Börsencrash: Aktienmarkt am Boden – wie sollte man reagieren?

Phone with stock market graph

Börsenturbulenzen halten Anleger auch 2025 in Atem. Während sich die Märkte von den Inflationssorgen der Vorjahre erholt hatten, sorgen nun Trump’sche Zollschocks und geopolitische Spannungen im Nahen Osten für massive Kursausschläge. Viele Investoren stehen erneut vor der Frage: Verkaufen oder nachkaufen?

Wir zeigen Ihnen im nachfolgenden Artikel daher, mit welcher Strategie Sie die turbulente Börsenphase gut überstehen. Sinkende Kurse bieten nämlich grosse Chancen, wenn Sie richtig handeln.

Die wichtigsten Informationen in 30 Sekunden

  • Trump’s Zollschocks haben 2025 zu dramatischen Kurseinbrüchen geführt – der DAX verlor an einem Tag über 10 Prozent
  • Geopolitische Krisen im Nahen Osten verstärken die Marktvolatilität und treiben Ölpreise nach oben
  • Qualitätsaktien werden oft ungerechtfertigt mit abgestraft – hier entstehen die besten Kaufgelegenheiten
  • Moderne Diversifikation bedeutet: KI-Titel, Schweizer Defensive und Rohstoff-Exposure intelligent mischen
  • Fed-Zinssenkungen sind nicht unwahrscheinlich – das könnte den Kursen Auftrieb verschaffen
YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Die aktuelle Marktsituation

An der Börse wird grundsätzlich zwischen Bullen- und Bärenmärkten unterschieden.

  • Als Bullenmarkt kann die Zeit des Aktienhandels bezeichnet werden, in welcher die Kurse über einen längeren Zeitraum fast ausschliesslich steigen. Kleinere Rücksetzer sind normal und werden durch höhere Hochs wettgemacht. Es herrscht in dieser Marktphase eine grosse Euphorie und niemand rechnet mit schlechten Kursentwicklungen.
  • Das Gegenteil von einem Bullenmarkt ist der Bärenmarkt, in welchem wir uns derzeit befinden. Fallen die Kurse an den Börsen um 20 % oder mehr, sprechen Experten von einem Bärenmarkt. Auch zwei aufeinanderfolgende Monate mit Kursverlusten kennzeichnen eine solche Phase.

Der Swiss Market Index zeigt 2025 eine volatile Entwicklung. Nach dem starken Anstieg auf über 13’000 Punkte Anfang des Jahres sorgten Trump’s Zollankündigungen im April für einen dramatischen Einbruch. Innerhalb weniger Handelstage verlor der SMI über 15 Prozent. Ähnliche Schockwellen durchliefen alle wichtigen Indizes weltweit.

Geld verlieren

Viele Anleger suchen nach den Gründen für die Entwicklungen der letzten Monate. Ausserdem fragen sie sich, wie lange die Kurse noch fallen werden. Die Ursachen für den Bärenmarkt sind vielfältig. Folgende Aspekte führen zu den sinkenden Kursen an den Aktienmärkten:

  • Trump’s aggressive Zollpolitik mit Extrazöllen auf Importe aus aller Welt
  • die Eskalation im Nahen Osten zwischen Israel und Iran
  • Ölpreisschocks durch Sorgen um die Strasse von Hormus
  • Fed-Unsicherheit bei einem Leitzins von 4.25-4.50 Prozent
  • die Ungewissheit über Handelskriege zwischen USA, EU und China

Letztlich begünstigt eine Kombination der vorgenannten Gründe die aktuelle Börsensituation. Dazu kommt, dass die Unsicherheit und Angst bei den Anlegern sehr gross ist. Diese neigen in einem Bärenmarkt dazu, Aktien zu verkaufen. Daraus resultiert oft eine Situation an den Märkten, in denen jeder Investor panisch verkauft und die Kurse über Wochen und Monate deutlich fallen.

Sie sollten als Anleger jedoch folgende zwei Aspekte berücksichtigen und sich immer wieder vor Augen führen:

  1. Bärenmärkte sind eine grosse Chance, weil Sie Aktien günstiger kaufen können
  2. Auf jeden Bärenmarkt folgt ein Bullenmarkt

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt Ihnen, wieso Sie gerade jetzt klug handeln und einen kühlen Kopf bewahren sollten. Dann gehen Sie nämlich als Gewinner aus dem Bärenmarkt hervor.

KI-Revolution verändert die Spielregeln

Die Künstliche Intelligenz hat sich als ein wichtiger Marktfaktor etabliert. NVIDIA-Aktien stiegen 2023-2024 um über 500 Prozent, bevor Zollsorgen Gewinnmitnahmen auslösten. Für Anleger ergeben sich neue Chancen:

  • Halbleiter-Giganten wie ASML, TSMC für die Hardware
  • Software-Pioniere wie Microsoft, Alphabet für Anwendungen
  • Schweizer Präzisionsinstrumente für KI-Fertigungstechnik

Risiken beachten: Überbewertungen entstehen schnell, wenn KI-Euphorie um sich greift. Selektives Vorgehen ist entscheidend.

Geopolitische Diversifikation wird überlebenswichtig

Handelskriege zeigen: Geografische Streuung allein reicht nicht mehr. Sie benötigen geopolitische Diversifikation:

  1. USA: Tech-Dominanz, aber Zollrisiken
  2. Europa: Regulatorische Stabilität, Green Deal
  3. Asien-Pazifik: Wachstumsmärkte, China-Exposition beachten
  4. Rohstoff-Regionen: Kanada, Australien für Energiewende-Materialien

Währungsabsicherung: Bei CHF-Stärke profitieren Sie von günstigen Nachkäufen in Fremdwährungen.

Chance

Der Blick in die Vergangenheit verdeutlicht die Chancen der aktuellen Krise

Wenn Sie sich die letzten Jahrzehnte anschauen, sehen Sie, dass es immer wieder zu Bärenmärkten kam.

Zu den prägendsten Bärenmärkten zählen die Finanzkrise 2008 (Juni 2007 bis März 2009), die Dotcom-Blase 2000-2003 und der Corona-Crash 2020. Besonders bemerkenswert: Der Corona-Einbruch war mit nur 5 Wochen einer der kürzesten, aber heftigsten Bärenmärkte der Geschichte. Die aktuellen Zoll-induzierten Turbulenzen ähneln in ihrer Plötzlichkeit den Ereignissen von März 2020.

Die Handelszeitung hat in einem Artikel die Bärenmärkte seit 1928 chronologisch aufgelistet. Diese Übersicht verdeutlicht Ihnen, dass es von Zeit zu Zeit zu einem Bärenmarkt kommt und er nicht ungewöhnlich ist. Die Bärenmärkte dauerten historisch im Schnitt ca. 9 Quartale. Ein langer Atem lohnt sich also bei der Investition am Aktienmarkt.

Beachten Sie, dass niemand genau vorhersagen kann, wann Bullen- und Bärenmärkte starten. In der Regel lässt sich das erst in der Rückschau erkennen und analysieren. Bereiten Sie sich also stets auf verschiedene Marktphasen vor.

Die Entwicklung der Aktienmärkte zeigt langfristig in eine klare Richtung

Verschiedene Unternehmen haben die Kursentwicklungen an den Aktienmärkten in den letzten Jahren und Jahrzehnten analysiert. Im Rahmen dieser Untersuchungen haben sie festgestellt, dass Sie als Anleger seit dem Jahr 1969 bei der Anlage in den SMI in 40 von 53 Jahren eine positive Rendite erzielt hätten. Die Gesamtentwicklung des SMI zeigt, trotz zwischenzeitlicher Kurskorrekturen im Rahmen von Bärenmärkten, also klar nach oben.

Langfristige SMI-Investoren können sich über solide Renditen freuen: Von 1977 bis 2024 erzielte der Index eine durchschnittliche jährliche Rendite von über 9 Prozent. Selbst wer in „teuren Zeiten“ einstieg, steht heute noch positiv da. Dies unterstreicht: Zeit am Markt schlägt Timing des Marktes.

Aus den Daten, Analysen und Grafiken lässt sich ableiten, dass Aktien auf lange Sicht steigen und somit im Vergleich zu anderen Investments (zum Beispiel Gold, Immobilien und Anleihen) höhere Renditen ermöglichen. Bisher haben sich die Börsen nach einem Einbruch früher oder später immer erholt. Setzen Sie auf langfristige Investitionen.

Die Immobilienmärkte hingegen sind auch mal über Jahre bzw. Jahrzehnte seitwärts gelaufen. Die gleiche Entwicklung kann bei Gold und anderen Edelmetallen beobachtet werden. Mit einer Investition in Aktien lagen sie jedoch, zumindest historisch gesehen, stets richtig.

Der Grund dafür liegt darin, dass die Volkswirtschaften weltweit ihre Produktivität steigern und ein höheres Bruttoinlandsprodukt anstreben. Auch Innovationen und die zunehmende Globalisierung sind Kurstreiber. Bei Rohstoffen oder anderen Anlageformen ist dies nicht der Fall, weswegen Sie beispielsweise mit Gold über Jahrzehnte manchmal keine oder wenig Rendite erzielt hätten.

Langfristig

Wie sollten Sie sich als Anleger verhalten?

Die Vergangenheit ist zwar keine Garantie dafür, wie sich die Kurse zukünftig entwicklen. Dennoch lässt sich daraus ein Trend und eine Handlungsstrategie ableiten. In den aktuell unsicheren Börsenzeiten hilft Ihnen diese wiederum, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Als Anleger gehen Sie mit dem Wissen, dass es immer wieder zu Bärenmärkten kommt und diese normal sind, folgendermassen vor:

1. Sie bewahren Ruhe und behalten Ihr langfristiges Ziel im Blick

Das bedeutet unter anderem, dass Sie regelmässig weiter investieren und sich nicht von negativen Meldungen am Aktienmarkt verunsichern lassen. Sie sitzen die Baisse einfach geduldig aus, folgen Sie Ihrer privaten Finanzplanung.

2. Sie sollten Ihr Portfolio zwar regelmässig überprüfen, allerdings nicht in Aktionismus verfallen

Viele Anleger neigen dazu, Impulsverkäufe zu tätigen, weil sie Angst haben. Das führt langfristig zu geringeren Renditen und sogar Verlusten. Bleiben Sie gelassen und kaufen Sie unterbewertete Aktien nach. Im Crash wird nämlich das Geld verdient. Sie kaufen die Aktien günstig von den Investoren, die Angst haben und profitieren während des nächsten Bullenmarktes.

Die meisten Anleger begehen den Fehler, dass sie im Bärenmarkt verkaufen und dann den Beginn eines Bullenmarktes verpassen. Das sollte Ihnen nicht passieren. Psychologisch ist es jedoch schwer, über Monate oder sogar Jahre fallende Kurse zu beobachten und dennoch weiter zu investieren.

Die Psychologie spielt beim Investieren an der Börse eine nicht zu unterschätzende Rolle. Sind Sie mental stark genug und handeln Sie antizyklisch, wird es sich für Sie lohnen.

3. Bleiben Sie investiert, damit Sie den Aufschwung nicht verpassen

Vor allem die besonders guten und stabilen Werte erholen sich nach dem Bärenmarkt schnell wieder. Halten Sie daher unbedingt an diesen Aktien fest. Niemand weiss, wann der Bullenmarkt startet und Sie wollen ihn auf keinen Fall verpassen.

4. Behalten Sie eine Cash-Reserve, um nach der Bodenbildung Neuinvestitionen zu tätigen

Wir empfehlen, regelmässig zu investieren. Dadurch verpassen Sie auf keinen Fall den Boden. Läuft der Markt sehr lange seitwärts und ist die Stimmung unter den Marktteilnehmern ausschliesslich negativ, deutet das häufig auf eine breite Bodenbildung hin. Für diesen Fall sollten Sie Cash-Reserven haben, um neu zu investieren. Ausserdem ist es wichtig, dass Sie niemals auf das an der Börse investierte Geld angewiesen sind und genug Cash-Reserven besitzen, um Bärenmärkte und die zwischenzeitlichen Verluste problemlos zu überstehen.

Nutzen Sie zudem Freibeträge und Vorsorgeinstrumente, lesen Sie dazu mehr in diesen Beiträgen:

Kursrückgänge bieten stets grosse Chancen

Die meisten Menschen mögen keine Bärenmärkte, weil die Kurse einbrechen und sie Buchverluste im Depot haben. Allerdings bieten schlechte Börsenzeiten enorme Chancen. Wenn Sie den Markt sorgfältig analysieren und stabile Unternehmenswerte kaufen, erzielen Sie langfristig eine überdurchschnittliche Rendite.

Krisenresistente Branchen zeigen sich besonders widerstandsfähig: Rüstung und Verteidigung profitieren von geopolitischen Spannungen, Energie-Infrastruktur wird durch Versorgungsunsicherheit aufgewertet. Technologie-Titel bleiben trotz Volatilität attraktiv – KI-Aktien und Halbleiter erholen sich meist schnell von Zollschocks. Schweizer Pharma-Giganten bieten grundsätzlich defensive Qualität. Zu beachten ist, dass Sie Ihr Depot möglichst breit diversifizieren sollten. Für Neueinsteiger eignet sich zudem eher ein ETF.

Zudem empfiehlt es sich, in grosse Unternehmen zu investieren, die besonders starke Kursverluste erlitten haben. Nutzen Sie die Krise und stellen Sie Ihr Depot breit auf. Das bedeutet auch, dass Sie weltweit investieren. Kaufen Sie also beispielsweise Unternehmenswerte aus der Schweiz, aber auch aus Amerika, dem Euroraum oder Asien.

Pillar 3b

Wann erholen sich die Aktienmärkte wieder?

Grundsätzlich weiss niemand, wann die Märkte wieder steigen. Die Vergangenheit zeigt jedoch, dass die Indizes sehr sensibel auf Entscheidungen der Notenbanken und Regierungen reagieren. Die aktuelle Weltwirtschaftskrise ist wahrscheinlich dann überstanden, wenn die Inflation sinkt und sich auf einem moderaten Niveau stabilisiert.

Auch der Russland-Ukraine-Konflikt hat grossen Einfluss auf die Kurse. Zeichnet sich ab, dass der Krieg endet, könnte das zu einem Aufschwung am Aktienmarkt führen. Letztlich führen sinkende Leitzinsen und eine gelockerte Geldpolitik der Notenbanken, so zeigt es die Vergangenheit, zu einer Rallye an den Märkten.

Die kommenden Monate werden von unterschiedlichen Faktoren geprägt: Darunter ist Trump’s Verhandlungsbereitschaft bei den Zöllen – Experten rechnen mit einem möglichen Deal. Die Entwicklung im Nahen Osten – eine Entspannung würde Ölpreise und Risikoaufschläge senken. Die Fed-Politik – bei schwächeren US-Konjunkturdaten sind Zinssenkungen ab Herbst wahrscheinlich. All diese Faktoren sprechen mittelfristig für eine Markterholung.

Es handelt sich aber lediglich um ein mögliches Szenario. Der Markt ist letztlich von vielen ökonomischen und politischen Variablen sowie Faktoren abhängig und aktuell sehr volatil.

Quellenangaben