verändernden Marktbedingungen kann mit AMCs im Vergleich zu Fonds schneller reagiert werden. Diese beiden Faktoren dürften auch zukünftig Actively Managed Certificates für Investoren zum spannenden Anlageinstrument machen.

Die bedeutendsten Schweizer Aktienindizes im Überblick – der Leitfaden für Einsteiger

Schweizer Aktienindizes
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In der hochkomplexen Welt der Finanzmärkte suchen Anleger nach klaren und verlässlichen Informationen zur ersten und unabhängigen Orientierung. Die Schweizer Aktienindizes sind für Investoren von zentraler Bedeutung, die ihr Kapital auf Schweizer Aktienmärkten platzieren möchten. Dies gilt sowohl für langfristige Anlagestrategien als auch für Anleger, die kurzfristige Chancen mit Beteiligungspapieren an der Börse nutzen möchten.

Die Schweizer Börse kennt mehrere Aktienindizes, die in ihrer Gesamtheit als Barometer für die gesamtwirtschaftliche Leistung des Landes dienen. Wenn Sie die Struktur, die Zusammensetzung und Funktionsweise eines Aktienindex verstehen, erhalten Sie bereits ein fundiertes Verständnis für die Märkte. Ferner gewinnen Sie durch einen Aktienindex der Schweiz wertvolle Einblicke in die Chancen und Risiken, die mit dem Handel von Schweizer Aktien verbunden sind.

Mit diesem Leitfaden für Einsteiger erhalten Sie einen detaillierten Überblick über die wichtigsten Schweizer Aktienindizes. Jeder dieser Indizes bietet Einblicke in verschiedene Aspekte der Schweizer Wirtschaft.

Stock Market

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Aktienindex zeigt die Entwicklung eines definierten Teils des Aktienmarkts auf.
  • Die Auswahl der Aktien in einem Index dient der Abbildung des Aktienmarkts eines Landes, einer Region, einer Branche oder anderen Teilbereichen.
  • Die im Index enthaltenen Titel werden nach Börsenkapitalisierung oder einer anderen festgelegten Methode gewichtet.
  • Ein Aktienindex ermöglicht Anlegern den Vergleich der Performance ihres Portfolios zum vergleichbaren Gesamtmarkt.
  • Aktienindizes sind keine handelbaren Wertpapiere, sondern statistische Hilfsmittel.
  • Mit ETFs, welche Indizes abbilden, investieren Anleger indirekt in Indizes.

Aktienindex: Definition, Erklärung und Beispiele

Ein Aktienindex, auch Börsenindex genannt, ist eine statistische Masszahl, die entwickelt wurde, um die Entwicklung eines bestimmten Teils des Aktienmarkts oder des gesamten Aktienmarkts eines Landes oder einer Region darzustellen. Er dient als Benchmark zur Messung der allgemeinen Marktleistung und nicht zur Messung der Performance einzelner Unternehmen.

Ein Aktienindex beinhaltet gewöhnlich folgende Merkmale:

  • Zusammensetzung: Ein Aktienindex besteht aus einer festen Gruppe von ausgewählten Aktien, die typischerweise nach bestimmten Kriterien ausgewählt werden. Diese Kriterien können etwa die Marktkapitalisierung, die Branche, die Liquidität oder andere Faktoren sein. Die Auswahl der Aktien ist repräsentativ für den Gesamtmarkt oder einen bestimmten Marktsektor.
  • Gewichtung: Jede Aktie im Index wird entsprechend ihrer Börsenkapitalisierung oder einer anderen festgelegten Methode gewichtet. Dies bedeutet, dass grössere Unternehmen mit höherer Marktkapitalisierung einen grösseren Einfluss auf den Index haben als kleinere.
  • Berechnung: Die Berechnung eines Aktienindex erfolgt in der Regel durch die Addition der aktuellen Kurse der enthaltenen Aktien, wobei die Gewichtung berücksichtigt wird. Veränderungen in den Aktienkursen führen zu Änderungen im Indexstand.
  • Benchmark: Aktienindizes dienen oft als Benchmarks, anhand derer die Performance von Investmentfonds, Portfolios oder einzelnen Aktien gemessen wird. Investoren nutzen diese Benchmarks, um zu beurteilen, wie gut ihre Investments im Vergleich zum breiteren Markt oder einem spezifischen Marktsegment abschneiden.
  • Historische Daten: Aktienindizes bieten historische Daten, die es Anlegern ermöglichen, die Entwicklung des Markts im Laufe der Zeit zu analysieren und Trends zu erkennen. Hierzu werden gewöhnlich die Schlussstände der Titel verwendet.

Bezugspunkt für die Berechnung eines Aktienindex ist grundsätzlich ein festgelegter Zeitpunkt. Die danach folgenden Änderungen des Aktienindex spiegeln die Wertentwicklung der im Index enthaltenen Aktien wider. Der jeweilige Stand wird dabei in Indexpunkten ausgedrückt.

Weltweit bekannte Beispiele für Aktienindizes sind der S&P 500 in den USA, der DAX in Deutschland, der Nikkei 225 in Japan und der Swiss Market Index (SMI) in der Schweiz.

Aktienkurse Entwicklung

Swiss Market Index (SMI)

Der Blue-Chip-Index SMI, als der prominenteste Aktienindex in der Schweiz, beinhaltet die 20 grössten Unternehmen aus dem SPI. Er repräsentiert etwa 80 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung des Schweizer Aktienmarkts. Der SMI ist free-float-adjustiert: Es werden ausschliesslich die handelbaren Aktien im Index berücksichtigt.

Durch die Begrenzung der Aktiengewichte wird garantiert, dass kein Einzelunternehmen mehr als 20 Prozent Einfluss auf den Index hat. Somit entspricht der SMI den ESMA UCITS-Richtlinien. Er kann daher innerhalb der EU als Benchmark für Aktienmarkt der Schweiz verwendet werden.

Der SMI wird als Preisindex (Kursindex) veröffentlicht und unter dem Namen SMIC als sogenannter Performanceindex geführt. Da der SMI einen grossen Teil des Schweizer Aktienmarkts abbildet, dient er für eine Vielzahl von Finanzinstrumenten wie Optionen, Futures sowie ETFs als Basiswert.

Der SMI startete am 30. Juni 1988 mit 1’500 Punkten. Die Zusammensetzung des Index wird jährlich überprüft. Berechnungen des SMI erfolgen in Echtzeit. Das bedeutet, dass jeder Handel eines im SMI enthaltenen Unternehmens die Neuberechnung des Index auslöst.

Die grössten Einzelwerte im SMI sind nach Gewichtung (Stand 30.10.2023):

UnternehmenBrancheGewichtung im Index
NestléNahrungsmittel22.96 Prozent
NovartisPharmazie15.91 Prozent
RochePharmazie14.05 Prozent
UBSFinanzen5,83 Prozent
ZurichFinanzen/Versicherungen5.34 Prozent
RichemontLuxusgüter4.54 Prozent
ABBElektrotechnik4.81 Prozent

Historischer Verlauf des SMI (Performance)

Der Swiss Market Index (SMI) wurde am 30. Juni 1988 eingeführt. Hier eine Zusammenfassung des historischen Verlaufs des SMI seit seiner Einführung 1988:

  • Frühe Jahre (1988-1990er): Der SMI startete bei einem Basiswert von 1.500 Punkten. In den frühen Jahren verzeichnete er moderate Schwankungen, zeigte jedoch insgesamt eine Aufwärtstendenz.
  • Aufstieg und Dotcom-Blase (späte 1990er): In den späten 1990er-Jahren verzeichnete der SMI einen signifikanten Aufstieg, der von einer allgemeinen Begeisterung für Technologieaktien angetrieben wurde. Der Index erreichte im Juli 1998 erstmalig einen Stand von über 8.000 Punkten. Dieser Zeitraum war geprägt von der sogenannten Dotcom-Blase, die schliesslich platzte.
  • Rückgang und Erholung (Anfang der 2000er): Nach dem Platzen der Dotcom‑Blase erlebte der SMI einen Rückgang und ging in den folgenden Jahren in eine Konsolidierungsphase über. In den frühen 2000er-Jahren erholte sich der Index jedoch wieder und näherte sich seinen früheren Höchstständen.
  • Finanzkrise (2008–2009): Der SMI, wie viele andere Aktienindizes weltweit, wurde während der globalen Finanzkrise stark getroffen. Er verzeichnete deutliche Verluste, erholte sich jedoch in den Jahren danach.
  • Entwicklungen seit 2010: Seit etwa 2010 hat der SMI eine allgemeine Aufwärtstendenz verzeichnet, wobei gelegentliche Korrekturen und Schwankungen auftraten. Den bisherigen Höchststand erreichte der SMI mit 12’573 Punkten am 18. August 2021. Mit Stand 30.10.2023 verzeichnet der SMI rund 10’400 Punkte. Der SMI zeigte in den vergangenen 5 Jahren eine Performance von 17.4 Prozent (Stand 30.10.2023).

Insgesamt hat der SMI in der Vergangenheit, mit einigen Schwankungen aufgrund von globalen und lokalen Wirtschaftsereignissen, eine stabile Performance gezeigt. Seine Geschichte ist somit ein Spiegelbild der wirtschaftlichen Dynamik und des Wachstums der Schweizer Wirtschaft.

Swiss Performance Index (SPI)

Der Swiss Performance Index (SPI) beinhaltet annähernd alle an der SIX Swiss Exchange kotierten Aktien. Er gilt daher auch als Gesamtmarktindex des Schweizer Aktienmarkts.

Der SPI ist ein Total Return Index, was bedeutet, dass alle Dividendenzahlungen und Zinszahlungen in den Index einfliessen und nicht nur die Kursgewinne berücksichtigt werden.

Der SPI wurde 1987 eingeführt und hat seitdem eine steigende Tendenz gezeigt, trotz einiger Einbrüche während der Wirtschaftskrisen. Er bietet Anlegern eine breite Abdeckung des Schweizer Aktienmarkts und enthält eine Vielzahl von Unternehmen aus verschiedenen Branchen. Zu den grössten Einzelwerten zählen Nestlé, Roche und Novartis.

Performance in den vergangenen 5 Jahren (Stand 30.10.2023): 30.1 Prozent

Swiss Mid Index (SMIM)

Der Swiss Mid Index (SMIM) umfasst die 30 grössten Unternehmen am Schweizer Aktienmarkt, soweit sie bisher nicht im Blue-Chip-Index SMI gelistet sind. Der Aktienindex der Schweiz ermöglicht Anlegern, die Performance von Unternehmen zu verfolgen, die nicht gross genug sind, um im SMI aufgenommen zu werden, aber dennoch eine signifikante Rolle im Schweizer Aktienmarkt spielen.

Wie beim SMI erfolgt die Gewichtung nach Marktkapitalisierung und Umsatz der einzelnen Titel. Der SMIM wurde 2004 eingeführt und hat seitdem eine gemischte Entwicklung gezeigt, abhängig von den spezifischen Bedingungen in den jeweiligen Branchen der im Index enthaltenen Unternehmen.

Performance in den vergangenen 5 Jahren (Stand 30.10.2023): – 0.6 Prozent

Swiss Leader Index (SLI)

Der SLI Swiss Leader Index besteht aus den Aktien des SMI sowie den zehn grössten Werten des SMIM und umfasst somit die 30 liquidesten und grössten Titel des Aktienmarkts der Schweiz. Seit dem 2. Juli 2007 wird der SLI zur Veröffentlichung in Echtzeit berechnet.

Der Index wurde bis Ende 1999 zurückgerechnet und per 30.12.1999 mit einem Ausgangswert von 1’000 Indexpunkten normiert. Dadurch kann er mit anderen Indizes verglichen werden.

Im Gegensatz zu anderen Indizes limitiert der SLI die Gewichtungen: Die vier grössten Titel sind jeweils auf 9 Prozent begrenzt. Ferner wird das Indexgewicht aller weiteren Titel bei Bedarf auf 4.5 Prozent begrenzt.

Der SLI stellt eine Alternative zum Blue-Chip-Index SMI dar. Die Idee: Die fünf grössten Titel im SMI machen zusammen bereits ein Gewicht von etwa 70 Prozent aus. Daher haben starke Kursschwankungen bei diesen Titeln einen übermässig starken Einfluss auf den Indexwert. Durch die Begrenzung der Gewichtung im SLI wird das Gewicht kleinerer Titel erhöht, wodurch das Kursrisiko besser diversifiziert wird.

Darüber hinaus erfüllt der SLI durch diese Begrenzung die regulatorischen Anforderungen in der Schweiz, der EU und den USA, wodurch neue Anlegergruppen und Märkte erschlossen werden. Da sich die Gewichtung ständig ändert, wird der für die Indexberechnung benötigte Begrenzungsfaktor von der SIX Swiss Exchange alle drei Monate neu berechnet und angepasst.

Performance in den vergangenen 5 Jahren (Stand 30.10.2023): 16.4 Prozent

3a fonds

MSCI Switzerland

Der MSCI Switzerland ist ein internationaler Aktienindex, der von der Firma MSCI erstellt wurde. Er umfasst eine breite Palette von Schweizer Unternehmen und wird oft von internationalen Investoren zur Anlageentscheidung verwendet, um die Performance des Schweizer Markts zu messen.

Der Index enthält die 39 grössten Titel des Index SPI. Somit werden rund 85 Prozent der Marktkapitalisierung (frei handelbare Aktien) der Schweiz abgebildet. Die wichtigsten Titel sind Nestlé, Roche sowie Novartis.

Der MSCI Switzerland hat in der Vergangenheit eine insgesamt positive Performance gezeigt, auch wenn er von globalen Wirtschaftsereignissen beeinflusst wird, da viele der im Index enthaltenen Unternehmen stark in den internationalen Handel eingebunden sind.

Performance in den vergangenen 5 Jahren (Stand 30.10.2023): 25.98 Prozent

Swiss All Share

Der Swiss All Share Index ist ein umfassender Leitindex, der alle Aktien der Schweiz sowie des Fürstentums Lichtenberg beinhaltet. Auf Antrag können auch Unternehmen, die primär bei der SIX Swiss Exchange kotiert sind, in den Index aufgenommen werden. Ferner werden im Swiss All Share auch Titel berücksichtigt, welche wegen der Free-Float-Grenze von 20 Prozent im SPI nicht aufgenommen werden können.

Dieser Index bietet somit Investoren eine Gesamtansicht des Schweizer Aktienmarkts, unabhängig von der Grösse des Unternehmens oder der Branche, in der es tätig ist. Der Auslöser für die Auflegung des Index im Juli 1998 war der Ausschluss der Investmentgesellschaften aus dem SPI. Es wurde der Indexstand des SPI per 30.06.1998 übernommen. Der Performanceindex wurde mit 1’000 Indexpunkten normiert.

Performance in den vergangenen 5 Jahren (Stand 30.10.2023): 30.2 Prozent

BX Swiss TOP 30 (BX)

Von der Züricher Börse BX Swiss wurde der BX Swiss TOP 30 (BX) lanciert. Er beinhaltet die 30 grössten Aktien der Schweiz. Voraussetzung für die Aufnahme in den Index ist ein durchschnittliches Handelsvolumen von mindestens 7’500 Franken. Ferner müssen sich mindestens 20 Prozent der Aktien in Streubesitz befinden und das Unternehmen muss in der Schweiz kotiert sein. Der Index wird jedes Quartal neu zusammengesetzt.

Performance in den vergangenen 5 Jahren (Stand 30.10.2023): 15.0 Prozent

Switzerland Stock SMI

Häufige Fragen (FAQ)

Sind Aktienindex und ETF das Gleiche?

Ein Aktienindex und ein ETF sind zwei unterschiedliche Dinge. Der Aktienindex ist eine Messgrösse, welche die Performance einer Gruppe von Aktien darstellt, wie der Swiss All Share Index. Ein ETF hingegen ist ein börsengehandelter Fonds, der einen bestimmten Index, beispielsweise einen Aktienindex, nachbildet.

Wie funktioniert ein Aktienindex?

Ein Aktienindex misst die Performance einer bestimmten Gruppe von Aktien und fasst die Werte in einer Gruppe zusammen. Er bietet eine Momentaufnahme der allgemeinen Markttrends und ermöglicht es Anlegern, die Performance ihres Portfolios mit dem Gesamtmarkt zu vergleichen.

Welche Vorteile bietet ein Investment in einen Aktienindex?

Ein Investment in einen Aktienindex (mittels eines ETF) bietet den Vorteil, dass es eine breite Diversifikation ermöglicht und das Risiko reduziert, das mit dem Investment in Einzelaktien verbunden ist. Ebenso erfordert es weniger Zeitaufwand im Vergleich zum direkten Kauf von Einzelaktien.

Welche Nachteile kann das Investment in einen Aktienindex haben?

Aktienindizes sind auf die im Index enthaltenen Aktien beschränkt (im SMI dominieren beispielsweise Nestlé, Novartis und Roche). Wenn Sie von einer bestimmten Branche oder einem bestimmten Unternehmen überzeugt sind, könnten Sie durch die Indexinvestition die Gelegenheit verpassen, gezielt in diese Unternehmen zu investieren. Aktienindizes sind anfällig für die allgemeine Volatilität des Markts. Indexfonds und ETFs folgen passiven Strategien und bieten keine aktive Steuerung oder Anpassung Ihrer Investitionen in Reaktion auf sich ändernde Marktbedingungen. Dies kann bedeuten, dass Sie keine Gelegenheit nutzen, von Marktchancen zu profitieren oder Ihr Portfolio in Zeiten hoher Volatilität zu schützen.

Quellenangaben

Private Equity: Eine Anlageklasse auch für Privatanleger?

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Im Private Markets ist Private Equity ein faszinierender Bereich, in dem sich für Investoren lukrative Möglichkeiten erschliessen. Basierend auf historischen Daten weisen Private Equity Anlagen etwa im Vergleich zu globalen Aktienportfolios in der Regel eine höhere Renditeerwartung auf.

Als ein für seine Stabilität und Innovation bekanntes Finanzzentrum bietet die Schweiz eine florierende Landschaft für Private Equity Investitionen. Während dies traditionell als Betätigungsfeld für institutionelle Anleger gilt, wächst die Neugier von Privatanlegern, die von dieser leistungsstarken Anlageklasse profitieren wollen.

Aber ist diese Anlageklasse wirklich eine echte Option für den anspruchsvollen Privatanleger? Innovative Vermögensverwalter ermöglichen heute privaten Anlegern den Einstieg mit überschaubaren Mindestanlagesummen, die so ihr Portfolio weiter diversifizieren können.

Das Wichtigste in Kürze

  • Privatkunden Private Equity: Ein wachsender Markt.
  • Private Equity bedeutet privates Beteiligungskapital.
  • Die Beteiligung ist nicht an öffentlichen Handelsplätzen handelbar.
  • Privates Beteiligungskapital ermöglicht überdurchschnittliche Renditen.
  • Auch Pensionskassen investieren erfolgreich in Private Equity.
  • Zugang war bisher auf institutionelle Anleger beschränkt – inzwischen sind Anlagen auch für private Anleger möglich.
Unternehmen

Private Equity: Das Beteiligungskapital kurz erklärt

Die beiden Wörter Private und Equity beschreiben bereits in ihrer Übersetzung, worum es geht: privates Eigenkapital. Private Equity bedeutet konkret Investitionen in Unternehmen, welche aktuell noch nicht börsennotiert sind. Die Handelsplätze sind also Privatmärkte. Dabei handelt es sich um Beteiligungen, bei denen Investoren direkt in Unternehmen investieren, um langfristige Gewinne zu erzielen. Im Gegensatz zu börsennotierten Aktieninvestments haben Private Equity Investoren meist einen erheblichen Einfluss auf das Management und die Geschäftsstrategie der Unternehmen.

So funktioniert Private Equity

Spezialisierte Private-Equity-Fonds haben sich als der attraktivste Weg herausgestellt, um Zugang zu diesen Beteiligungen zu erhalten. Diese Fonds sind auch oft mit dem Begriff Private Equity gemeint.

Eine Investition in Private Equity erfolgt in mehreren Phasen:

Erste Phase: Fundraising

Die Private Equity-Gesellschaft sammelt Kapital von Anlegern ein, um damit in Unternehmen zu investieren.

Zweite Phase: Investition

Mit dem eingesammelten Kapital erwirbt der Private Equity-Fonds Beteiligungen an Unternehmen.

Dritte Phase: Beteiligungsmanagement

Die Private Equity-Gesellschaft setzt Strategien um, um den Unternehmenswert zu steigern.

Vierte Phase: Exit

Die Beteiligungen werden verkauft und die Gewinne werden an die Anleger ausgeschüttet.

Abgrenzung zu anderen Anlageformen

Im Vergleich zu anderen Anlageformen wie Aktien oder Anleihen zielen Private Equity Investitionen darauf ab, einen langfristigen Geschäftserfolg zu erzielen. Die Investoren haben oftmals direkten Einfluss auf die Geschäftsführung. Im Gegensatz dazu haben Aktionäre nur indirekten Einfluss auf das Management.

Wesentlicher Unterschied ist ferner, dass mit Private Equity abseits des öffentlichen Markts investiert wird. Die Beteiligung ist also nicht auf einem öffentlichen Markt in Form eines Verkaufs liquidierbar.

Mehr zu den Hintergründen erfahren Sie auch in unserem Beitrag «Private Equity: Hintergründe zum ausserbörslichen Beteiligungskapital».

Factor Investing

Privatkunden Private Equity: Der Markt erreicht die Schweiz

In der Schweiz stellen börsennotierte Unternehmen nur einen geringen Anteil der kompletten Volkswirtschaft dar. Der grössere Teil der Wirtschaft besteht aus kleinen sowie mittelgrossen Unternehmen, welche nicht börsennotiert sind. Diese Unternehmen können sich durch Private Equity Kapital beschaffen und so ihre Geschäftstätigkeit ausbauen. Gleichzeitig eröffnen sich damit interessante Investitionsmöglichkeiten für risikoaffine Anleger.

In der Schweiz ist der Private Equity-Markt in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Laut dem Research-Unternehmen Preqin konnten die in der Schweiz domizilierten Private‑Equity-Manager das von ihnen verwaltete Vermögen seit 2008 mehr als versechsfachen. Dies zeigt das Potenzial dieses Markts auch für Privatpersonen.

Laut dem Private Equity Trend Report 2023 von PwC Schweiz sind Digitalisierung und Nachhaltigkeit die zentralen Werttreiber für die Branche. Die Digitalisierung zeigt sich als zentraler Hebel für die Wertschöpfung.

Die Schweiz mit kompetenten Playern im Markt vertreten

Grosse Private Equity Firmen in der Schweiz sind unter anderem:

  • Ufenau Capital Partner: Seit 2011 ist der Anbieter mit KMU-Beteiligungen in Europa erfolgreich im Geschäft. In Pfäffikon werden inzwischen über eine Milliarde Franken für Investoren verwaltet.
  • Partners Group: Die Gruppe zählt zu den Pionieren der Schweizer Private Equity Branche. 25 Jahre nach Gründung sind die Assets auf 127 Milliarden Dollar angewachsen. Für Partners Group sind heute 1’500 Mitarbeiter in 20 Büros aktiv.
  • Capvis: Die Experten aus Baar entwickeln kleine und mittlere Unternehmen zu globalen Champions. Capvis hat in den vergangenen 30 Jahren über 3.5 Milliarden Euro in mehr als 61 Beteiligungen investiert. Als PE-Division des Schweizerischen Bankvereins gestartet, hat sich das Unternehmen 2003 von der UBS gelöst.
  • LGT Capital Partners: Rund 650 Mitarbeiter verwalten an zwölf Standorten ein Vermögen von über 85 Milliarden Dollar. Der Anbieter ist führend bei alternativen Anlagen und macht sein Geschäft zu etwa 90 Prozent ausserhalb der Schweiz.
  • EQT: Die Private-Equity-Firma wurde 1994 in Schweden gegründet, wo sich auch heute noch das Head-Office befindet. EQT hat sich innerhalb von drei Jahrzehnten zu einem riesigen Private‑Equity‑Unternehmen entwickelt. Derzeit werden etwa 70 Investments gehalten.

Rechtliche Rahmenbedingungen in der Schweiz

Der rechtliche und regulatorische Rahmen für Private Equity umfasst in der Schweiz verschiedene Gesetze, Verordnungen und Aufsichtsbehörden.

Insbesondere das Schweizer Finanzmarktrecht enthält Vorschriften, die auf die Tätigkeit von Private-Equity-Unternehmen anwendbar sind. So regelt das Bundesgesetz über die kollektiven Kapitalanlagen (KAG) Investmentfonds, einschliesslich Private-Equity-Fonds. Die KAG unterliegt der Aufsicht der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA).

Schweizer Pensionskassen nutzen erfolgreich Private Equity

Schweizer Pensionskassen verwalten Vermögenswerte von rund 1.3 Billionen Schweizer Franken und sind damit im Vergleich zu ihren europäischen Nachbarn sehr erfolgreich. In den letzten zehn Jahren wuchs das Pensionsvermögen in der Schweiz um durchschnittlich 6.7 Prozent pro Jahr, während es beispielsweise in Deutschland lediglich um 1.9 Prozent anstieg. Ein Grund für den Erfolg der Schweizer Pensionskassen ist die stärkere Risikobereitschaft bei der Kapitalanlage, speziell in alternative Anlageklassen wie Private Equity.

Die von den Pensionskassen erkannten Vorteile bei der Kapitalanlage sind in weiten Teilen auch für Privatanleger von Nutzen:

  • Höhere Renditen: Private Equity kann im Vergleich zu traditionellen Anlagen wie Aktien oder Anleihen höhere Renditen erzielen. Dies liegt zum Teil an der aktiven Rolle, die Private Equity-Fondsmanager bei der Wertsteigerung ihrer Portfoliounternehmen spielen.
  • Diversifikation: Durch die Investition in Private Equity können Pensionskassen ihre Kapitalanlagen breiter diversifizieren und so das Risiko reduzieren.
  • Inflationsschutz: Private Equity-Investitionen können einen gewissen Schutz vor Inflation bieten, da sie in der Regel in Sachwerte investieren und von der wirtschaftlichen Entwicklung profitieren.

Privatkunden Private Equity: So investieren die Anleger

Lange war privates Beteiligungskapital aufgrund der hohen Einstiegsschwelle in Höhe von mehreren Millionen Franken nur institutionellen Anlegern zugänglich. Inzwischen gibt es jedoch auch Möglichkeiten für Privatanleger in der Schweiz, in diese Anlageklasse zu investieren.

  • Dachfonds: Semiprofessionelle Anleger können eine Beimischung von Private Equity mittels Dachfonds darstellen, welcher in mehrere Private-Equity-Fonds investiert. Die Mindestanlagesummen liegen bei 200’000 bis 250’000 Franken.
  • Geschlossene Private Equity Retailfonds oder Publikumsfonds: Die Mindestanlagesummen bei diesen zum öffentlichen Handel zugelassenen Fonds betragen üblicherweise rund 10’000 Franken.
  • Digitale Vermögensberater: Everon ermöglicht etwa Privatanlegern im Rahmen ihres Private Banking Angebots den Einstieg je nach Finanzprodukt ab 10’000 Franken.
  • Exchange Traded Funds (ETFs): ETFs bieten Kleinanlegern eine kosteneffiziente und transparente Möglichkeit, in Private Equity zu investieren, ohne direkt in einen geschlossenen Fonds einzusteigen. Jedoch bilden diese ETFs eher einen Index aus börsengehandelten Private Equity Unternehmen wie KKR und Blackstone nach und haben so eine relativ hohe Korrelation zum breiten Aktienmarkt.

Bei der Auswahl eines geeigneten Private Equity Fonds sind viele Punkte zu beachten, die ein hohes Mass an Kompetenz erfordern. Die Anlageziele und die Risikotoleranz spielen eine wesentliche Rolle. Die Fonds verfolgen unterschiedliche Anlagestrategien und zusammen mit dem Track-Record (Referenzliste der Investitionen) der Fondsmanager kann dies entscheidend für den Erfolg der Investitionen sein. Ferner sind die Gebührenstrukturen zu berücksichtigen.

Dies alles bedeutet in der Regel für den Privatanleger, dass er bei einem professionellen Vermögensberater am besten aufgehoben ist, um den geeigneten Fonds zu identifizieren und die Investition zu managen.

chance risk

Private Equity für private Anleger: Das ist zu beachten

Wer sich als Privatanleger mit Private Equity beschäftigt, sollte insbesondere zwei Punkte im Blick behalten:

  • Angemessener Anteil am Portfolio
  • Illiquidität der Anlageklasse

Die optimale Allokation von Private Equity im Portfolio hängt von den individuellen Anlagezielen, der Risikobereitschaft und dem Anlagehorizont ab. Einige Experten empfehlen, dass private Anleger maximal rund fünf bis zehn Prozent ihres gesamten Portfolios in Private Equity investieren sollten.

Die Anlageklasse ist mit höheren Risiken verbunden und erfordert einen langen Anlagehorizont. Ein ausgewogenes Portfolio sollte eine entsprechende Diversifizierung aufweisen und Private Equity als Ergänzung zu anderen Anlageklassen betrachten.

Ein wichtiger Aspekt, den private Anleger bei der Anlage in Private Equity berücksichtigen sollten, ist die geringere Liquidität im Vergleich zu anderen Anlageklassen wie Aktien oder Obligationen. Private-Equity-Fonds haben oft Beschränkungen bei der Rücknahme von Anteilen, um die langfristige Kapitalbindung zu gewährleisten, die für diese Art von Investitionen erforderlich ist. Auch können oft selbst bei den liquidesten Fonds, oft nur ein Mal pro Quartal Anteile veräussert werden.

In diesem Zusammenhang werden in den Bedingungen Rücknahmen häufig auch «Redemption» genannt. Die diesbezüglichen Regelungen werden als «Gates» bezeichnet. Gates begrenzen dabei den Anteil des Nettoinventarwerts (NAV), der pro Quartal zurückgenommen werden kann. In einigen Fällen kann der maximale Rücknahmebetrag auf fünf Prozent des NAV pro Quartal begrenzt sein. Anleger sollten sich über diese Beschränkungen im Klaren sein und sicherstellen, dass sie die Liquiditätsbedürfnisse ihres Gesamtportfolios entsprechend planen.

Lesetipp: Private Markets: Neue Chancen in der Anlageklasse für exklusive Investments

Invest money

Privatkunden Private Equity: Unter diesen Voraussetzungen ist eine Anlage sinnvoll

Die Anlageklasse Private Equity erfordert spezifische Voraussetzungen, unter denen eine Anlage in Private Equity für Privatkunden sinnvoll ist.

Privatpersonen sollten daher vor einem Investment folgende Punkte beachten:

  • Langfristiger Anlagehorizont: Private Equity-Investitionen sind langfristig angelegt und haben in der Regel eine Halteperiode von mehreren Jahren. Privatkunden, die in Private Equity investieren möchten, sollten daher einen langfristigen Anlagehorizont haben und bereit sein, ihr Kapital für einen längeren Zeitraum zu binden. Die langfristige Natur von Private Equity-Investitionen ermöglicht es den Unternehmen, Wachstumspotenzial zu realisieren und Wert zu schaffen, was langfristig attraktive Renditen bieten kann.
  • Diversifikation des Portfolios: Eine Anlage in Private Equity ist immer als Ergänzung zu einem diversifizierten Portfolio zu betrachten. Dies bedeutet bei Privatkunden das Vorhandensein verschiedener Anlageklassen wie Aktien, Obligationen oder Immobilien, bevor sie Gelder in Private Equity investieren. Durch die Diversifikation können potenzielle Risiken ausgeglichen und das Gesamtportfoliorisiko reduziert werden.
  • Risikotoleranz: Private Equity-Investitionen sind mit bestimmten Risiken verbunden, einschliesslich des Risikos des Kapitalverlusts. Die Wertentwicklung von Private‑Equity‑Fonds kann volatil sein und unterliegt verschiedenen Faktoren wie Marktschwankungen, wirtschaftlichen Bedingungen und dem Erfolg der Unternehmen im Portfolio. Eine angemessene Risikotoleranz zählt daher zu den wichtigsten Voraussetzungen.
  • Verständnis für komplexe Anlagestrukturen: Private-Equity-Investitionen sind komplexer als traditionelle Anlagen wie Aktien oder Obligationen. Es ist also ein spezifisches Fachwissen erforderlich, um die verschiedenen Aspekte der Anlageklasse zu verstehen und zu berücksichtigen.

Zugang zu qualifizierten Fonds und Expertise: Private Equity-Investitionen erfordern einen Zugang zu qualifizierten Fonds und professioneller Expertise. Als Privatkunde kann es schwierig sein, direkten Zugang zu hochwertigen Private Equity-Fonds zu erhalten. Es ist daher häufig sinnvoll, einen Finanzberater oder professionellen Vermögensverwalter hinzuzuziehen, der über Fachkenntnisse in diesem Bereich verfügt.

Private Markets: Neue Chancen in der Anlageklasse für exklusive Investments

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Private Markets bieten vielversprechende Anlagealternativen zu traditionellen Finanzmärkten. Doch der Zugang zu diesen Märkten war lange Zeit für Privatanleger stark eingeschränkt, da kein direkter Handel an der Börse stattfindet. Ferner versperrten hohe Mindestanlagesummen von mehreren Millionen Franken für viele Anleger den Zugang.

Doch die Welt der Private Markets ist im Wandel: Neue Start-ups und digitale Vermögensverwalter ermöglichen es, mit deutlich geringeren Mindestanlagesummen in diesen exklusiven Anlagebereich einzusteigen. Damit werden diese attraktiven Anlagemöglichkeiten einer breiteren Anlegerschaft zugänglich gemacht. Es lohnt sich also, sich über die Möglichkeiten zu informieren. Dieser Beitrag hilft beim Einstieg in die Welt dieser exklusiven Investments.

Das Wichtigste in Kürze

  • Private Markets sind nicht öffentlich gehandelte Kapitalanlagen, bei denen Anleger Kapital zur Verfügung stellen.
  • Die Investitionen erfolgen in private Unternehmen, Immobilien- oder Infrastrukturprojekte.
  • Der frühzeitige Einstieg in Wachstumsprojekte ermöglicht hohe Wertentwicklungen der Kapitalanlagen.
  • Historisch hatten nur institutionelle Anleger mit hohen Mindestinvestitionen Zugang zu dieser Art von Anlagen.
  • Innovative Anbieter öffnen den Markt auch für Privatanleger mit überschaubaren Mindestinvestitionssummen.
Startup

Private Markets: Definition und Erklärung der Anlageklasse

Private Markets steht übersetzt für Privatmarktanlagen. Dabei geht es um Investitionen in Eigen- und Fremdkapital von Unternehmen und Projekten, die nicht an einer Börse gelistet sind. Das “private”im Namen kommt daher, dass sie nicht öffentlich gelistet und gehandelt werden. Diese Anlageklasse ermöglicht Anlegern, eine Art Risikoprämie für die Illiquidität ihrer Beteiligung zu erhalten.

Im Vergleich zum öffentlichen Markt, der durch Börsennotierungen gekennzeichnet ist, weisen Private Markets in der Regel weniger Volatilität auf. Sie konnten in der Vergangenheit überdurchschnittliche Renditen von teilweise über 14 Prozent erzielen.

Ein wesentlicher Unterschied zwischen diesen privaten und öffentlichen Märkten ist die Liquidität. Investitionen in Private Markets erfordern längere Anlagehorizonte, da sie nicht so einfach wie börsennotierte Aktien gehandelt werden können. Dies bietet jedoch Chancen, da Anleger unter anderem Zugang zu jüngeren und kleineren Unternehmen erhalten, die ein höheres Wachstumspotenzial aufweisen als etablierte börsennotierte Unternehmen.

Private Markets Anlagen werden häufig nur einem kleinen Kreis an Investoren angeboten. Diese steigen gewöhnlich mit mehreren Millionen Franken ein. Durch die Investition profitieren Anleger vom potenziellen Wachstum aussichtsreicher Unternehmen und diversifizieren gleichzeitig ihre Portfolios. Über spezialisierte Vermögensverwalter oder Investmentbanken können auch Anteile auf dem Sekundärmarkt gekauft oder verkauft werden. Hierbei geht es um bestehende Investorenzusagen an entsprechende Fonds.

Lesetipp: Family Office: Definition, Leistungen & für wen es sich lohnt

Investment

Diese Arten von Investitionen bieten Private Markets

Privates Kapital hat in der heutigen globalen Wirtschaft einen signifikanten Einfluss. Die privaten Investmentfonds verfügen über ein Vermögen von mehr als 12 Billionen US-Dollar. Das Volumen hat sich allein in der Zeit von 2005 bis 2021 verdoppelt.

Die Anlageklasse ist sehr vielfältig und weist in den einzelnen Segmenten unterschiedliche Chancen und Risiken auf. Zu den Private Markets zählen die Bereiche:

Private Equity

Mit rund zwei Dritteln des Marktvolumens stellt Private Equity das grösste Segment der Private Markets dar. Es unterteilt sich in die Kategorien Buyout und Venture Capital. Beim Buyout werden bestehende Unternehmen von ihren Eigentümern abgekauft und weiterentwickelt. Hierbei handelt es sich um langjährige etablierte Unternehmen. Mit Venture Capital fliesst Kapital in neu gegründete Unternehmen oder Start-ups, um damit Forschung, Entwicklung und Vermarktung zu finanzieren. Dazwischen gibt es noch das sogenannte Late-Stage Venture Capital oder Growth Equity, welches sich auf Unternehmen fokussiert, die in Ihrer Entwicklung zwischen VC und Buyouts stehen.

Private Equity Real Estate

Der Bereich beinhaltet den Neubau sowie Umbau von Immobilien sowohl im Segment Wohnen als auch Industrie und Gewerbe. Folgende Strategien werden dabei unterschieden:

  • Core: Kauf von Bestandsimmobilien mit dem Ziel der Generierung stabiler Mieterträge. Der Kauf erfolgt ausschliesslich mit Eigenkapital.
  • Core Plus: Hierbei geht es ebenfalls um den Kauf von Bestandsimmobilien, jedoch wird für die Finanzierung auch Fremdkapital eingesetzt.
  • Value Added: Bestandsimmobilien werden durch Umbaumassnahmen aufgewertet und anschliessend wieder verkauft.
  • Opportunistic: Diese Strategie umfasst Projektierung, Entwicklung und die Vermarktung von Neubauten in allen Segmenten.

Private Debt

Im Vergleich zu Private Equity geht es hierbei nicht um Übernahme, sondern um das zur Verfügungstellen von Fremdkapital an Unternehmen. Die Mittel dienen häufig der Finanzierung von Expansionsplänen. Diese Wachstumsfinanzierungen sind auch unter dem Begriff Mezzanine bekannt (Zwischenform von Eigenkapital sowie Fremdkapital). Die Laufzeiten der Darlehen betragen in der Regel sechs bis zehn Jahre, wobei die Verzinsung gewöhnlich variabel ist.

Private Infrastructure

Private Markets umfasst mit diesem Segment die Finanzierung von Infrastrukturanlagen. Es geht also beispielsweise um Flughäfen, Elektrizitätsunternehmen, Wasserversorgung, Abfallentsorgung sowie um Schulen oder Spitäler. Bestehende Infrastrukturanlagen zeichnen sich dabei durch stabile Erträge aus, da etwa die Nutzung einer Wasseraufbereitungsanlage recht beständig ist.

Lesetipp: Geld anlegen in der Schweiz: Anlagestrategien und das 1×1 des Anlegens

Chance Risk

Private Markets: ausserordentliche Chancen

Private Markets bieten Anlegern ausserordentliche Chancen und Möglichkeiten, ihr Portfolio zu diversifizieren und von Wachstumsunternehmen und interessanten Sektoren zu profitieren. Sie investieren hierbei in Unternehmen und Sektoren, die sonst schwer zugänglich sind. Die Anlageklasse ist im Vergleich zu öffentlichen Märkten wegen ihrer historisch hohen Renditen und geringeren Volatilität besonders attraktiv.

Durch innovative Vermögensverwalter können auch Anleger mit vergleichsweise niedrigeren Mindestinvestitionen in Private Markets investieren und von deren Vorteilen profitieren.

Die wesentlichen Möglichkeiten lassen sich in drei Punkten zusammenfassen:

  • Chancen für Anleger: Private Markets erlauben Anlegern, in junge, wachstumsstarke Unternehmen zu investieren, die nicht an der Börse gelistet sind. Durch die Investition in solche Unternehmen profitieren Anleger von deren Wachstum und erzielen so eine überdurchschnittliche Rendite. Aufgrund ihrer geringen Volatilität und Korrelation zu traditionellen Anlageklassen, dienen Private Marktes gut als Diversifikationsinstrumente. 
  • Investition in attraktive Bereiche: Private Markets ermöglichen den Zugang zu Investitionen in Infrastrukturprojekte, Wachstumssektoren und andere Bereiche, die gewöhnlich für Privatanleger nicht zugänglich sind. Es kann in einer frühen Phase in aussichtsreiche Unternehmen investiert werden. Lukrative Übernahmen erfolgen im Bereich Private Equity vor allem vor dem Börsengang (IPO).
  • Renditechancen je nach Risikobereitschaft: Anleger haben die Aussicht, abhängig von ihrer Risikobereitschaft, auf Renditechancen von bis zu etwa 15 Prozent. Dies zeigt, dass Private Markets eine attraktive Anlageoption für Anleger sind, die bereit sind, ein höheres Risiko einzugehen, um potenziell höhere Renditen zu erzielen. Vor allem das Risiko der geringen Liquidität gilt es hier zu beachten.

Lesetipp: Anlagestrategie im Fokus: Die Macht der Einkommensstrategie

Risiko

Private Markets: die Risiken

Wenn es um die Risiken geht, die mit Investitionen in Private Markets einhergehen, stellt sich die Frage insbesondere im Vergleich zu anderen Finanzprodukten, die öffentlich gehandelt werden.

Mangelnde Regulierung und Transparenz

Ein Hauptunterschied zwischen privaten und öffentlichen Märkten besteht darin, dass Private Markets weniger reguliert sind. Während öffentlich gehandelte Finanzinstrumente zahlreichen Vorschriften und Offenlegungsanforderungen unterliegen, gelten für private Märkte weniger strenge Regeln. Dies kann zu einem Mangel an Transparenz führen, der es für Anleger schwierig macht, fundierte Entscheidungen zu treffen und die Qualität der Anlage zu beurteilen. Ausserdem werden Privatmarktanlagen oft nur in monatlichen Abständen bewertet, was auch die Performancemessung schwieriger macht.

Expertise und Bewertung von Investitionen

Für private Verbraucher ist es oft schwierig, das Risiko von Investitionen in Private Markets einzuschätzen. Die Bewertung von Investitionen in diesem Segment erfordert eine fundierte Expertise, da viele Faktoren berücksichtigt werden müssen, wie etwa das Geschäftsmodell, das Management und die Wettbewerbslandschaft. Im Gegensatz dazu sind Aktien und andere Finanzprodukte in der Regel einfacher zu bewerten, da sie auf öffentlichen Märkten gehandelt werden und leicht zugängliche Informationen zur Verfügung stehen.

Höhere Risiken

Wie bei jeder Anlageform besteht auch bei Private Markets das Risiko von Verlusten. Die Wertentwicklung von Privatunternehmen kann von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden, wie dem wirtschaftlichen Umfeld, der Branche und der allgemeinen Marktstimmung. Oft wird in eine zukünftige Perspektive investiert, für die noch keine konkreten Unternehmenszahlen vorliegen, wie im Fall von Venture Capital. Dies ist ein wesentlicher Unterschied etwa zur Investition in traditionelle grosse Unternehmen mit Substanz, wie es bei Buyouts der Fall ist. Daher ist es wichtig, ein diversifiziertes Portfolio zu haben, um das Risiko zu minimieren.

Liquiditätsrisiko

Ein weiteres Risiko, das mit Investitionen in Private Markets verbunden ist, ist die normalerweise geringe Liquidität. Da die Anteile nicht an öffentlichen Börsen gehandelt werden, kann es schwierig sein, sie zu verkaufen. Dies kann insbesondere bei kurzfristigem Liquiditätsbedarf problematisch sein. Im Gegensatz dazu sind Aktien und andere börsennotierte Finanzprodukte in der Regel leicht zu handeln und bieten Anlegern eine höhere Flexibilität.

Lange Anlagehorizonte

Investitionen in Private Markets sind oft mit einem Anlagehorizont von 10 bis 15 Jahren verbunden.

Zugänglichkeit erschwert

Da es für kein Segment einen einheitlichen Marktplatz gibt, ist der Zugang erschwert. Auch bei entsprechender Qualifizierung der Investoren stehen Privatanlegern viele Märkte nicht zur Verfügung.

Lesetipp: Börsencrash: Aktienmarkt am Boden – wie sollte man reagieren?

Expertenwissen

Investitionen in Private Markets erfordern fundiertes Expertenwissen

Investitionen in Private Markets bieten hohe Renditechancen und Diversifikationsmöglichkeiten, stellen jedoch auch ein erhöhtes Risiko dar. Um diese Risiken zu managen und die optimalen Investments zu finden, ist ein fundiertes Expertenwissen erforderlich.

Die Vielfalt der Produkte im Private Markets

Private Markets umfassen eine breite Palette von Anlageprodukten, die von Private Equity über Private Debt bis hin zu Infrastruktur und Immobilien reichen. Aufgrund der Vielzahl an Produkten kann es für Laien schwierig sein, die besten Investitionsmöglichkeiten zu identifizieren. Experten verfügen über das nötige Know-how, um die verschiedenen Produkte zu bewerten und diejenigen auszuwählen, die am besten zu den Anlagezielen und dem Risikoprofil des Anlegers passen.

Komplexe und intransparente Gebührenstrukturen

Die Gebührenstrukturen im Private Markets können verflochten und intransparent sein, was es für Anleger schwierig macht, die tatsächlichen Kosten ihrer Investitionen zu verstehen. Experten helfen dabei, die Gebührenstrukturen zu entschlüsseln und sicherzustellen, dass Anleger ein faires Angebot erhalten und keine versteckten Kosten übersehen werden.

Unterschiede im Investmentstil und den Fondsstrategien

Allein im Bereich Private Equity müssen die Chancen eines Buyouts (Übernahme von Unternehmen) und die von Venture Capital (Wachstumsfinanzierung) völlig differenziert bewertet werden. Nur Experten mit ausgewiesener Expertise sind in der Lage, die Unterschiede in Chancen und Risiken fundiert zu bewerten. Profis können dabei helfen, die verschiedenen Ansätze zu verstehen und diejenigen zu identifizieren, die am besten zu den individuellen Zielen und Anforderungen des Anlegers passen.

Die Rolle von Experten bei der Analyse und Vorauswahl

Wie bereits beschrieben, sind Investments in Private Markets im Vergleich zu öffentlich gehandelten Finanzprodukten deutlich schwerer zugänglich. Das bedeutet gleichzeitig, dass sich die Recherche und Bewertung der erforderlichen Daten nur einem eingeschränkten Kreis von Experten erschliesst. Für Privatanleger gilt es also, dieses Know-how zu nutzen. Sie können auf ihre Expertise zurückgreifen, um sicherzustellen, als Anleger in die richtigen Produkte investieren, die ihren Zielen und ihrer Risikobereitschaft entsprechen.

Lesetipp: Vermögensverwaltungsmandate: Definition, Bedeutung & Vorteile

Digitale Vermögensberater eröffnen breiten Anlegerkreisen Renditechancen in Private Markets

Private Markets, wie Private Equity, Private Real Estate, Private Debt oder Private Infrastructure, waren lange Zeit ausschliesslich grossen institutionellen Anlegern und sehr vermögenden Privatpersonen vorbehalten. Doch dank technologischer Innovationen und digitaler Vermögensberater öffnen sich diese attraktiven Anlagemöglichkeiten nun auch für einen breiteren Anlegerkreis. Start-ups wie Everon ermöglichen Investitionen in diesen Segmenten bereits ab 10’000 Franken, wodurch Privatanleger von den erweiterten Investmentmöglichkeiten mit potenziell hohen Renditen profitieren.

Digitale Vermögensberater als neue Wegbereiter für Private Markets

Digitale Vermögensberater verbinden fachliche Kompetenz mit einem hohen Grad an Automatisierung, um kosteneffizient Anlageempfehlungen für ihre Kunden zu erstellen und diese zu begleiten. Durch den Einsatz dieser Technologien können auch private Anleger Zugang zu den sonst nur schwer zugänglichen Private Markets Anlagen erhalten.

Erschliessung von Private Markets für breite Anlegerkreise

Die Mindestinvestitionssumme für Private Market Anlagen liegt häufig im sechsstelligen oder siebenstelligen Bereich. Dies schliesst viele Privatanleger von diesen attraktiven Anlageformen aus. Start-ups wie Everon haben jedoch erkannt, dass es einen grossen Bedarf an Zugang zu Private Markets gibt, und bieten als Konsequenz daher Investitionsmöglichkeiten bereits ab 10.000 Franken an. Die Digitalisierung und die Innovationskraft junger Anbieter haben somit die Tür zu Private Markets für breitere Anlegerkreise geöffnet.

Scheidung & Finanzen: Aufteilung, Versorgungsausgleich, Pensionskasse

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Eine Trennung und das anschliessende Scheidungsverfahren sind schwierige Zeiten und dabei geht es immer auch um das sensible Thema Finanzen. Die Vermögenswerte sollen gerecht aufgeteilt und der Versorgungsausgleich muss durchgeführt werden. Bei der Eheauflösung geht es daher nicht zuletzt auch um den Umgang mit der Pensionskasse. Schliesslich soll auch nach der Trennung die Altersvorsorge gesichert sein.

Dieser Beitrag informiert Betroffene über die Auswirkungen bei Trennung und zeigt insbesondere auf, wie es mit dem Pensionskassenguthaben weitergeht.

Das Wichtigste in Kürze

  • Fast jede zweite Ehe wird in der Schweiz geschieden.
  • Der Altersdurchschnitt der Eheleute in Scheidungsverfahren ist gestiegen.
  • Höheres Durchschnittsalter bedeutet höhere Herausforderungen an die Aufteilung Vorsorge.
  • Eheleute können im Rahmen gesetzlicher Vorgaben individuelle Regelungen treffen.
  • Der richtige Umgang mit der Pensionskasse sichert die Altersvorsorge und den Lebensstandard im Alter.
Scheidung

Scheidung in der Schweiz: Fakten

In der Schweiz verharrte die Scheidungsrate bis zur Mitte der 1960er-Jahre auf einem hohen, konstanten Niveau. Danach nahm sie deutlich zu und erreichte ab 2011 einen hohen Wert von deutlich über 50 Prozent. In den vergangenen 10 Jahren hat die Anzahl der Ehescheidungen allerdings wieder abgenommen und bewegt sich aktuell bei etwa 40 Prozent.

Im weltweiten Vergleich bewegen sich die Scheidungszahlen der Schweiz im Mittelfeld. Höhere Scheidungsquoten verzeichnen etwa Frankreich, Spanien, Australien und Schweden. In Russland ist die Quote im Vergleich zur Schweiz doppelt so hoch. Und auch in den USA lassen sich prozentual rund 50 Prozent mehr Menschen scheiden als in der Schweiz.

Durchschnittsalter bei der Scheidung gestiegen

Das Alter, in dem sich Schweizer Eheleute scheiden lassen, hat sich in den vergangenen Jahren nach hinten verschoben. Das Durchschnittsalter beträgt rund 46 Jahre. Damit sind Männer und Frauen bei der Scheidung immerhin rund acht Jahre älter, als sie es in den 1970er-Jahren waren. Das erklärt sich insbesondere durch die Tatsache, dass auch Paare später heiraten.

Scheidungsfolgen bei höherem Alter beachten

Das tendenziell höhere Alter zum Zeitpunkt der Scheidung bringt besondere Herausforderungen für die Aufteilung der Finanzen mit sich. Die bereits angesparten Altersvorsorgeguthaben sind somit oft höher und die Zeit bis zum Renteneintritt kürzer. Das bedeutet, für Geschiedene spielt das Thema Pensionskasse eine grosse Rolle.

Ehe Rechte und Pflichten

Eheschliessung: wesentliche Rechte und Pflichten

In der Schweiz ist eine Heirat ab dem 18. Lebensjahr möglich. Es gilt der Grundsatz der Gleichberechtigung, wodurch Mann und Frau die gleichen Rechte haben, was auch beim Thema Finanzen zu beachten ist.

Wesentliche finanzielle Auswirkungen der Ehe sind damit:

  • Familienunterhalt: Ehepartner können sich abstimmen, wer wie viel Unterhalt der Familie beitragen soll – in der Pflicht stehen jedoch beide gleichermassen.
  • Kinder: Beide Elternteile haben die gleiche Sorgepflicht. Das gilt für Betreuung, Pflege und Erziehung, wodurch sich eine Unterhaltspflicht ergibt.
  • Güterstand: Die Eheleute legen gemeinsam den Güterstand fest. Damit bestimmen sie, wem welche Güter gehören und wie das Vermögen sowie die Schulden sowohl bei Scheidung als auch bei Tod aufgeteilt werden. Das Schweizer Recht sieht dazu die Güterstände Errungenschaftsbeteiligung, Gütergemeinschaft sowie die Gütertrennung vor.
  • Berufliche und private Vorsorge: Die in der Ehe erwirtschafteten Guthaben der zweiten und dritten Säule zählen ebenfalls zum gemeinsamen Altersvorsorgeguthaben.
Trennung

Trennung: wesentliche Auswirkungen

Die oben genannten Rechte und Pflichten lassen bereits erahnen, welche Auswirkungen eine Scheidung auf die Finanzen hat und welche Dinge geregelt werden müssen.

Wenn sich beide einig sind: Ablauf einer einvernehmlichen Scheidung

Sofern beide Eheleute mit der Scheidung einverstanden sind, reichen sie gemeinsam ein Scheidungsbegehren ein. Bei der von beiden unterschriebenen sogenannten Scheidungskonvention müssen keine Gründe für die Scheidung angegeben werden.

Ferner beschreiben die Eheleute auf einem gemeinsam verfassten Dokument (Scheidungsvereinbarung) die Punkte, auf die sie sich geeinigt haben:

  • Auflösung des Güterstands
  • Aufteilung der beruflichen Vorsorge
  • Unterhalt und Sorgerecht für Kinder
  • weitere Punkte, beispielsweise, wer in der ehelichen Wohnung verbleibt

In der Regel hält sich das Gericht beim Scheidungsurteil an die Scheidungsvereinbarung. Allerdings prüft es die Ausgewogenheit. So wird beispielsweise ein Verzicht auf Kindesunterhalt gewöhnlich ebenso abgelehnt wie eine nicht ausgeglichene Altersvorsorge.

Beide müssen nach der Scheidung selbst für ihren eigenen Unterhalt aufkommen

Nach der Scheidung gilt grundsätzlich die Eigenverantwortlichkeit. Je nach Alter, Dauer der Ehe und Verteilung der Aufgaben kann per Gerichtsurteil jedoch einen Ehepartner zu befristeten Unterhaltszahlungen verpflichtet werden. Für den Unterhalt der Kinder haben beide Elternteile bis zur Volljährigkeit oder bis zum Ende der Ausbildung aufzukommen. Je nach den persönlichen Möglichkeiten prüft das Gericht die mögliche Einigung unter den Eltern, fällt jedoch die definitive Entscheidung. So sollen die Bedürfnisse der Kinder auf jeden Fall sichergestellt werden.

Die Aufteilung der Güter regelt in der Schweiz das Güterrecht

Das Ehegüterrecht regelt die finanziellen Beziehungen unter den Ehegatten während der Ehezeit sowie die Aufteilung bei Scheidung und Tod. Die Aufteilung des Vermögens bei Trennung ist davon abhängig, welchen Güterstand die Eheleute gewählt haben.

Das Schweizer Gesetz kennt drei verschiedene Güterstände:

  • Errungenschaftsbeteiligung: Dieser Güterstand wird auch als «ordentlicher Güterstand» bezeichnet. Er gilt immer, wenn in einem Ehevertrag kein anderer Güterstand vereinbart wurde. Das Vermögen besteht hierbei aus Eigengut und Errungenschaften. Als Eigengut gelten alle Vermögenswerte, welche in die Ehe eingebracht wurden und somit im persönlichen Eigentum verbleiben. Auch Erbschaften und Schenkungen zählen zum Eigengut. Alles, was während der Ehe erwirtschaftet wurde, wird als Errungenschaft bezeichnet und muss bei Scheidung hälftig aufgeteilt werden.
  • Gütergemeinschaft: Der Unterschied zur Errungenschaftsbeteiligung besteht darin, dass nicht zwischen Errungenschaften und Eigengut unterschieden wird. Vielmehr wird bei Scheidung alles halbiert. Dabei ist es möglich, einzelne Güter von der Gütergemeinschaft per Vertrag auszuschliessen.
  • Gütertrennung: Wie auch die Gütergemeinschaft, muss die Gütertrennung in einem Ehevertrag vereinbart werden. Das Vermögen der Ehegatten bleibt getrennt, wie es auch vor der Eheschliessung war. Ebenso betreiben Sie auch während der Ehe einen getrennten Vermögensaufbau.

Die berufliche und die private Vorsorge werden im Rahmen einer Scheidung ebenfalls aufgeteilt, wie später noch detaillierter beschrieben wird. Ferner müssen auch die Schulden gerecht aufgeteilt werden; dazu erhalten Sie ebenfalls in einem nachfolgenden Kapital weitere Informationen.

Was bedeutet AHV Splitting bei Scheidung?

Die gemeinsamen Ansprüche in der AHV werden bei Scheidung umverteilt, um zu einer gerechten Zuordnung zu kommen. Dazu findet im Rahmen der Ehe eine Einkommensaufteilung, das sogenannte Splitting, statt. Um die Rentenansprüche für Alter oder Invalidität von geschiedenen Personen zu ermitteln, wird das während der Ehe erzielte Einkommen beider Ehepartner geteilt und jedem zur Hälfte zugerechnet. Dabei werden nur die Jahre berücksichtigt, in denen beide Partner bei der AHV/IV versichert waren.

Die Einkünfte im Jahr der Eheschliessung sowie im Jahr der Scheidung werden dabei nicht aufgeteilt. Das Splitting ist daher nur möglich, wenn die Ehe mindestens ein komplettes Kalenderjahr bestanden hat.

Unterhaltspflicht für die gemeinsamen Kinder

Ungeachtet eventueller Vereinbarungen zum nachehelichen Unterhalt zwischen den geschiedenen Partnern sind Eltern stets verpflichtet, für ihre Kinder Unterhalt zu leisten. Diese Verpflichtung besteht so lange, bis das Kind volljährig ist oder seine erste Berufsausbildung abgeschlossen hat.

Der zur Zahlung verpflichtete Elternteil ist jener, der nicht mit dem Kind zusammenwohnt. Der Elternteil, der mit dem Kind eine häusliche Gemeinschaft bildet, erfüllt seine Unterhaltspflicht durch die Erziehung des Kindes sowie durch persönliche Zuwendung. Das Gericht legt die Höhe des Kindesunterhalts fest, ohne das Existenzminimum des zahlungspflichtigen Elternteils zu beeinträchtigen.

Rechtliche Mittel bei Nichterfüllung der Unterhaltspflichten

Wenn der zahlungspflichtige Elternteil seinen Verpflichtungen nicht nachkommt, kann der Unterhaltsberechtigte die Inkassohilfe des jeweiligen Kantons in Anspruch nehmen. Jeder Kanton muss eine kostenlose Unterstützung zur Eintreibung von Kindesunterhalt anbieten. Weiterhin bieten die Kantone zur Überbrückung Vorschüsse für Kinderalimente an.

In bestimmten Fällen kann gegen den rückständigen Zahlungspflichtigen beim zuständigen Zivilgericht eine Schuldneranweisung beantragt werden. Durch diese Anweisung wird der Unterhalt direkt vom Lohn oder Gehalt des zahlungspflichtigen Elternteils abgezogen und an den Antragsteller weitergeleitet.

Sind bereits längerfristige Rückstände bei den Unterhaltszahlungen vorhanden, kann ein Betreibungsverfahren eingeleitet werden. Hierfür ist das Betreibungsamt am Wohnort des zahlungspflichtigen Elternteils zuständig. Sollte dieser weiterhin seiner Zahlungspflicht nicht nachkommen, kann ein Strafverfahren eingeleitet werden.

Ehevertrag: diese Punkte können vereinbart werden

Eine vertragliche Einigung ist zwar unromantisch, kann jedoch im Falle einer Scheidung zu einer relativ konfliktfreien Trennung beitragen, da die wesentlichen Angelegenheiten vorab geregelt wurden. Dadurch lassen sich häufig hohe Kosten eines Scheidungsverfahrens reduzieren. Ferner können grundsätzliche Vermögensfragen sowie die Verteilung des Erbes geklärt werden.

Ein Ehevertrag regelt:

  • den Güterstand
  • im Scheidungsfall die Aufteilung des Vermögens
  • die Erbansprüche der geschiedenen Eheleute
  • die Erbansprüche in einer Ehegemeinschaft
Aufbruch

Scheidung: nicht immer einvernehmlich

In der Schweiz können sich Eheleute zwar grundsätzlich ohne Anwalt scheiden lassen. Durch die Komplexität ist jedoch in den meisten Fällen ein erfahrener Fachanwalt sinnvoll. Sind sich die Eheleute nicht einig, bleibt ohnehin nur der Weg der Scheidungsklage. Sofern ein Ehepartner mit der Scheidung generell nicht einverstanden ist, muss zunächst eine Trennungszeit von zwei Jahren eingehalten werden. Anschliessend kann der Scheidungswillige auf Trennung der Ehe klagen.

Während bei Einigkeit eine Scheidung bereits ab etwa 2’500 Franken abgewickelt werden kann, summieren sich die Kosten bei Streitigkeiten schnell auf 10’000 Franken oder mehr. Die Kosten werden bei Einigkeit geteilt – bei Scheidungsklagen trägt die unterlegene Person die Gesamtkosten.

Da sich beide Ehepartner im Rahmen eines Scheidungsverfahrens um ihre zukünftige Existenz bemühen, wird auch häufig über Vermögensfragen gestritten. Hier geht es um die Zuordnung von Eigengut und Errungenschaften oder um die Bewertung und Aufteilung von Immobilienvermögen. Ein vorliegender Ehevertrag kann hier helfen, Kosten und Nerven zu sparen.

Ausblick Haus

Das geschieht mit den Schulden bei einer Scheidung

Ehepartner müssen nach der Scheidung nicht zwingend für die vom jeweils anderen Partner aufgenommenen Schulden aufkommen. Eheleute haften nur bei gemeinsam abgeschlossenen Kreditverträgen, wie dies häufig bei Hypothekardarlehen der Fall ist. Für Schulden allerdings, die zur gemeinsamen Haushaltsführung zählen, wie Haushaltsschulden, Versicherungsprämien oder offene Steuerrechnungen, müssen beide gemeinsam haften. Eine Aufteilung stellt sich hier nicht.

Berufliche Vorsorge

Der Vorsorgeausgleich für die berufliche Vorsorge

Der Vorsorgeausgleich bezieht sich auf die Aufteilung des in der Ehe angesammelten Vorsorgeguthabens. Im Falle einer Scheidung findet zunächst die güterrechtliche Regelung statt, gefolgt vom Vorsorgeausgleich. Abschliessend erfolgt schliesslich die Festlegung des Unterhaltsbeitrags.

Scheidung und Pensionskasse: gerechte Verteilung der Vorsorgeguthaben

Der Vorsorgeausgleich gleicht die oft unterschiedlichen Guthaben aus, die das Ehepaar im Laufe der Ehe angesammelt hat. Wenn eine Person hauptsächlich für die Kinderbetreuung, die Pflege von Angehörigen oder die Haushaltsführung verantwortlich war, hatte sie oft keine Möglichkeit, ein grosses Pensionskassenguthaben aufzubauen.

Im Gegensatz dazu hat die Person, die in der Ehezeit stärker erwerbstätig war, meist ein höheres Guthaben angesammelt. Der Vorsorgeausgleich teilt die während der Ehe angesparten Guthaben zwischen den Ehepartnern hälftig auf, um die Vorsorgeverluste der nicht oder nur gering erwerbstätigen Person auszugleichen. So wird eine gerechte Verteilung der Vorsorgeguthaben für beide Ehepartner gewährleistet.

Bestandteile des Vorsorgeausgleichs

Zu den Ansprüchen der obligatorischen und überobligatorischen zweiten Säule, die geteilt werden, zählen:

  • die Austrittsleistung (während der Ehe gesammeltes Altersguthaben im Zeitpunkt, zu dem das Scheidungsverfahren eingeleitet wurde)
  • das Freizügigkeitsguthaben (bei einer Freizügigkeitseinrichtung)
  • die Vorbezüge für Wohneigentum (Auszahlung der Pensionskasse, um selbst bewohntes Wohneigentum zu erwerben)

Um die zu teilende Austrittsleistung zu berechnen, werden von dem Ergebnis gegebenenfalls aus Eigengut geleistete Einmaleinlagen abgezogen. Ebenso abgezogen werden möglicherweise während der Ehe erfolgte weitere Kapitalauszahlungen. Da nur während der Ehe erworbene Ansprüche für den Vorsorgeausgleich relevant sind, werden Guthaben vor der Ehe (einschliesslich der Zinsen) ebenfalls nicht berücksichtigt.

Vorsorgeausgleich bei Rente wegen Invalidität

Wird vor Bezug der Rente bei der Scheidung eine Invalidenrente bezogen, muss zunächst eine «hypothetische Austrittsleistung» erstellt werden. Dies ist die Austrittsleistung für den Fall des Wiedererlangens der Erwerbsfähigkeit. Diese ermittelte Austrittsleistung wird dann hälftig geteilt. Die Teilung wirkt sich durch eine Kürzung der Invalidenrente aus.

Vorsorgeausgleich bei bereits bestehender Altersrente

Bezieht ein Ehepartner bereits eine Altersrente oder Invalidenrente und ist schon im Rentenalter, wird die Rente geteilt. Hier gilt die Hälfte der Rente zwar als Orientierung, doch das Gericht entscheidet in diesem Fall nach Ermessen. Sofern beide Eheleute eine Rente beziehen, kann ein Ausgleich problemlos vorgenommen werden. Ein Ausgleich von Rente auf den einen und Austrittsleistung auf der anderen Seite erfordert jedoch die Zustimmung beider Pensionskassen.

Scheidung und Pensionskasse: in Ausnahmefällen wird nicht geteilt

Das Gericht kann in Ausnahmefällen von der Regel der hälftigen Teilung des Pensionskassenguthabens abweichen.

Diese Ausnahmen sind:

  • Überhälftige Teilung: Konnte ein Ehepartner wegen der Betreuung mehrerer Kinder keine Erwerbstätigkeit ausüben, kann das Gericht eine überhälftige Teilung anordnen. Dabei berücksichtigt das Gericht, dass dem ausgleichspflichtigen Ehepartner eine angemessene Altersvorsorge verbleibt.
  • Verweigerung der hälftigen Teilung: Bei wichtigen Gründen kann das Gericht die gleichmässige Teilung verweigern. Dies kann beispielsweise dann der Fall sein, wenn ein Ehepartner kurz vor dem Renteneintritt steht und der andere aufgrund des jungen Alters noch in der Lage ist, selbstständig für die eigene Vorsorge anzusparen.
  • Unmöglichkeit der Teilung: Falls ein Ausgleich des Pensionskassenguthabens nicht möglich ist, weil sich etwa das Vorsorgeguthaben im Ausland befindet, schuldet die ausgleichspflichtige Person alternativ eine Kapitalabfindung.
  • Unzumutbarkeit der Teilung: Unzumutbar in dem Zusammenhang könnte etwa die Kürzung einer bereits laufenden Invaliditätsrente sein. Allerdings verbleibt trotzdem der Anspruch auf Ausgleich durch freies Kapital, das unter Umständen auch durch Ratenzahlung erbracht werden kann.

Einvernehmlicher Verzicht auf die Austrittsleistung

Der Rechtsgrundsatz besagt zwar, dass in der Ehezeit angesparte BVG-Vermögen zum Zeitpunkt der Einreichung des Scheidungsantrages aufgeteilt werden sollen, doch Ehegatten können einen Verzicht vereinbaren.

Der Gesetzgeber ermöglicht den Eheleuten, auf eine Teilung zu verzichten, wenn beide über eine angemessene Altersversicherung oder Invaliditätsversicherung verfügen. Dabei steht es dem Gericht frei, im Zweifel den Verzicht auf Teilung zu verweigern. Die Frage ist also, welche Vorsorge angemessen ist. Grundsätzlich ist dies dann der Fall, wenn die verzichtende Person von anderen Vorteilen profitiert, und somit ein ordentlicher Ruhestand gewährleistet ist.

Für die Beurteilung der angemessenen Altersvorsorge nachstehend einige wesentliche Punkte:

  • Lange Ehezeiten erfordern gewöhnlich einen gerechten Ausgleich.
  • Bei kurzen Ehezeiten wiegt die Eigenverantwortlichkeit stärker (insbesondere, wenn die Ehe kinderlos war).
  • Haben beide Eheleute das Rentenalter erreicht, ist das Prinzip der Teilung oft alternativlos, da keiner mehr neue Rentenansprüche aufbauen kann.
  • Bei erheblichem Altersunterschied ist eine hälftige Aufteilung in der Regel nicht angesagt, da jeder für sich über eine auskömmliche Vorsorge verfügt oder in Zukunft davon noch profitiert.
  • Bei erheblichem Einkommen oder Vermögens aufseiten des Ausgleichsberechtigten kann davon ausgegangen werden, dass eine Altersvorsorge problemlos möglich ist. Dies rechtfertigt einen Verzicht auf Ausgleich.
  • Ist ein Ehepartner selbstständig erwerbstätig, kann der Wert des Geschäfts ein Ersatz für ein Pensionsvermögen sein und somit ist ein Verzicht auf Ausgleich legitim.
  • Verfügen beide Ehepartner über ein ausgezeichnetes Einkommen, muss nicht zusätzliches Vorsorgevermögen ausgeglichen werden.
  • Wird ein Ehepartner bei der Aufteilung des Vermögens besonders begünstigt (etwa die Überlassung einer Eigentumswohnung als Alleineigentümer), ist ein Verzicht auf Ausgleich des Pensionskassenguthabens gerechtfertigt.
vorsorge

Die dritte Säule nach der Scheidung

Als private Vorsorge zählen die Gelder der dritten Säule zur güterrechtlichen Auseinandersetzung. Das Guthaben, welches während der Ehe angespart wurde, wird bei der Scheidung somit grundsätzlich halbiert. Im Ehevertrag können anderslautende Regelungen getroffen werden. Die bei der späteren Auszahlung anfallenden Steuern müssen bei der Teilung berücksichtigt werden.

Wenn bei der güterrechtlichen Aufteilung Guthaben der Säule 3a überwiesen wird, muss dieses Kapital gebunden bleiben. Die Bank oder Versicherung ist daher verpflichtet, das Geld an eine Einrichtung der beruflichen Säule, also eine Pensionskasse oder gegebenenfalls an eine Freizügigkeitseinrichtung zu überweisen.

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Neuer Weg

Von wohlüberlegten Lösungen profitieren alle Beteiligten

Wegen der Emotionalität der Angelegenheit erscheint es schwierig, während einer Scheidung sachlich zu bleiben. Doch Eheleute, die sich während des Scheidungsverfahrens mit Respekt begegnen und auch in dieser Phase an die Altersvorsorge denken, sparen Zeit, Geld und Nerven.

Das Schweizer Vorsorgesystem lässt in Verbindung mit dem Güterrecht viele Gestaltungsmöglichkeiten zu. Diese können genutzt werden, um allen Beteiligten eine positive Perspektive zu geben. Die Gerichte achten darauf, dass es nicht zu erkennbaren Ungerechtigkeiten kommt. Eltern sollten dabei beachten, dass Geld, was durch kostspielige Gerichtsverfahren verloren geht, am Ende auch den eigenen Kindern fehlt.

Quellenangaben

Die Entwicklung der Korrelation zwischen Aktien und Obligationen

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Das so genannte „60/40-Portfolio“ ist ein Klassiker. Die Kombination von 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Obligationen in einem Portfolio wurde als sehr vorteilhaft für das Risiko-Rendite-Verhältnis angesehen. Die Hauptannahme dahinter ist, dass Aktien und Obligationen im Zeitablauf eine geringe, wenn nicht sogar negative Korrelation aufweisen. Daher sind die historischen Korrelationen zwischen Aktien und Obligationen für Anleger, die ihre Portfolios diversifizieren wollen, von grossem Interesse.

Das Verständnis dieser Korrelationen bietet wertvolle Einblicke in Strategien der Asset Allokation und des Risikomanagements.

In diesem Artikel wird die historische Korrelation zwischen Aktien und Obligationen in den USA untersucht, Faktoren, die diese Korrelationen beeinflussen, werden erörtert, und es werden die jüngsten Trends und ihre Auswirkungen auf die Anleger beleuchtet.

Historische Perspektive: Ein Blick in die Vergangenheit

Die Beziehung zwischen Aktien und Obligationen war nicht immer einheitlich. Es gab Zeiten, in denen sich die beiden Anlageklassen in dieselbe Richtung bewegten, und Zeiten, in denen sie gegensätzlich verliefen. Im Allgemeinen dienten Obligationen aufgrund ihrer in der Regel geringen historischen Korrelation zu Aktien, als Absicherung gegen Verluste am Aktienmarkt, zumindest in den letzten 25 bis 30 Jahren. Über einen längeren Zeitraum betrachtet, gab es jedoch zwischen 1945 und 1995 eine weitgehend positive Korrelation zwischen Aktien und Obligationen.

Dies war beispielsweise 1969 der Fall, als die US-Notenbank die Zinsen anhob, um die steigende Inflation einzudämmen, was dazu führte, dass sich sowohl Aktien als auch Obligationen in eine negative Richtung bewegten. Dieses Szenario wiederholte sich im vergangenen Jahr, als die Renditen von Aktien und Obligationen fielen, nachdem die US-Notenbank die Zinsen so schnell wie seit 40 Jahren nicht mehr erhöht hatte. In vier Jahrzehnten ist ein solcher gleichzeitiger Rückgang nur in 2,4 % der Fälle aufgetreten, bei einer rollierenden 12-Monats-Betrachtung.

Aktien Kursverlauf

Faktoren, die die Korrelation beeinflussen

Mehrere Faktoren können die Korrelation zwischen Aktien und Obligationen beeinflussen. Einer der wichtigsten Faktoren sind die Zinssätze. Höhere Zinssätze können die künftigen Cashflows dieser Anlagen verringern, was sich sowohl auf die Renditen von Aktien als auch von Obligationen negativ auswirkt. Die Kurse von Obligationen sind direkt an das Zinsniveau gekoppelt, und ihre Bewertung sinkt bei einem Zinsanstieg, solange ihre Kuponzahlungen fixiert sind. Der Grund dafür ist, dass bestehende Obligationen mit alten (tiefen) Kupons unattraktiver gegenüber neu-emittierten Obligationen mit höheren Kupons werden.

Aktien werden in Mitleidenschaft gezogen, weil höhere Zinssätze oft höhere Finanzierungskosten und eine absichtliche Verlangsamung der Wirtschaft bedeuten. Beide Effekte führen tendenziell zu einer Verringerung der Unternehmensgewinne und damit zu einer niedrigeren Aktienbewertung.

Darüber hinaus spielt auch die Risikobereitschaft der Anleger eine entscheidende Rolle. Wenn die wirtschaftlichen Aussichten unsicher sind und die Zinsvolatilität hoch ist, neigen die Anleger eher dazu, das Risiko in ihren Portfolios zu verringern, was sowohl die Aktien- als auch die Obligationskurse nach unten drückt. Umgekehrt sind die Anleger bei positiven Wirtschaftsaussichten möglicherweise bereit, mehr Risiken einzugehen, was die Aktienkurse in die Höhe treiben könnte. Zu bedenken ist auch, dass die Attraktivität von Bargeld mit dem Zinsniveau einer Währung zunimmt, da es bereits anständige „risikolose“ Renditen bieten kann.

Lesetipp: Anlagestrategie im Fokus: Die Macht der Einkommensstrategie

Jüngste Trends und Implikationen

Wir betrachten die US-Aktien- und Obligationsmärkte, dargestellt durch den S&P 500 und den Bloomberg US Aggregate Index.

Wie die unten stehende Grafik zeigt, war die rollierende 53-Wochen-Korrelation zwischen Obligationen und Aktien zwischen 2012 und 2020 meist negativ. In diesem Zeitraum hat der Diversifikationseffekt von Aktien und Obligationen also gut funktioniert. Allerdings war das 60/40-Portfolio aus Renditegesichtspunkten keine sehr attraktive Anlage, da das Nullzinsregime zu sehr niedrigen Renditen bei festverzinslichen Anlagen führte.

In den letzten Jahren hat sich jedoch die Korrelation zwischen Aktien und Obligationen und die Attraktivität von festverzinslichen Anlagen deutlich verändert. Im Jahr 2022 gab es eine Gleichschrittbewegung zwischen dem S&P 500 und Obligationen. Ausschlaggebend dafür waren die hohe Inflation, die restriktiven Äusserungen der US-Notenbank, die hartnäckig hohen Konsumausgaben und die Nominallöhne, die den Obligationsmarkt häufig aus dem Gleichgewicht brachten.

Dies führte dazu, dass Aktien fielen, als die Zinsen stiegen, was die Diversifizierungsvorteile traditioneller 60/40-Portfolios in Frage stellte, aber die Renditen für festverzinsliche Anlagen in die Höhe trieb.

Korrelation Diagramm
Datenquelle: Telekurs

Zu Beginn des Jahres 2023 scheint sich die Investitionslandschaft zu verändern. Schwache Daten aus dem verarbeitenden Gewerbe, eine sich abschwächende Beschäftigungslage der privaten Haushalte und zahme annualisierte 3-Monats-Inflationswerte deuten darauf hin, dass sich die US-Wirtschaft im Laufe des Jahres zeitweise auf eine leichte Kontraktion zubewegen könnte.

Dies könnte zu niedrigeren Zinssätzen und einer Verschiebung der Korrelation zwischen Aktien und Obligationen führen, wobei sich Staatsobligationen möglicherweise in eine andere Richtung als Aktien bewegen. Sollte diese Verschiebung eintreten, würde sie wahrscheinlich diversifizierten Portfolios zugute kommen, insbesondere angesichts der im Vergleich zu den Vorjahren höheren Anfangsrenditen bei Staatsobligationen.

Darüber hinaus könnte das Investitionsklima allmählich der Zeit zwischen 1945 und 1995 ähneln, als sich Aktien und Obligationen in einem wachstumsstarken Umfeld mit anhaltender Inflation häufig gemeinsam bewegten. Dies wäre ein deutlicher Unterschied zu der Zeit Ende der 1990er Jahre bis zum Beginn der COVID-19-Pandemie. In dieser stellte Deflation ein grösseres Problem dar als hohe Inflation, was den Vorteil einer Diversifizierung zwischen Aktien und Obligationen förderte.

Lesetipp: Geld anlegen in der Schweiz: Anlagestrategien und das 1×1 des Anlegens

Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie

Die COVID-19-Pandemie spielte ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Beeinflussung der Korrelation zwischen Aktien und Obligationen. Der Übergang der US-Notenbank zu einer beispiellosen geldpolitischen Stimulierung als Reaktion auf die Pandemie führte zu einer einzigartigen Situation an den Obligations- und Aktienmärkten.

Der US-Aktienmarkt erholte sich von dem anfänglichen Schock der Pandemie und erreichte neue Höchststände, was zum Teil auf die niedrigen Zinssätze zurückzuführen war. Gleichzeitig führte die Zusage der US-Notenbank, die Zinsen auf einem Niveau nahe Null zu halten, zu einem sprunghaften Anstieg der Obligationspreise, was zu einer seltenen Periode führte, in der sowohl Obligationen als auch Aktien eine starke Rendite vorwiesen (Zeitraum von Mitte 2020 bis Mitte 2021).

Lesetipp: Faktor-Risikoprämien: Value, Momentum, Size und Quality in den letzten Jahren

Diversifizierung

Fazit

Auch wenn die Korrelation zwischen Aktien und Obligationen im Laufe der Zeit schwankte, ist das Verständnis dieser Beziehung und der Faktoren, die sie beeinflussen, von entscheidender Bedeutung für Anleger, die ihre Portfolios diversifizieren und das Risiko steuern wollen.

Mit Blick auf das Jahr 2023 bleibt abzuwarten, wie sich diese Korrelation weiterentwickeln wird. Angesichts der aktuellen Wirtschaftstrends und der höheren Anfangsrenditen bei Obligationen könnte sich eine Diversifizierung im kommenden Jahr jedoch als vorteilhaft erweisen. Die Anlageklasse der Obligationen erlebt durch das aktuelle Zinsniveau ein Comeback und sollte bei Investoren wieder mehr Beachtung finden.

Derzeit erleben die Finanzmärkte starke Schwankungen, da die Auswirkungen höherer Zinssätze immer deutlicher werden. Es ist jedoch wichtig, sich daran zu erinnern, dass im letzten Jahrhundert Hochzinszyklen kamen und gingen und dass sowohl Aktien- als auch Obligationsrenditen für Anleger, die den Kurs halten, stabil waren.

Auch wenn sich die Korrelation zwischen Aktien und Obligationen aufgrund verschiedener Faktoren weiterhin verändern wird, bleibt die Bedeutung eines gut diversifizierten, ausgewogenen Anlageportfolios bestehen.

Quellenangaben

Private Debt: Alternative Firmenfinanzierung und spannende Anlageklasse

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Unternehmen sind ständig auf der Suche nach effizienten Finanzierungsmöglichkeiten, um ihren Wachstumskurs beizubehalten. Dabei stossen sie oft auf Herausforderungen bei traditionellen Finanzierungsquellen. Private Debt liefert aufstrebenden Unternehmen geeignete Finanzierungslösungen.

Dabei trifft die Anlageklasse auch den Nerv vieler Investoren, die nach aussichtsreichen Renditechancen suchen und ihr Portfolio weiter diversifizieren wollen. Nachdem dieser Kreditmarktplatz lange Zeit institutionellen Investoren vorbehalten war, öffnet sich die Anlageklasse zunehmend auch privaten Anlegern.

In diesem Beitrag erhalten Sie einen Überblick über Private Debt, welchen Mehrwert diese Anlageklasse bietet und wie sich diese Anlageform von anderen Investmentklassen unterscheidet. Ferner werden verschiedene Arten von Private Debt erklärt und welche Risiken bei dieser Privatmarktanlage zu beachten sind.

Das Wichtigste in Kürze

  • Private Debt ist eine international wachsende Anlageklasse in einem nicht öffentlichen Markt.
  • Unternehmensfinanzierungen als Privatmarktanlagen versprechen hohe Renditen.
  • Studien sagen auch in der Schweiz ein zweistelliges Wachstum voraus.
  • Everon ermöglicht Privatanlegern Investitionen in einen Markt, der lange Zeit nur institutionellen Investoren vorbehalten war.
  • Anleger sollten die Abgrenzung zu anderen Finanzinstrumenten verstehen, bevor sie investieren.
Unternehmen

Private Debt: Definition und Erklärung einer Anlageklasse im Bereich Private Markets

Der Begriff Private Debt beschreibt die Vergabe von Firmenkrediten an Unternehmen durch nicht öffentliche Institutionen wie Banken oder Investoren. Im Gegensatz zur öffentlichen Verschuldung, bei der Unternehmen Anleihen an den öffentlichen Märkten ausgeben oder von Banken Darlehen erhalten, erhalten Firmen Fremdkapital von privaten Geldgebern. Private Debt hat in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen und wird sowohl von institutionellen Investoren als auch von vermögenden Privatanlegern genutzt.

Im Vergleich zu traditionellen Bankkrediten bietet Private Debt oft flexiblere Bedingungen und massgeschneiderte Kreditvereinbarungen. Dies ermöglicht es Unternehmen, alternative Finanzierungslösungen in Anspruch zu nehmen, insbesondere wenn sie Schwierigkeiten haben, Kredite von traditionellen Banken zu erhalten.

Private Debt-Investoren wiederum, können ihr Portfolio diversifizieren und attraktive Renditen erzielen, indem sie in die Kreditvergabe an Unternehmen investieren.

Abgrenzung zu anderen Finanzinstrumenten

Private Debt unterscheidet sich in einigen wesentlichen Punkten von anderen Finanzinstrumenten, die Privatanlegern zur Verfügung stehen.

Im Folgenden werden einige wichtige Unterschiede und Abgrenzungen anhand einiger gängiger Anlageprodukte erläutert:

  • Öffentliche Obligationen: Im Gegensatz zu öffentlichen Obligationen, die von Unternehmen oder staatlichen Institutionen an öffentlichen Märkten ausgegeben werden, handelt es sich bei Private Debt um nicht öffentlich gehandelte Wertpapiere. Private Debt-Investoren investieren direkt in Kredite an Unternehmen und erhalten dafür Zinszahlungen und möglicherweise auch eine Beteiligung an den Gewinnen des Unternehmens (Mezzanine).
  • Aktien: Private Debt steht im Gegensatz zu Aktien, die Eigentumsanteile an einem Unternehmen repräsentieren. Während Aktieninhaber von Kurssteigerungen und Dividendenzahlungen profitieren, erhalten Private Debt-Investoren feste Zinszahlungen und haben normalerweise keinen Anspruch auf Unternehmensanteile.
  • Private Equity: Private Debt unterscheidet sich auch von Private Equity, bei dem Investoren Eigenkapital in Unternehmen investieren. Private Debt-Investoren stellen hingegen Fremdkapitalfinanzierungen bereit und sind Gläubiger des Unternehmens. Sie haben Vorrang vor den Eigenkapitalgebern im Falle einer Insolvenz oder Restrukturierung.

Lesetipp: Family Office – Definition, Leistungen & für wen es sich lohnt

Investing Private Equity

Private Debt: eine weltweit rasant wachsende Anlageklasse

In den letzten zehn Jahren ist der Private Debt Markt aufgrund der lange Zeit niedrigen Zinsen sowie der hohen Nachfrage der Investoren stark expandiert. Der Erfolg privater Schuldtitel resultiert aus den besonderen Marktvoraussetzungen nach der weltweiten Finanzkrise. Private Debt eröffnet sowohl expandierenden privaten Unternehmen Liquiditätsmöglichkeiten als auch Investoren höhere Renditechancen im Vergleich zu öffentlichen Schuldtiteln. Private Debt wird daher häufig bereits als eigenständige Anlageklasse betrachtet, nachdem es ursprünglich als Unterkategorie von Private Equity gegolten hatte. Dies hängt auch damit zusammen, dass im Rahmen von Private Debt-Investitionen oftmals sogenannte Leveraged Buyouts, also fremdfinanzierte Unternehmensübernahmen, finanziert werden.

Der internationale Private Debt Markt zählt zu den am schnellsten wachsenden Privatmärkten und ist mittlerweile nach Private Equity und Immobilien der drittgrösste Privatmarkt. Im Durchschnitt der letzten zehn Jahre wuchs der Private Debt Markt jährlich um 13,5 Prozent. Im Vergleich dazu betrug das Wachstum von Private Equity und Venture Capital im gleichen Zeitraum 11,5 Prozent und von Immobilien 9,1 Prozent. Laut Prognosen des britischen Informationsdienstes Preqin wird erwartet, dass der Private Debt Markt weiterhin expandiert und bis 2026 sogar ein Vermögen von 2,7 Billionen US-Dollar erreicht.

Private Debt: Marktgrösse in der Schweiz

Auch in der Schweiz wächst, nicht zuletzt durch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, der Markt für private Finanzierungslösungen. Da es sich um einen nicht öffentlichen Markt handelt, basieren Statistiken häufig allerdings auf Schätzungen. Die Hochschule Luzern hat jedoch bereits 2019 die wachsende Bedeutung der Unternehmensfinanzierung mit Private Debt in einer Studie belegt.

Die wesentlichen Erkenntnisse aus der Studie:

  • Das Schweizer Private Debt Marktvolumen beträgt etwa drei Milliarden Franken.
  • Das weltweite Wachstum von Private Debt wird sich fortsetzen.
  • Obwohl die Banken wesentlicher Kreditgeber bleiben werden, wachsen alternative Finanzierungsformen wie Private Debt.
  • Analog der Wachstumsraten von Private Equity ist weiterhin von zweistelligen Wachstumsraten auszugehen.
  • Das Interesse von Anlegern an Private Debt ist gross und wird gross bleiben.

Banken beobachten die Entwicklung und werden sich an Plattformen beteiligen.

Dividende

Eine interessante Investitionsmöglichkeit erschliesst sich inzwischen auch privaten Anlegern

Lange Jahre war Private Debt nahezu ausschliesslich institutionellen Investoren vorbehalten. Doch in den vergangenen Jahren hat sich der private Markt für Firmenkredite zunehmend demokratisiert. Ausgelöst durch die anhaltende Niedrigzinspolitik gewinnen Investitionsmöglichkeiten neben den traditionellen Kapitalmärkten auch für private Anleger an Bedeutung. Für eine zunehmende Anzahl an Anlegern kommt Private Debt zum richtigen Zeitpunkt, um ihre Vermögensstruktur weiter zu diversifizieren.

Dank innovativer Vermögensverwalter wie Everon können nun in der digitalen Welt auch kleinere Anlagesummen in diese attraktive Anlageklasse investiert werden. Je nach Projekt sind bei Everon Investitionen bereits ab 10.000 Franken möglich. Lesen Sie bei Interesse mehr zur Vermögensverwaltung bei Everon.

Private Debt kommt dabei vorrangig für Investoren mit einem langfristigen Anlagehorizont infrage, die nicht auf eine kurzfristige Verfügbarkeit angewiesen sind. Dies erfordert nicht nur entsprechende Fachkenntnisse, sondern ebenso eine bestimmte Risikofähigkeit. Dafür optimieren Anleger ihre Vermögensstruktur und erhalten eine Anlage mit laufendem Cashflow. Private Debt zeigt dabei ein Risiko mit geringer Korrelation zu den börsennotierten Wertpapieren wie Aktien oder Anleihen.

Lesetipp: Digitale Vermögensverwaltung: Tipps & Tricks

Investment Chance

Diese Chancen eröffnen sich Anlegern

Das Grundprinzip von Private Debt lautet: Private Kreditgeber tragen das Risiko der Unternehmensfinanzierung oder Finanzierung eines Projekts. Als Belohnung erhalten diese eine ordentliche Rendite, die deutlich über der von öffentlich gehandelten Investments liegt. Für Private Debt Anlagen sind je nach Anlagestrategie Renditen von etwa 3 bis 15 Prozent jährlich erzielbar, teilweise auch darüber. Voraussetzung für ein effektives Investment sind eine fundierte Selektion sowie Kontrolle aller Auswahlmöglichkeiten. Mit überdurchschnittlichen Renditeaussichten werden Anleger für den Mehraufwand entlohnt.

Abgesehen von den gängigen Vorteilen alternativer Anlageklassen – wie ansprechende Renditen, Diversifizierung und eine niedrige Korrelation mit öffentlichen Märkten – bringt Private Debt zusätzliche spezifische Vorzüge mit sich:

  • Weniger Risiko: Im Vergleich zu Private Equity und Immobilien sind Schuldtitel weniger risikoreich. Der Grund: Die Erträge stehen fest und die Forderungen der Investoren im Falle eines Ausfalls werden bevorzugt behandelt.
  • Kalkulierbare Renditen: Die Erträge sind vorhersehbar und vertraglich auf Basis eines Zinssatzes fixiert.
  • Enge Beziehung zu Kreditnehmer: Private Kreditgeber pflegen in der Regel engere Beziehungen zu den Kreditnehmern als bei Standardkrediten. Dies führt zu einem effizienteren Prozess und trägt häufig zum Erfolg des betreffenden Unternehmens bei.
  • Erweiterte Investitionschancen: Private Debt eröffnet Anlegern Zugang zu einer Vielzahl von Wirtschaftsbereichen, die ihnen sonst nicht zugänglich wären. Dazu zählen etwa erneuerbare Energien, Investition in Unternehmen im frühen Wachstumsstadium sowie Anlage in einem Bereich, der ansonsten Banken vorbehalten ist. 
Risiken

Auf diese Risiken sollten Anleger achten

Es ist wichtig, dass Privatanleger vor einer Investition in Private Debt ihre Risikobereitschaft sorgfältig bewerten und professionelle Beratung einholen. Nur so kommen sie zu einem geeigneten Investitionsansatz. Private Debt-Investitionen sind für Privatanleger mit spezifischen Risiken verbunden.

Die Hauptrisiken, die bei Private Debt Anlagen auftreten können, sind:

  • Illiquidität: Private Debt-Investitionen sind oft langfristige Engagements mit begrenzter Liquidität. Im Gegensatz zu öffentlich gehandelten Wertpapieren können Privatanleger Schwierigkeiten haben, ihre Investition vorzeitig zu verkaufen. Dies begründet sich dadurch, dass der Sekundärmarkt im Bereich Private Debt vergleichsweise wenig entwickelt ist.
  • Kreditrisiko: Private Debt Investitionen bergen ein erhöhtes Risiko, dass der Schuldner seine Verpflichtungen nicht erfüllen kann. Dies kann aufgrund von Zahlungsproblemen, Insolvenz oder anderen wirtschaftlichen Herausforderungen geschehen. Das Risiko ist nicht zuletzt auch abhängig von der Rangfolge der Schuldtitel im Insolvenzfall (vorrangig oder nachrangig zu anderen Forderungen).
  • Konzentration: Private Debt-Investitionen können oft auf bestimmte Unternehmen, Sektoren oder Regionen konzentriert sein. Dies erhöht das Risiko, da eine negative Entwicklung in einem Unternehmen oder Sektor erhebliche Auswirkungen auf die gesamte Investition haben kann.
  • Mangel an Informationen: Im Gegensatz zu öffentlich gehandelten Wertpapieren bieten Private Debt Investitionen als Privatmarktanlagen oft weniger Transparenz und Informationen über das Unternehmen, den Schuldner oder die spezifischen Bedingungen der Investition. Dies kann es für Privatanleger schwierig machen, eine umfassende Risikobewertung durchzuführen und angemessene Investitionsentscheidungen zu treffen.
  • Kaum reguliert: Im Vergleich zu öffentlich gehandelten Wertpapieren wie Aktien oder Anleihen können Anleger bei der Prüfung von Anlagerichtlinien nicht auf staatliche Regulierungen zurückgreifen. Es sind als fundierte Finanzkenntnisse, insbesondere im Bereich Kreditfinanzierung, erforderlich.
  • Zinsänderungsrisiko: Private Debt Investitionen können an variable Zinssätze gebunden sein. Obwohl variable Zinssätze den Anlegern ermöglichen, von steigenden Zinsen zu profitieren, erhöhen sie gleichzeitig das Kreditrisiko für den Kreditnehmer, da sie seine Liquidität belasten können. Heute weisen die meisten Private Debt Portfolios einen überwiegenden Anteil an variablen Zinssätzen auf, die oft mit einer Zinsuntergrenze versehen sind, um den Anlegern eine Mindestrendite zu sichern.

Lesetipp: Investieren in volatilen Märkten – Risikostrategien für Anleger

Geschaeftsmann

Private Debt: die komplexe Anlageklasse erfordert Expertenwissen

Private Debt ist eine komplexe Anlageklasse, die spezifisches Expertenwissen erfordert. Privatanleger haben in der Regel nicht die erforderliche Expertise und den Zugang zu den notwendigen Informationen, um diese Anlageklasse erfolgreich zu managen. Daher ist es wichtig, dass Experten in Form von professionellen Fondsmanagern oder spezialisierten Vermögensverwaltern in das Management des Private Debt Portfolios involviert sind.

Herausforderungen der Finanzmärkte

Die Finanzmärkte sind mit vielen Herausforderungen konfrontiert, wie Inflation, weltwirtschaftliche Entwicklungen, politische Konflikte und hohe Verschuldung. Diese Faktoren können erhebliche Auswirkungen auf die Performance und das Risikoprofil von Private Debt Investitionen haben. Experten mit fundiertem Wissen über die Märkte können diese Faktoren richtig interpretieren und fundierte Entscheidungen treffen, um das Portfolio bestmöglich zu positionieren.

Marktanalyse

Die Analyse und Bewertung von Private Debt-Investitionsmöglichkeiten erfordert spezifisches Know-how. Die Auswahl geeigneter Kreditnehmer, die Beurteilung des Kreditrisikos, die Einschätzung der Rückzahlungsfähigkeit und die Verhandlung von Kreditverträgen erfordern Fachwissen und Erfahrung. Experten im Bereich Private Debt sind in der Lage, die Qualität der Kreditnehmer und ihrer Geschäftsmodelle zu bewerten, und behalten so die Ziele Kapitalerhalt und Rendite im Blick.

Professionelle Vermögensverwaltung

Auch die Verwaltung von Risiken und die Implementierung einer angemessenen Diversifikation spielen eine entscheidende Rolle bei der Verwaltung von Private Debt-Investitionen. Fachleute können dabei helfen, das Portfolio auf verschiedene Kreditnehmer, Branchen, Regionen und Instrumente zu diversifizieren, um das Risiko zu streuen und die Chancen auf positive Renditen zu erhöhen. Sie haben Zugang zu einem breiten Netzwerk von Kreditnehmern und können eine ausgewogene Mischung aus verschiedenen Arten von Private Debt Investitionen, beispielsweise Senior Secured Loans oder Mezzanine-Kapital, anbieten.

Zugang zu kompetentem Research

Die Einbeziehung von sachkundigen Vermögensverwaltern in das Management des Private Debt Portfolios ermöglicht den Privatanlegern, von deren Fachkenntnis und Erfahrung zu profitieren. Experten haben in der Regel Zugang zu umfangreichen Informationen und Ressourcen, um das Portfolio effektiv zu verwalten und eine angemessene Risikosteuerung sicherzustellen.

Lesetipp: Private Finanzplanung – so erreichen Sie Ihre individuellen Ziele

Bereiche

Unterschiedliche Anlagestrategien und Finanzierungsinstrumente

Der grösste Teil der Investitionen im Bereich Private Debt entfällt auf nicht börsennotierte Private Debt Fonds. Diese Fonds unterscheiden sich sowohl hinsichtlich ihrer Strategie als auch der angebotenen Schuldtitel.

Die Finanzinstrumente teilen sich im Wesentlichen in folgende Bereiche auf:

  • Kredite mit erstrangiger Besicherung (Senior Secured Loans)
  • Kredite mit nachrangiger oder ohne Besicherung (Junior Unsecured Loans)
  • Mezzanine Titel (im Rang hinter anderen Krediten)

Ebenso sind Kombinationen der verschiedenen Instrumente denkbar.

In den folgenden Kapiteln werden die wesentlichen Strategien der Private Debt Fonds dargestellt.

Direct Lending

Bei dieser Finanzierungsform vergeben spezialisierte Private Debt Fonds direkt Kredite an Unternehmen. Dies erfolgt ohne Syndizierung durch eine Bank. Die Investoren im Bereich Direct Lending ermöglichen es, Kredite zügig und flexibel zu strukturieren. Sie können unter anderem für eine gewisse Zeit auf Zinszahlungen verzichten oder Bonitätsbeurteilungen flexibler handhaben. Diese flexiblen Komponenten lassen sich Direct Lending Investoren mit einem im Vergleich höheren Zins vergüten.

Distressed Debt

In der Regel handelt es sich bei Distressed Debt um Obligationen oder Kredite von Unternehmen, die sich in finanziellen Problemlagen befinden. Möglicherweise stehen diese vor einer Insolvenz oder sind bereits insolvent. Diese Schulden werden oft zu einem Preis gehandelt, der unter ihrem Nennwert liegt, da die Investoren das erhöhte Risiko und die Unsicherheit im Zusammenhang mit der Rückzahlung der Schulden berücksichtigen.

Mit Distressed Debt investieren Anleger in Unternehmen, die sich in einer schwierigen Phase befinden. Diese haben jedoch das Potenzial, sich zu erholen und attraktive Renditen zu erzielen, wenn die finanziellen Probleme überwunden werden.

Mezzanine-Kapital

Mezzanine-Kapital ist eine Form der Finanzierung, die Eigenschaften von Eigenkapital und Fremdkapital kombiniert. Es liegt in der Rangfolge der Kapitalstruktur zwischen Eigenkapital und Fremdkapital.

Mezzanine-Kapital wird typischerweise verwendet, um das Eigenkapital eines Unternehmens zu ergänzen und eine zusätzliche Finanzierung für bestimmte Zwecke bereitzustellen. Diese sind etwa Akquisitionen, Wachstumsinvestitionen, Kapitalerhöhungen oder Unternehmensumstrukturierungen. Es kann auch in Situationen eingesetzt werden, in denen traditionelle Bankkredite nicht verfügbar sind oder nicht ausreichen.

Im Vergleich zu traditionellem Eigenkapital hat Mezzanine-Kapital eine höhere Verzinsung, beinhaltet jedoch auch ein höheres Risiko für den Investor. Mezzanine-Kapitalgeber haben oft das Recht auf eine Beteiligung an den Gewinnen des Unternehmens oder auf eine Wandlung ihrer Forderungen in Eigenkapital zu einem späteren Zeitpunkt.

Private Debt Fund of Funds

Diese Strategie ist mit einem klassischen Dachfonds vergleichbar. Der Private Debt Dachfonds investiert je nach Strategie in mehrere Debt Fonds und bietet dadurch Anlegern eine grössere Diversifizierung.

Special Situations

Kreditfonds im Bereich Private Debt, die sich auf sogenannte “Special Situations” spezialisieren, suchen nach Möglichkeiten, Kapital bereitzustellen und den Unternehmen zu helfen, ihre spezifischen Herausforderungen zu bewältigen.

Die möglichen Anlässe für Special Situations Investitionen können vielfältig sein. Beispiele hierfür sind Unternehmen, die in einem bestimmten Marktsegment eine Expansion oder eine Akquisition planen und spezifische Finanzierungslösungen benötigen.

Venture Debt

Venture Debt bezieht sich auf eine spezifische Form der Finanzierung, bei der Wagniskapitalgesellschaften oder Start-ups zusätzliche Fremdmittel aufnehmen, um ihr Wachstum zu unterstützen. Im Gegensatz zur herkömmlichen Fremdfinanzierung handelt es sich bei Venture Debt um eine Form der Finanzierung, die sich speziell an Unternehmen richtet, die noch in einer frühen Phase oder Wachstumsphase sind. Diese werden typischerweise von Risikokapitalgebern unterstützt.