Portfolio Rebalancing – warum es so wichtig ist

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Der Erfolg einer Geldanlage ergibt sich aus einem Zusammenspiel günstiger Umstände und einer idealen Strategie. Ob aktives Trading oder passive Anlage in Indexfonds – jedes Portfolio ist individuell und muss entsprechend geführt werden. Selbst bei einem passiven Investment müssen Anleger aktiv werden, sodass die gewählte Anlagestrategie langfristig Bestand hat. Neben einer Überprüfung des Depots ist möglicherweise ein Rebalancing notwendig.

Worum es bei dieser Umschichtung geht, welche Vorteile sie bringt und wie sie funktioniert, erfahren Sie im nachfolgenden Beitrag.

Das Wichtigste in 30 Sekunden

  • Bei der Kapitalanlage ist die Anlagestrategie einer der wichtigsten Schritte.
  • Auch bei passiven Investitionen in ETFs sollten Anleger von Zeit zu Zeit mit dem sogenannten Rebalancing aktiv werden.
  • Rebalancing bezeichnet eine Umschichtung des Portfolios, sodass die ursprüngliche Gewichtung der Anlagen wiederhergestellt wird.
  • Durch das Rebalancing wird eine einmal ausgewählte Anlagestrategie langfristig verfolgt.
  • Auf die entstehenden Kosten ist beim Rebalancing zu achten.
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Portfolio Rebalancing: Was ist das?

Ein Wertpapier-Portfolio sollte nach Möglichkeiten diversifiziert sein und sich aus mehreren Anlageklassen zusammensetzen. Es kann aus Aktien, Anleihen oder anderen Anlagen bestehen und spiegelt in der Regel die persönliche Risikoneigung sowie die Renditeerwartung wider. Bei einem hohen Aktienanteil müssen Anleger grundsätzlich mit höheren Kursschwankungen rechnen und damit risikofreudiger sein. Ein eher konservatives Portfolio besteht hingegen beispielsweise aus Anleihen mit einem sehr guten Rating sowie Indexfonds.

Aufgrund der unterschiedlichen Entwicklung der Anlagemärkte können sich auch die einzelnen Werte ungleich entwickeln. Es entsteht ein Ungleichgewicht der verschiedenen Anlageklassen. Je nachdem, wie ausgeprägt die einzelnen Kursveränderungen sind, kann aus einem konservativen Portfolio auch schnell ein offensives Depot werden.

Beim Rebalancing geht es darum, dass durch Kauf und Verkauf von einzelnen Assets die ursprüngliche Gewichtung in einem Portfolio wiederhergestellt wird. Damit kommt auch das Verhältnis von Rendite und Risiko wieder in eine Balance. Oftmals wird das Rebalancing daher als Steuerungswerkzeug genutzt, sodass das eingegangene Risiko langfristig nicht unkontrolliert steigt. Beim Rebalancing werden daher für jede Anlageklasse obere und untere Bandbreiten in Prozent definiert. Grundsätzlich spricht eine Vielzahl an Gründen für das regelmässige Rebalancing eines Portfolios.

Gründe und Vorteile von Portfolio Rebalancing

Grundsätzlich gibt es mehrere Gründe, welche für ein Portfolio-Rebalancing sprechen. Durch die Definition von oberen und unteren Bandbreiten werden emotionale Anlageentscheidungen weitgehend ausgeschlossen. Diese Anlagedisziplin kann den psychologischen Fallstricken bei einer Kapitalanlage entgegenwirken und beispielsweise Angstverkäufe unterdrücken. In der Regel können mit einem regelbasierten Rebalancing bei gleichem Risiko höhere Renditen erzielt werden als bei einer Buy-and-Hold-Strategie. Die besonderen Vorteile des Rebalancings liegen neben den Anlagedisziplin in der Risikokontrolle und den antizyklischen Handelssignalen.

Die Risikokontrolle ist der wesentliche Hauptgrund, welcher für ein Rebalancing des Portfolios spricht. An der Börse steigen und fallen die Kurse täglich. Je nach Anlageklasse, wirtschaftlicher Lage und anderen Faktoren können sich Werte auch mittel- oder langfristig verändern. Damit einher geht auch eine Veränderung des jeweiligen Portfolios. Es können daher Phasen entstehen, bei welchen sich der Anteil risikoreicher Anlagen deutlich erhöht. Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn bestimmte Unternehmensaktien an Wert gewinnen oder ETFs an Wert verlieren.

Mit einem Portfolio-Rebalancing können Sie Ihr Risiko optimal kontrollieren und steuern. Auf einfache Weise lässt sich die Verteilung der Anlageklassen durch einzelne Käufe oder Verkäufe wieder korrigieren. Wer auf eine Anpassung des Portfolios verzichtet, geht möglicherweise unbewusst oder ungewollt ein höheres Risiko eines Kapitalverlusts ein.

Ein weiterer Vorteil liegt in den antizyklischen Handelssignalen, welche durch ein Portfolio-Rebalancing gesendet werden. Dies bedeutet, dass Anteile an risikoreichen Anlageformen wie beispielsweise Aktien in guten Börsenzeiten verkauft und zu niedrigeren Marktpreisen gekauft werden. Dadurch werden langfristig die Renditechancen erhöht. Rebalancing sollte jedoch nicht mit Market Timing verwechselt werden. Nach herrschender Meinung gibt es keine Methodik, um den richtigen Ein- oder Ausstiegszeitpunkt verlässlich festzustellen. Aus diesem Grund sollte ein regelmässiges Neubewerten und Umschichten nach einer fest definierten Regel erfolgen und automatisch ausgeführt werden.

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Wie funktioniert Portfolio Rebalancing?

Jedes Rebalancing ist ebenso individuell wie das zugrunde liegende Portfolio. Je nach aktuellen Marktentwicklungen der Gesamtwirtschaft und Besonderheiten einzelner Branchen oder Unternehmen können die Wertschwankungen sehr unterschiedlich ausfallen. Entsprechend differenziert müssen auch die einzelnen Anlageklassen und Portfolios betrachtet werden. Der Zeitraum, in welchem sich die einzelnen Werte verschieben, kann ebenfalls sehr unterschiedlich sein.

Rebalancing kann jedoch nicht nur zwischen den Anlageklassen wie beispielsweise Aktien oder Anleihen passieren. Beim wertabhängigen Rebalancing wird jedem einzelnen Wertpapier eine gewisse Gewichtung mit einem festgelegten Toleranzbereich zugeschrieben. Sobald die Wertentwicklung des Wertpapiers diese Toleranz unter- oder überschreitet, greift das Rebalancing.

Beispiel für Rebalancing

Für unser Beispiel haben wir ein einfaches Depot mit einer ausgewogenen Anlagestrategie gewählt. Dieses verfügt über eine Struktur von 50 Prozent Aktien und 50 Prozent Anleihen mit sehr gutem Rating. Die Anlagesumme beträgt 100‘000 Franken und damit jeweils 50‘000 Franken je Anlageklasse. In unserem beispielhaften Portfolio haben die Aktienwerte etwa acht Prozent gewonnen. Der Anteil an Anleihen hat in dieser Zeit einen Wertzuwachs von etwa vier Prozent zu verzeichnen. Dadurch hat sich die Verteilung des Portfolios von ursprünglich 50:50 auf 52:48 verschoben. Zu diesem Zeitpunkt sind also neu 52’000 Franken in Aktien und nur noch 48’000 Franken in Obligationen investiert.

Aktienwerte weisen in der Regel eine höhere Volatilität als Anleihen auf. Dagegen reagieren Anleihen meist schneller und direkter auf Zinsveränderungen am Markt. Das Depot hat durch den gestiegenen Aktienanteil ein höheres Risikoprofil und somit auch ein höheres Verlustpotenzial als erwünscht. Durch eine gezielte Umschichtung der Werte im Portfolio kann das Gleichgewicht wiederhergestellt werden. Mit dem Verkauf von Aktien, dem Kauf von Anleihen oder einer Kombination aus beidem wird die Verteilung wieder auf 50:50 angepasst.

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Anhand welcher Kriterien sollte umgeschichtet werden?

Herauszufinden, wie oft und wann ein Portfolio umgeschichtet werden sollte, erweist sich nicht immer als einfach. Auf einer Seite soll ein zu häufiges Umschichten vermieden werden. Auf der anderen Seite muss ein Rebalancing nach einer gewissen Zeit durchgeführt werden, um das Risiko in einem Portfolio neu auszurichten und anzupassen.

Um das Risiko effektiv steuern zu können, muss zunächst zwischen den einzelnen Risiken unterschieden werden. In einem Portfolio bestehen Länderrisiken, Marktpreisrisiken, Ausfallrisiken und weitere Risiken. Damit lässt sich das Gesamtrisiko nicht nur durch die Auswahl der Anlagegruppen wie beispielsweise Aktien oder Anleihen, sondern auch durch die Wahl der einzelnen Produkte steuern. Dadurch können risikoreiche Länder oder Branchen gezielt vermieden werden.

Grundsätzlich bestehen drei verschiedene Strategien, nach welchen ein Rebalancing erfolgen kann: das zeitbasierte Rebalancing, das wertbasierte Rebalancing sowie die Cash-Flow-basierte Umschichtung. Diese Strategien gibt es unter den unterschiedlichsten Bezeichnungen und in verschiedenen Abwandlungen.

Am gängigsten und vergleichsweise einfachsten ist das zeitbasierte oder kalenderbasierte Rebalancing. Hierbei wird in einem Turnus von 12 oder 24 Monaten und zu einem fixen Zeitpunkt eine Umverteilung durch Käufe und Verkäufe vorgenommen. Dabei bleibt meist unberücksichtigt, wie sich der Markt zu diesem Zeitpunkt verhält und wie gut der Börsenmonat ist.

Beim wertbasierten Rebalancing wird ein Portfolio immer dann umgeschichtet, wenn der Anteil an Aktien, Anleihen oder einer anderen Anlageklasse einen bestimmten Schwellenwert erreicht hat. Bis zu diesem Zeitpunkt bleibt der Anleger in der Regel untätig. Ein Überschreiten des festgelegten Schwellenwertes löst dann automatisch eine Umschichtung aus. Bei dieser Strategie empfiehlt es sich, bereits vorab bestimmte Prozentsätze abhängig vom Ursprungswert festzulegen. Wenn eine bestimmte Portfoliokomponente 40 Prozent umfassen soll und der Schwellenwert bei 8 Prozent liegt, darf sich die Komponente zwischen 32 Prozent und 48 Prozent bewegen, ohne dass ein Rebalancing ausgelöst wird. Erst beim Erreichen dieses Schwellenwerts wird das Portfolio umgeschichtet.

Die meisten Portfolios werden dynamisch geführt, was einem Cash-Flow-basiertem Rebalancing zugutekommt. Die Cash-Flows aus Ein- und Auszahlungen lassen sich nutzen, um kostenlos und im Falle von Verkäufen auch steuerneutral ein laufendes Umverteilen zu betreiben. Durch diese Methode werden die Nachteile im Hinblick auf anfallende Kosten reduziert. Aus diesem Grund kommt der Strategie eine grosse Beliebtheit zu. Sie ist jedoch vergleichsweise aufwendig und erfordert Zeit und Know-how.

Wann und wie oft macht eine Portfolio Umschichtung Sinn?

Wie beim Kauf und Verkauf von Assets stellen sich Anleger auch beim Rebalancing immer wieder die Frage nach dem optimalen Zeitpunkt. Zudem ist es oftmals von wesentlicher Bedeutung, in welchen Intervallen oder nach welchen Situationen eine Umschichtung des Portfolios vorgenommen werden sollte.

Eine ganz einfache Faustregel besagt, dass zumindest jährlich die Gewichtung in einem Portfolio überprüft und angepasst werden sollte. Dies kann beispielsweise zu einem bestimmten Zeitpunkt in einem Jahr erfolgen. Alternativ kann die Anpassung je nach Marktsituation oder Stand der Aktienmärkte entschieden werden.

Grundsätzlich gilt, je kürzer das gewählte Intervall, desto teurer wird das Rebalancing. Grosse Zeitintervalle haben hingegen den Nachteil, dass sich das Portfolio mitunter sehr weit von der Ausgangssituation entfernen kann.

Neben dem zeitabhängigen Intervall gibt es noch das wertabhängige Intervall. Hierbei wird immer dann umgeschichtet, wenn der Anteil an Aktien, Anleihen oder einer anderen Anlageklasse einen bestimmten Schwellenwert erreicht hat. Bei diesem Intervall kann es hilfreich sein, bereits vorab bestimmte Prozentsätze abhängig vom Ursprungswert festzulegen.

Bei aussergewöhnlichen Marktsituationen kann es auch ausserhalb von festgelegten Intervallen notwendig werden, eine Umschichtung des Portfolios durchzuführen. Besonders niedrige oder hohe Kurse können einen Kauf oder Verkauf von Wertpapieren sinnvoll machen. Beim Rebalancing distanzieren sich Anleger in der Regel von reinen Spekulationsgeschäften. Die Umschichtung eines Portfolios sollte ein regelbasierter, prognosefreier und disziplinierter Prozess sein, um eine höchstmögliche Rendite bei gleichbleibendem Risiko zu erzielen.

Risiko

Worauf sollte man beim Rebalancing achten?

Bei der Erstellung eines Portfolios sollten sich Anleger zunächst Gedanken über ihr persönliches Risikoprofil machen. Dies bildet die Grundlage für Kauf- oder Verkaufsentscheidungen und bestimmt die Zusammensetzung der verschiedenen Assets.

Rebalancing ist eine aktive Massnahme in einem sonst passiven Investment. Dieses Umschichten von Anlagewerten kann jedoch auch mit zusätzlichen Kosten verbunden sein. Aus diesem Grund sollte nachgerechnet werden, ob ein Rebalancing in grösseren oder kleineren Abständen vorgenommen wird. Anfallende Kosten sind immer in die Gesamtbetrachtung der Rendite einzubeziehen, um ein realistisches Gesamtbild zu erhalten. Insbesondere bei kleineren Beträgen wirken sich die Kosten für eine Umschichtung stärker aus.

Grundsätzlich fallen beim Handeln mit Wertpapieren Transaktionsgebühren an. Beim Fonds-Rebalancing kommen zudem noch Ausgabeaufschläge hinzu. Derartige Kosten müssen bei einem Rebalancing immer in einem Verhältnis zur angestrebten Rendite stehen. Bei zu hohen Kosten kann es empfehlenswert sein, auf eine Umschichtung zu verzichten. Eine Faustregel besagt, dass sich das Umschichten nicht auszahlt, wenn die Kosten mehr als ein Prozent des Anlagebetrags betragen.

Quellenangaben