Digital Banking in der Schweiz: Banking der Zukunft – Status Quo & Prognose

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Bei den Banken wird von gewaltigen Transformationen gesprochen, als Kunde nutzen Sie die Vorteile eines immer kundenfreundlicher werdenden Digital Bankings. Doch wie ist der aktuelle Stand heute tatsächlich und wie hoch ist der Anteil in der Schweizer Bevölkerung, die das digitale Banking bereits nutzen? Ebenso spannend: Wie sieht es in anderen Ländern aus.

Wer sich mit Digital Banking beschäftigt, wird sich ebenso fragen: Bedeutet dies die Umstellung von analog auf digital oder kann ich als Kunde von innovativen Möglichkeiten profitieren, die mir bislang verschlossen waren?

Dieser Beitrag soll Ihnen dazu einen Überblick verschaffen.

Das Wichtigste im Überblick

  • Digital Banking ist ein Sammelbegriff für die elektronische Bereitstellung von Bankdienstleistungen. Dazu ist es Kunden möglich, ihre Bankgeschäfte online am PC oder über das Smartphone zu erledigen.
  • Die Schweiz ist eines der führenden Länder in Sachen Digital Banking.
  • Durch die Nutzung von digitalen Bankdiensten können Kunden ihre Bankgeschäfte jederzeit, einfach und schnell überall erledigen.
  • Für Banken hat digitales Banking den Vorteil, dass sie ihren Kunden neue Services anbieten und gleichzeitig ihre internen Prozesse effizienter gestalten können.
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Digitales Banking: Was ist darunter zu verstehen?

Digital Banking bezieht sich auf die Durchführung aller Finanztransaktionen über das Internet. Wahrscheinlich sitzen Sie an einem Computer, einem Laptop, einem Tablet oder einem Smartphone, während Sie diesen Beitrag lesen. Das Gerät ermöglicht es Ihnen, beim digitalen Banking Ihre Rechnungen zu begleichen, die Aktienkurse zu analysieren, Ihre Ausgaben zu überprüfen und noch vieles mehr.

Als Kunde wickeln Sie Ihre Bankgeschäfte beim digitalen Banking im Internet ab. Dies äussert sich für Sie insbesondere durch die Nutzung folgender Tools:

  • Online-Banking am PC
  • Banking App auf dem Smartphone
  • digitale Kreditkarte (auf dem Smartphone)
  • KI-basierte Finanzberatung
  • digitale Vermögensberatung
  • Trading Apps für den Börsenhandel – jederzeit an jedem Ort
  • Bezahlung von Rechnungen ohne mühsames manuelles Erfassen (mittels Scanner des Smartphones)

Digital Banking – Treiber der Transformationen bei den Banken

Banken bietet sich durch Digital Banking die Gelegenheit, dem erhöhten Wettbewerbsdruck zu begegnen. Die Digitalisierung ist somit einer der vorrangigen Treiber der Transformation im Bankenbereich. Dies geht über reine Rationalisierungseffekte deutlich hinaus. Schnittstellen ermöglichen etwa eine Vernetzung und Austausch von Daten, der vor Jahren noch nicht vorstellbar war.

So gibt es inzwischen Immobilienfinanzierer, die den gesamten Kreditprozess digital abwickeln. Endkunde, Berater, Bank, Gutachter und Sachbearbeiter sind auf diese Weise in einem kompletten digitalen Prozess vernetzt. Die gesamte Abwicklung ist somit kostengünstiger, schneller und jederzeit transparent. Und auch die Bankenaufsicht der Schweiz arbeitet beispielsweise derzeit an digitalen Lösungen, die Risikoanalyse von Banken zu automatisieren.

Fintechs und Neobanken mit neuen Geschäftsmodellen

Die Technologie erlaubt es Finanzdienstleistern, sogenannten Fintechs, Kunden neue Geschäftsmodelle anzubieten. Zusammen mit den neu entstandenen Neobanken sind sie eine Bankenrevolution. Durch die Digitalisierung haben sie sich schliesslich entwickelt und bieten ein Geschäftsmodell, das komplett ohne Papier auskommt.

Die digitalen „Smartphone-Banken“ sind die innovativen Banken unserer Zeit und sie setzen die traditionellen Banken unter Zugzwang. Diese digitalen Banken und Fintechs unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht von den herkömmlichen Bankhäusern. Sämtliche Prozesse sind auf das digitale Zeitalter ausgerichtet und Kundinnen und Kunden können alles, was diese anbieten, ganz einfach über ihr Smartphone beziehen.

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Der Zukunft einen Schritt voraus – wo steht das digitale Banking heute und morgen?

In den letzten Jahren hat sich das Verhalten der Bankkunden verändert und die Covid-Pandemie hat diesen Trend weiter beschleunigt. Immer mehr Menschen bevorzugen digitale Lösungen, wie Online-Banking oder mobile Apps, anstatt klassische Kontaktpunkte der Bank zu nutzen. Ebenso hat die Anzahl virtueller Kundengespräche in den letzten Jahren deutlich zugenommen.

Während der Corona-Pandemie sind viele Menschen dazu gezwungen worden, online oder per Mobile Banking Geldgeschäfte zu erledigen. Was anfangs noch ungewohnt und teilweise auch mit Skepsis betrachtet wurde, ist inzwischen bei einem hohen Anteil der Bevölkerung angekommen. Viele Menschen möchten nach der Krise komplett auf den Weg in die Bankfiliale verzichten und setzen weiterhin auf die neue digitale Art des Bankings.

Neue Anbieter sprechen mit ihren Lösungen für Bankgeschäfte immer mehr Kunden an

Ferner ist der Schweizer Finanzmarkt im Wandel begriffen. Durch einfach bedienbare mobile Lösungen haben es Fintechs und Neobanken geschafft, Marktanteile zu erobern. Damit haben sie gezeigt, dass Design und intuitive Bedienung mindestens ebenso wichtig für die Wahl einer Finanzdienstleistung sind wie deren Funktionalität.

Digital Banking bei Schweizern innerhalb Europa überdurchschnittlich fortgeschritten – mit Luft nach oben

Die gestiegene Akzeptanz neuer Marktteilnehmer wird durch ein erhöhtes Interesse an digitalen Inhalten in der Schweizer Bevölkerung ausgelöst. Die Schweizer nutzen das Internet immer mehr und dieser Trend spiegelt sich wider. Laut Bundesamt für Statistik hat sich die Zahl der Menschen, die mindestens einmal wöchentlich online sind, inzwischen auf aktuell 91 Prozent entwickelt.

  • Nach Auswertungen von Statista für den Zeitraum zwischen 2014 und 2021 nutzten 2021 rund 77 Prozent der Schweizer Bevölkerung die Möglichkeiten des Online‑Bankings. Dieser Anteil lag 2014 erst bei etwa 54 Prozent.
  • Damit liegen die Schweizer sowohl beim Anteil als auch bei der Dynamik der Entwicklung über dem europäischen Durchschnitt. Dieser entwickelte sich im gleichen Zeitraum von 42 Prozent auf 58 Prozent der Bevölkerung, die ihren Zahlungsverkehr sowie weitere Bankprodukte auf digitalen Wegen erreichen.

Der Blick ausserhalb der Schweiz zeigt bereits heute das zusätzliche Potenzial

Auch wenn die Nutzung der digitalen Bankangebote in der Schweiz bereits heute vergleichsweise hoch ist. Im Vergleich finden sich dennoch Beispiele einer höheren Nutzungsquote für das Digital Banking.

Nach einer Studie des Zahlungsdienstleisters Unzer liegen folgende Länder vorn:

  1. Dänemark (95 Prozent)
  2. Finnland (93 Prozent)
  3. Niederlande (91 Prozent)
  4. Schweden (84 Prozent)
  5. Estland (80 Prozent)
  6. Lettland (80 Prozent)

Digitalisierte Welt

Zukunft des digitalen Bankings: Wie Finanzdienstleister Kundenerlebnisse verbessern

Verbraucher sind es zunehmend gewohnt, alles digital zu erledigen – so auch ihre Bankgeschäfte. Digitales Banking hat sowohl für Banken als auch für Kunden eine Reihe von Vorteilen. Durch den Einsatz von Technologie können Banken ihre Kosten senken und die Effizienz erhöhen. Kunden können jederzeit und überall auf ihre Konten zugreifen und von Angeboten wie Online-Banking und mobilem Banking profitieren.

Wesentliche Vorteile aus Sicht des Bankkunden

  • jederzeit und überall Konten einsehen und Transaktionen durchführen
  • Kontostände sowie Einnahmen und Ausgaben immer aktuell im Überblick
  • Echtzeit-Benachrichtigungen über Transaktionen
  • Nutzung neuer digitaler Angebote (etwa digitale Vermögensberatung)
  • Zahlungsverkehr bequem vom Smartphone, PC oder Tablet aus durchführen
  • Sicherheitsfunktionen wie Zwei-Faktor-Authentifizierung
  • kaum noch Bargeld notwendig (Sicherheit vor Diebstahl)
  • günstige Kontoführung
  • kein aufwendiges Handling mit papierhaften Dokumenten

Auch Banken, die Digital Banking effizient betreiben, generieren wesentliche Vorteile

  • Kostensenkung durch den Einsatz von Technologie
  • Reduzierung von Fehlerquellen bei manueller Bearbeitung
  • Erhöhung der Effizienz
  • geringere Abhängigkeit von Filialen und Mitarbeitern
  • erweiterte Geschäftsmodelle durch neue Technologien
  • Vernetzung mit weiteren Dienstleistern durch Schnittstellen
  • Kunden eine personalisierte Erfahrung bieten
  • Kunden eine Vielzahl von Anreizen für die Nutzung digitaler Banking-Dienste anbieten
  • Cross‑Selling Ansätze durch digital generierte Daten nutzen

Neobanken-Apps: typische Funktionen

Eine Smartphone-Bank ermöglicht es ihren Kunden, ihre Bankgeschäfte einfach und bequem von zu Hause aus oder auch unterwegs zu erledigen. Dabei ist die App intuitiv und leicht zu bedienen, sodass auch Neulinge sich schnell damit zurechtfinden. Über die App lassen sich unter anderem die Funktionen der Debitkarte oder Kreditkarte verwalten oder vergangene Zahlungen einsehen.

Viele Banken bieten eine App an, die es ermöglicht, stets auf dem Laufenden zu bleiben. So kann man beispielsweise einfach und unkompliziert seine Rechnungen begleichen. Allerdings gibt es, wie so oft, auch hier Unterschiede zwischen den einzelnen Anbietern.

Funktionen, die typischerweise in den Apps der Neobanken genutzt werden können:

  • Überblick über Kontostand und Kontobewegungen auch unterwegs
  • Push-Benachrichtigungen bei Karteneinsatz
  • Senden von Geld an Dritte (vorausgesetzt, die Empfänger verwenden dieselbe Smartphone-App)
  • Anzeige von Karteninformationen (für Online-Einkäufe)
  • Freigabe von Online-Einkäufen
  • Übersicht, Einzahlungen und Auszahlungen bei digitaler Vermögensverwaltung
  • Trading Funktionen auch mobil nutzbar
Digital Usage

Digital Banking: Auf diese Funktionalitäten sollten Sie achten

Die Schweiz platziert sich laut einer Untersuchung von Deloitte auf dem zweiten Platz, was den allgemeinen digitalen Reifegrad der Banken angeht. Dies ist unter 38 anderen Ländern eine sehr beeindruckende Leistung und die Schweiz gilt als ein Markt, der umfassende Funktionen anbietet. Die Schweizer Banken sind weltweit führend, hauptsächlich aufgrund der breiten Funktionspalette, die sie entlang der Customer Journey anbieten. Und dies trifft nicht nur auf die klassischen Direktbanken zu, auch alle Grossbanken haben sich sowohl für Unternehmen als auch für ihre privaten Kunden weiterentwickelt.

Doch dies ist lediglich eine durchschnittliche Betrachtung. Da sich die Anbieter teilweise erheblich unterscheiden, sollten Sie hinsichtlich wesentlicher Funktionalitäten beim Vergleich folgende Fragen stellen:

  • Kann die Kontoeröffnung und Kontoführung in einem durchgängigen digitalen Prozess erfolgen (papierlos)?
  • Ist die Bedienung intuitiv und die Gestaltung der Website übersichtlich?
  • Lässt sich das Menü bzw. die Oberfläche personalisieren (Anordnung persönlich häufig genutzter Kacheln)?
  • Werden alle benötigten Funktionen angeboten (Kontostandabfrage, Überweisungen, Wertpapierorder, Einzahlung und Auszahlungen bei Vermögensverwaltungen, notwendige Anträge)?
  • Gibt es einen Online-Datenspeicher für persönliche Dokumente?
  • Werden Push-Benachrichtigungen bei wichtigen Transaktionen versandt?
  • Wird eine Multibanking-Lösung angeboten (Abfrage von Kontoständen bei anderen Banken)?
  • Ist ein Online-Banking Support erreichbar und zu welchen Zeiten?
  • Werden Abfragen von aktuellen Kursen für Aktien und Fonds angeboten?
  • Wie gestaltet sich das Mobile Banking (gibt es eine App und welche Funktionen werden dort angeboten)?
  • Welche Informationen in Sachen Geld und Vermögen werden angeboten (FAQ, Videos, redaktionelle Beiträge)?
  • Welche Zahlverfahren werden abgedeckt (Apple Pay, Google Pay)?
  • Können Kreditkarten digital geführt werden (Bezahlung per Smartphone)?
  • Kann ein Anlegerprofil online ermittelt werden?
  • Gibt es personalisierte digitale Anlageempfehlungen?
  • Kann innerhalb der Vorsorge Säule 3a ein Konto online abgeschlossen werden?
  • Kann ein Freizügigkeitskonto online abgeschlossen werden?
  • Ist eine biometrische Authentifizierung möglich (Fingerabdruck)?
  • Welche Anbindungen zu Drittanbietern und Software gibt es (beispielsweise Finanzsoftware, Buchhaltung für Selbstständige)?

Fazit: Mit Digital Banking die Bankgeschäfte der Zukunft gestalten

Kunden sind heute weniger emotional an ihre Bank gebunden als noch vor Jahren. Die Situation in der Pandemie mit geschlossenen Filialen hat dies verstärkt, da sich auch ältere Kunden an das Digital Banking gewöhnt haben. Dabei zeigt sich, dass ein erheblicher Teil der Bankkunden auf Filialen inzwischen komplett verzichten kann und es auch tut.

Die Bankkunden der Zukunft werden selbstbewusster und agieren unabhängig auf unterschiedlichen Kommunikationskanälen. Zusätzlich verändern sich die Märkte permanent, denn neue Dienstleistungen werden von Konkurrenten und Fintechs in einem immer rasanteren Tempo angeboten. Damit Finanzdienstleister Schritt halten können, müssen komplexe Systeme eingesetzt werden. Digitale Plattformen können hierfür die nötige Flexibilität und Zukunftssicherheit bieten.

Um die neuen Marktchancen zu nutzen und Kunden zu halten, bedarf es auf Bankenseite grosser Anstrengungen und Investitionen, um Prozesse zu digitalisieren und innovative Angebote für ihre Klientel zu schaffen.

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