Private Equity: Eine Anlageklasse auch für Privatanleger?

Reading Time: 7 minutes

Im Private Markets ist Private Equity ein faszinierender Bereich, in dem sich für Investoren lukrative Möglichkeiten erschliessen. Basierend auf historischen Daten weisen Private Equity Anlagen etwa im Vergleich zu globalen Aktienportfolios in der Regel eine höhere Renditeerwartung auf.

Als ein für seine Stabilität und Innovation bekanntes Finanzzentrum bietet die Schweiz eine florierende Landschaft für Private Equity Investitionen. Während dies traditionell als Betätigungsfeld für institutionelle Anleger gilt, wächst die Neugier von Privatanlegern, die von dieser leistungsstarken Anlageklasse profitieren wollen.

Aber ist diese Anlageklasse wirklich eine echte Option für den anspruchsvollen Privatanleger? Innovative Vermögensverwalter ermöglichen heute privaten Anlegern den Einstieg mit überschaubaren Mindestanlagesummen, die so ihr Portfolio weiter diversifizieren können.

Das Wichtigste in Kürze

  • Privatkunden Private Equity: Ein wachsender Markt.
  • Private Equity bedeutet privates Beteiligungskapital.
  • Die Beteiligung ist nicht an öffentlichen Handelsplätzen handelbar.
  • Privates Beteiligungskapital ermöglicht überdurchschnittliche Renditen.
  • Auch Pensionskassen investieren erfolgreich in Private Equity.
  • Zugang war bisher auf institutionelle Anleger beschränkt – inzwischen sind Anlagen auch für private Anleger möglich.
Unternehmen

Private Equity: Das Beteiligungskapital kurz erklärt

Die beiden Wörter Private und Equity beschreiben bereits in ihrer Übersetzung, worum es geht: privates Eigenkapital. Private Equity bedeutet konkret Investitionen in Unternehmen, welche aktuell noch nicht börsennotiert sind. Die Handelsplätze sind also Privatmärkte. Dabei handelt es sich um Beteiligungen, bei denen Investoren direkt in Unternehmen investieren, um langfristige Gewinne zu erzielen. Im Gegensatz zu börsennotierten Aktieninvestments haben Private Equity Investoren meist einen erheblichen Einfluss auf das Management und die Geschäftsstrategie der Unternehmen.

So funktioniert Private Equity

Spezialisierte Private-Equity-Fonds haben sich als der attraktivste Weg herausgestellt, um Zugang zu diesen Beteiligungen zu erhalten. Diese Fonds sind auch oft mit dem Begriff Private Equity gemeint.

Eine Investition in Private Equity erfolgt in mehreren Phasen:

Erste Phase: Fundraising

Die Private Equity-Gesellschaft sammelt Kapital von Anlegern ein, um damit in Unternehmen zu investieren.

Zweite Phase: Investition

Mit dem eingesammelten Kapital erwirbt der Private Equity-Fonds Beteiligungen an Unternehmen.

Dritte Phase: Beteiligungsmanagement

Die Private Equity-Gesellschaft setzt Strategien um, um den Unternehmenswert zu steigern.

Vierte Phase: Exit

Die Beteiligungen werden verkauft und die Gewinne werden an die Anleger ausgeschüttet.

Abgrenzung zu anderen Anlageformen

Im Vergleich zu anderen Anlageformen wie Aktien oder Anleihen zielen Private Equity Investitionen darauf ab, einen langfristigen Geschäftserfolg zu erzielen. Die Investoren haben oftmals direkten Einfluss auf die Geschäftsführung. Im Gegensatz dazu haben Aktionäre nur indirekten Einfluss auf das Management.

Wesentlicher Unterschied ist ferner, dass mit Private Equity abseits des öffentlichen Markts investiert wird. Die Beteiligung ist also nicht auf einem öffentlichen Markt in Form eines Verkaufs liquidierbar.

Mehr zu den Hintergründen erfahren Sie auch in unserem Beitrag «Private Equity: Hintergründe zum ausserbörslichen Beteiligungskapital».

Factor Investing

Privatkunden Private Equity: Der Markt erreicht die Schweiz

In der Schweiz stellen börsennotierte Unternehmen nur einen geringen Anteil der kompletten Volkswirtschaft dar. Der grössere Teil der Wirtschaft besteht aus kleinen sowie mittelgrossen Unternehmen, welche nicht börsennotiert sind. Diese Unternehmen können sich durch Private Equity Kapital beschaffen und so ihre Geschäftstätigkeit ausbauen. Gleichzeitig eröffnen sich damit interessante Investitionsmöglichkeiten für risikoaffine Anleger.

In der Schweiz ist der Private Equity-Markt in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Laut dem Research-Unternehmen Preqin konnten die in der Schweiz domizilierten Private‑Equity-Manager das von ihnen verwaltete Vermögen seit 2008 mehr als versechsfachen. Dies zeigt das Potenzial dieses Markts auch für Privatpersonen.

Laut dem Private Equity Trend Report 2023 von PwC Schweiz sind Digitalisierung und Nachhaltigkeit die zentralen Werttreiber für die Branche. Die Digitalisierung zeigt sich als zentraler Hebel für die Wertschöpfung.

Die Schweiz mit kompetenten Playern im Markt vertreten

Grosse Private Equity Firmen in der Schweiz sind unter anderem:

  • Ufenau Capital Partner: Seit 2011 ist der Anbieter mit KMU-Beteiligungen in Europa erfolgreich im Geschäft. In Pfäffikon werden inzwischen über eine Milliarde Franken für Investoren verwaltet.
  • Partners Group: Die Gruppe zählt zu den Pionieren der Schweizer Private Equity Branche. 25 Jahre nach Gründung sind die Assets auf 127 Milliarden Dollar angewachsen. Für Partners Group sind heute 1’500 Mitarbeiter in 20 Büros aktiv.
  • Capvis: Die Experten aus Baar entwickeln kleine und mittlere Unternehmen zu globalen Champions. Capvis hat in den vergangenen 30 Jahren über 3.5 Milliarden Euro in mehr als 61 Beteiligungen investiert. Als PE-Division des Schweizerischen Bankvereins gestartet, hat sich das Unternehmen 2003 von der UBS gelöst.
  • LGT Capital Partners: Rund 650 Mitarbeiter verwalten an zwölf Standorten ein Vermögen von über 85 Milliarden Dollar. Der Anbieter ist führend bei alternativen Anlagen und macht sein Geschäft zu etwa 90 Prozent ausserhalb der Schweiz.
  • EQT: Die Private-Equity-Firma wurde 1994 in Schweden gegründet, wo sich auch heute noch das Head-Office befindet. EQT hat sich innerhalb von drei Jahrzehnten zu einem riesigen Private‑Equity‑Unternehmen entwickelt. Derzeit werden etwa 70 Investments gehalten.

Rechtliche Rahmenbedingungen in der Schweiz

Der rechtliche und regulatorische Rahmen für Private Equity umfasst in der Schweiz verschiedene Gesetze, Verordnungen und Aufsichtsbehörden.

Insbesondere das Schweizer Finanzmarktrecht enthält Vorschriften, die auf die Tätigkeit von Private-Equity-Unternehmen anwendbar sind. So regelt das Bundesgesetz über die kollektiven Kapitalanlagen (KAG) Investmentfonds, einschliesslich Private-Equity-Fonds. Die KAG unterliegt der Aufsicht der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA).

Schweizer Pensionskassen nutzen erfolgreich Private Equity

Schweizer Pensionskassen verwalten Vermögenswerte von rund 1.3 Billionen Schweizer Franken und sind damit im Vergleich zu ihren europäischen Nachbarn sehr erfolgreich. In den letzten zehn Jahren wuchs das Pensionsvermögen in der Schweiz um durchschnittlich 6.7 Prozent pro Jahr, während es beispielsweise in Deutschland lediglich um 1.9 Prozent anstieg. Ein Grund für den Erfolg der Schweizer Pensionskassen ist die stärkere Risikobereitschaft bei der Kapitalanlage, speziell in alternative Anlageklassen wie Private Equity.

Die von den Pensionskassen erkannten Vorteile bei der Kapitalanlage sind in weiten Teilen auch für Privatanleger von Nutzen:

  • Höhere Renditen: Private Equity kann im Vergleich zu traditionellen Anlagen wie Aktien oder Anleihen höhere Renditen erzielen. Dies liegt zum Teil an der aktiven Rolle, die Private Equity-Fondsmanager bei der Wertsteigerung ihrer Portfoliounternehmen spielen.
  • Diversifikation: Durch die Investition in Private Equity können Pensionskassen ihre Kapitalanlagen breiter diversifizieren und so das Risiko reduzieren.
  • Inflationsschutz: Private Equity-Investitionen können einen gewissen Schutz vor Inflation bieten, da sie in der Regel in Sachwerte investieren und von der wirtschaftlichen Entwicklung profitieren.

Privatkunden Private Equity: So investieren die Anleger

Lange war privates Beteiligungskapital aufgrund der hohen Einstiegsschwelle in Höhe von mehreren Millionen Franken nur institutionellen Anlegern zugänglich. Inzwischen gibt es jedoch auch Möglichkeiten für Privatanleger in der Schweiz, in diese Anlageklasse zu investieren.

  • Dachfonds: Semiprofessionelle Anleger können eine Beimischung von Private Equity mittels Dachfonds darstellen, welcher in mehrere Private-Equity-Fonds investiert. Die Mindestanlagesummen liegen bei 200’000 bis 250’000 Franken.
  • Geschlossene Private Equity Retailfonds oder Publikumsfonds: Die Mindestanlagesummen bei diesen zum öffentlichen Handel zugelassenen Fonds betragen üblicherweise rund 10’000 Franken.
  • Digitale Vermögensberater: Everon ermöglicht etwa Privatanlegern im Rahmen ihres Private Banking Angebots den Einstieg je nach Finanzprodukt ab 10’000 Franken.
  • Exchange Traded Funds (ETFs): ETFs bieten Kleinanlegern eine kosteneffiziente und transparente Möglichkeit, in Private Equity zu investieren, ohne direkt in einen geschlossenen Fonds einzusteigen. Jedoch bilden diese ETFs eher einen Index aus börsengehandelten Private Equity Unternehmen wie KKR und Blackstone nach und haben so eine relativ hohe Korrelation zum breiten Aktienmarkt.

Bei der Auswahl eines geeigneten Private Equity Fonds sind viele Punkte zu beachten, die ein hohes Mass an Kompetenz erfordern. Die Anlageziele und die Risikotoleranz spielen eine wesentliche Rolle. Die Fonds verfolgen unterschiedliche Anlagestrategien und zusammen mit dem Track-Record (Referenzliste der Investitionen) der Fondsmanager kann dies entscheidend für den Erfolg der Investitionen sein. Ferner sind die Gebührenstrukturen zu berücksichtigen.

Dies alles bedeutet in der Regel für den Privatanleger, dass er bei einem professionellen Vermögensberater am besten aufgehoben ist, um den geeigneten Fonds zu identifizieren und die Investition zu managen.

chance risk

Private Equity für private Anleger: Das ist zu beachten

Wer sich als Privatanleger mit Private Equity beschäftigt, sollte insbesondere zwei Punkte im Blick behalten:

  • Angemessener Anteil am Portfolio
  • Illiquidität der Anlageklasse

Die optimale Allokation von Private Equity im Portfolio hängt von den individuellen Anlagezielen, der Risikobereitschaft und dem Anlagehorizont ab. Einige Experten empfehlen, dass private Anleger maximal rund fünf bis zehn Prozent ihres gesamten Portfolios in Private Equity investieren sollten.

Die Anlageklasse ist mit höheren Risiken verbunden und erfordert einen langen Anlagehorizont. Ein ausgewogenes Portfolio sollte eine entsprechende Diversifizierung aufweisen und Private Equity als Ergänzung zu anderen Anlageklassen betrachten.

Ein wichtiger Aspekt, den private Anleger bei der Anlage in Private Equity berücksichtigen sollten, ist die geringere Liquidität im Vergleich zu anderen Anlageklassen wie Aktien oder Obligationen. Private-Equity-Fonds haben oft Beschränkungen bei der Rücknahme von Anteilen, um die langfristige Kapitalbindung zu gewährleisten, die für diese Art von Investitionen erforderlich ist. Auch können oft selbst bei den liquidesten Fonds, oft nur ein Mal pro Quartal Anteile veräussert werden.

In diesem Zusammenhang werden in den Bedingungen Rücknahmen häufig auch «Redemption» genannt. Die diesbezüglichen Regelungen werden als «Gates» bezeichnet. Gates begrenzen dabei den Anteil des Nettoinventarwerts (NAV), der pro Quartal zurückgenommen werden kann. In einigen Fällen kann der maximale Rücknahmebetrag auf fünf Prozent des NAV pro Quartal begrenzt sein. Anleger sollten sich über diese Beschränkungen im Klaren sein und sicherstellen, dass sie die Liquiditätsbedürfnisse ihres Gesamtportfolios entsprechend planen.

Lesetipp: Private Markets: Neue Chancen in der Anlageklasse für exklusive Investments

Invest money

Privatkunden Private Equity: Unter diesen Voraussetzungen ist eine Anlage sinnvoll

Die Anlageklasse Private Equity erfordert spezifische Voraussetzungen, unter denen eine Anlage in Private Equity für Privatkunden sinnvoll ist.

Privatpersonen sollten daher vor einem Investment folgende Punkte beachten:

  • Langfristiger Anlagehorizont: Private Equity-Investitionen sind langfristig angelegt und haben in der Regel eine Halteperiode von mehreren Jahren. Privatkunden, die in Private Equity investieren möchten, sollten daher einen langfristigen Anlagehorizont haben und bereit sein, ihr Kapital für einen längeren Zeitraum zu binden. Die langfristige Natur von Private Equity-Investitionen ermöglicht es den Unternehmen, Wachstumspotenzial zu realisieren und Wert zu schaffen, was langfristig attraktive Renditen bieten kann.
  • Diversifikation des Portfolios: Eine Anlage in Private Equity ist immer als Ergänzung zu einem diversifizierten Portfolio zu betrachten. Dies bedeutet bei Privatkunden das Vorhandensein verschiedener Anlageklassen wie Aktien, Obligationen oder Immobilien, bevor sie Gelder in Private Equity investieren. Durch die Diversifikation können potenzielle Risiken ausgeglichen und das Gesamtportfoliorisiko reduziert werden.
  • Risikotoleranz: Private Equity-Investitionen sind mit bestimmten Risiken verbunden, einschliesslich des Risikos des Kapitalverlusts. Die Wertentwicklung von Private‑Equity‑Fonds kann volatil sein und unterliegt verschiedenen Faktoren wie Marktschwankungen, wirtschaftlichen Bedingungen und dem Erfolg der Unternehmen im Portfolio. Eine angemessene Risikotoleranz zählt daher zu den wichtigsten Voraussetzungen.
  • Verständnis für komplexe Anlagestrukturen: Private-Equity-Investitionen sind komplexer als traditionelle Anlagen wie Aktien oder Obligationen. Es ist also ein spezifisches Fachwissen erforderlich, um die verschiedenen Aspekte der Anlageklasse zu verstehen und zu berücksichtigen.

Zugang zu qualifizierten Fonds und Expertise: Private Equity-Investitionen erfordern einen Zugang zu qualifizierten Fonds und professioneller Expertise. Als Privatkunde kann es schwierig sein, direkten Zugang zu hochwertigen Private Equity-Fonds zu erhalten. Es ist daher häufig sinnvoll, einen Finanzberater oder professionellen Vermögensverwalter hinzuzuziehen, der über Fachkenntnisse in diesem Bereich verfügt.