Im heutigen turbulenten Finanzklima werden die Vorteile einer zuverlässigen und stetigen Einkommensquelle wieder relevanter. Nachdem die Aktienmärkte über Jahre fast nur eine Richtung kannten, befinden wir uns aktuell in einer Phase, in der es diese erst wieder zu finden gilt. Durch die aktuelle Zinsentwicklung und die Korrektur im Bereich der Wachstumsaktien, rückt eine altbewährte Anlagestrategie wieder in den Fokus: Die Einkommensstrategie.
Dieser Artikel befasst sich mit den Feinheiten von Einkommensstrategien und untersucht deren Struktur, Vor- und Nachteile, geeignete Anlegerprofile und einen Vergleich mit nicht-einkommensorientierten Strategien.
Contents
Was ist eine Einkommensstrategie?
Eine Einkommensstrategie bezieht sich auf eine Anlagestrategie, die sich auf die Erzielung beständiger Erträge aus Ihren Anlagen konzentriert. In der Regel wird dies durch Dividenden aus Aktien, Zinsen aus Obligationen und Mieten aus Immobilienanlagen erreicht.
Das Hauptziel besteht darin, einen vorhersehbaren Einkommensstrom zu schaffen, der zur Deckung der Lebenshaltungskosten, zur Aufstockung des Ruhestandseinkommens oder zur Reinvestition für ein weiteres Wachstum des Portfolios verwendet werden kann.
Strukturierung einer Einkommensstrategie
Der Kern einer Einkommensstrategie liegt in der Diversifizierung, die mehrere Anlageklassen und Sektoren umfasst. Obligationen, Aktien (insbesondere dividendenstarke Aktien), Real Estate Investment Trusts (REITs) und hochverzinsliche Sparkonten sind beliebte Anlageformen.
- Staats- und Unternehmensobligationen werden in der Regel wegen ihres relativ geringeren Risikos und ihrer gleichmässigen Ausschüttungen bevorzugt. Nachdem Obligationen in den letzten Jahren vor allem von guten Schuldnern kaum Einkommen generieren konnten, so hat sich dies durch die Anhebung der Leitzinsen geändert. Diese Anlageklasse wird so wieder zu einem wesentlichen Bestandteil jeder Einkommensstrategie.
- Aktien von Unternehmen mit solider Dividendenausschüttung bieten eine Wachstumskomponente und generieren gleichzeitig Erträge. Wo Dividendenaktien in den letzten Jahren noch eine der wichtigsten Einkommensquellen waren, so verlieren diese jedoch aktuell ein wenig an Attraktivität im Vergleich zu Obligationen, da diese nun wieder attraktive Kupons bei geringerer Volatilität bieten.
- Zu guter Letzt bieten REITs eine Beteiligung an Immobilienerträgen, ohne dass ein direkter Immobilienbesitz erforderlich ist. Hochverzinsliche Sparkonten und Geldmarktfonds bieten zwar nur bescheidene Renditen, bringen aber beständige Erträge und Liquidität in das Portfolio.
Die spezifische Aufteilung zwischen diesen Optionen hängt von den Zielen des Anlegers, seiner Risikotoleranz und den Marktbedingungen ab.
Vor- und Nachteile einer Einkommensstrategie
Vorteile:
- Stabiles Einkommen: Dies ist der entscheidende Vorteil. Einkommensstrategien sorgen für einen stetigen, vorhersehbaren Cashflow, was besonders im Ruhestand oder bei finanziellen Einbrüchen von Vorteil sein kann.
- Risikominderung: Einkommensgenerierende Anlagen weisen oft eine geringere Preisvolatilität auf und bieten so einen Puffer in Zeiten von Marktturbulenzen.
- Aufstockung: Wenn die Erträge nicht sofort benötigt werden, können sie reinvestiert werden, was das Wachstum des Portfolios durch den Zinseszinseffekt beschleunigt.
Nachteile:
- Begrenzter Kapitalzuwachs: Im Vergleich zu Wachstumsstrategien können Einkommensstrategien langfristig geringere Gesamtrenditen erzielen, da sie sich mehr auf das Einkommen als auf Kapitalgewinne konzentrieren.
- Inflationsrisiko: Die festen Erträge aus Obligationen können an Realwert verlieren, wenn die Inflation den Zinssatz übersteigt.
- Zinssensitivität: Die Kurse von Obligationen stehen in umgekehrter Beziehung zu den Zinssätzen. Steigende Zinssätze können die Kurse von Obligationen drücken, was zu Kapitalverlusten für die Inhaber führt. Diese Verluste werden jedoch nur realisiert, wenn die Obligation vor ihrer Fälligkeit verkauft wird.
Der ideale Anleger für eine Einkommensstrategie
Einkommensstrategien sind besonders vorteilhaft für Anleger, die ein regelmässiges Einkommen anstreben, wie z. B. Rentner oder Personen, die kurz vor dem Ruhestand stehen. Sie können auch für risikoscheue Anleger interessant sein, die dem Kapitalerhalt und der Erzielung regelmässiger Erträge den Vorzug vor der Jagd nach hohem Wachstum geben.
Es ist jedoch wichtig zu bedenken, dass ein abgerundetes Portfolio unabhängig von der Lebensphase des Anlegers eine Mischung aus Ertrags- und Wachstumsanlagen enthalten sollte. Das Verhältnis kann sich je nach den Bedürfnissen des Einzelnen und den Marktbedingungen ändern, aber das Vorhandensein beider Komponenten trägt dazu bei, das Gleichgewicht und die potenziellen Erträge zu erhalten.
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Einkommensorientierte Strategie vs. nicht-einkommensorientierte Anlagestrategie
Beim Vergleich von Einkommensstrategien mit nicht-einkommensorientierten Strategien werden vor allem zwei Aspekte untersucht: Rendite und Volatilität.
- Erträge: Über lange Zeiträume können Wachstumsstrategien aufgrund des Zinseszinseffekts von Kapitalgewinnen höhere Gesamtrenditen erzielen. In Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs oder der Volatilität können Einkommensstrategien jedoch besser abschneiden, da sie trotz der Marktbedingungen weiterhin Erträge liefern.
- Volatilität: Einkommensstrategien haben im Allgemeinen eine geringere Volatilität als reine Wachstumsstrategien. Die stetigen Erträge wirken wie ein Puffer gegen Kursschwankungen und machen diese Strategien im Laufe der Zeit stabiler.
Performance Vergleich
Zur Veranschaulichung betrachten wir den Schweizer SPI® Index, welcher nahezu den gesamten Schweizer Aktienmarkt beinhaltet, über den Zeitraum von 9 Jahren. Hierfür haben wir drei ETFs ausgesucht, die jeweils den gesamten SPI® Index abbilden, nur die mittelgrossen Unternehmen (SPI® Mid Cap Index) und zuletzt nur die dividendenstärksten Titel (SPI® Select Dividend 20 Index). Zur Vergleichbarkeit betrachten wir sogenannte Return Indices, Dividendenausschüttungen werden also reinvestiert und fliessen so in die Wertentwicklung der Indices mit ein.
- Wie in nachfolgender Abbildung zu sehen ist, performen mittelgrosse Unternehmen besser in Zeiten von positiven Markttrends. Dies wäre mit einer mehr auf Wachstum fokussierten Strategie zu vergleichen. Der breite Markt und die Dividendenstrategie verlaufen während dieser Marktphase sehr ähnlich.
- In negativen Marktphasen reagiert die Wachstumsstrategie am stärksten, wobei die Dividendenstrategie weniger scharf korrigiert. Über verschiedene Marktphasen bieten Dividendenstrategie und Wachstumsstrategie so unterschiedliche Vor- und Nachteile, wobei erstere eine geringere Volatilität aufweist.
- Auch wenn die Gesamtrendite der Dividendenstrategie und der Wachstumsstrategie über den gesamten betrachteten Zeitraum sehr ähnlich erscheinen, so ist es wichtig zu beachten, dass hier angenommen wird, dass Dividenden reinvestiert werden und so wiederum Rendite generieren. Da bei einer klassischen Einkommensstrategie, die Cashflows normalerweise ausbezahlt und konsumiert werden, wird die Rendite über den gesamten Zeitraum geringer sein. Dies macht sie jedoch durch die stabilen und regelmässigen Erträge wieder gut.
Dies ist eine vereinfachte Veranschaulichung am Beispiel der Schweiz. Diese Beziehung kann sich in anderen Märkten mit anderer Sektoraufteilung unterschiedlich verhalten. Jedoch verdeutlicht es gut die grundlegenden Charakteristika von Einkommens- und Wachstumsstrategien.
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Everon’s Einkommensstrategie
Die Everon-Anlagestrategie nutzt Aktien, Obligationen und Immobilien, da deren Einkommenseignung bereits erwähnt wurde. Festverzinsliche Wertpapiere und Immobilien sind von Natur aus Anlageklassen, die dazu neigen, Einkommensströme zu erzeugen. Wir wählen die Produkte aus, die in Bezug auf Wertstabilität, Ertragsgenerierung und Gebühren am besten sind.
Auf der Aktienseite kommt unser eigener Auswahlprozess zur Anwendung. Die wichtigste Kennzahl für ertragsstarke Aktien ist die Dividendenrendite. Die alleinige Betrachtung dieser Kennzahl kann jedoch zu suboptimalen Entscheidungen führen, da sie Dividenden- und Kursdaten berücksichtigt. Eine hohe Dividendenrendite kann auf einen hohen Dividendenbetrag im Verhältnis zum Kurs hinweisen, aber der niedrige Kurs könnte aus einem bestimmten Grund so tief sein. Diese Situation kann die Gefahr einer so genannten „Value Trap“ bergen. Hierbei wird anhand von günstigen Markt-Buchwert-Verhältnissen fälschlicherweise auf ein unterbewertetes Anlageinstrument geschlossen, was letzten Endes zu einem Verlust führen kann.
Der Ansatz von Everon analysiert neben der Dividendenrendite viele weitere Kriterien, um festzustellen, welche Aktien stabile, überdurchschnittliche und leicht wachsende Dividenden bei einer angemessenen Preisvolatilität bieten. Dies gewährleistet nicht nur eine stabile Einkommensgenerierung, sondern auch einen stabilen Portfoliowert.
Lesetipp: Faktor-Risikoprämien: Value, Momentum, Size und Quality in den letzten Jahren
Fazit
Eine Einkommensstrategie kann ein wichtiges Instrument für Anleger sein, die ein regelmässiges Einkommen und eine geringere Volatilität anstreben. Wie alle Anlagestrategien birgt sie jedoch potenzielle Risiken und ist möglicherweise nicht für jeden geeignet. Ein gut diversifiziertes Portfolio, das Elemente von Einkommens- und Wachstumsstrategien kombiniert, kann Anlegern helfen, unterschiedliche Marktbedingungen zu überstehen und ihre finanziellen Ziele zu erreichen.
Es ist wichtig, dass Anleger ihre finanziellen Bedürfnisse, ihre Risikotoleranz und ihre Anlageziele kennen, bevor sie sich für eine Anlagestrategie entscheiden. Eine gut durchdachte Einkommensstrategie kann eine Quelle der Stabilität in einem unsicheren Markt sein und einen Rettungsanker für regelmässige Erträge in einem turbulenten Meer wirtschaftlicher Veränderungen bieten.
Letztendlich ist die erfolgreichste Anlagestrategie diejenige, die sorgfältig auf Ihre persönliche finanzielle Situation und Ihre Ziele zugeschnitten ist. So können Sie nicht nur Ihre Anlagerenditen maximieren, sondern haben auch die Gewissheit, dass Ihre finanzielle Zukunft gesichert ist. Ganz gleich, ob Sie sich dem Ruhestand nähern oder einfach nur Ihren Anlageansatz diversifizieren möchten, eine Einkommensstrategie könnte eine kluge Entscheidung sein.