In der hochkomplexen Welt der Finanzmärkte suchen Anleger nach klaren und verlässlichen Informationen zur ersten und unabhängigen Orientierung. Die Schweizer Aktienindizes sind für Investoren von zentraler Bedeutung, die ihr Kapital auf Schweizer Aktienmärkten platzieren möchten. Dies gilt sowohl für langfristige Anlagestrategien als auch für Anleger, die kurzfristige Chancen mit Beteiligungspapieren an der Börse nutzen möchten.
Die Schweizer Börse kennt mehrere Aktienindizes, die in ihrer Gesamtheit als Barometer für die gesamtwirtschaftliche Leistung des Landes dienen. Wenn Sie die Struktur, die Zusammensetzung und Funktionsweise eines Aktienindex verstehen, erhalten Sie bereits ein fundiertes Verständnis für die Märkte. Ferner gewinnen Sie durch einen Aktienindex der Schweiz wertvolle Einblicke in die Chancen und Risiken, die mit dem Handel von Schweizer Aktien verbunden sind.
Mit diesem Leitfaden für Einsteiger erhalten Sie einen detaillierten Überblick über die wichtigsten Schweizer Aktienindizes. Jeder dieser Indizes bietet Einblicke in verschiedene Aspekte der Schweizer Wirtschaft.
Contents
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Aktienindex zeigt die Entwicklung eines definierten Teils des Aktienmarkts auf.
- Die Auswahl der Aktien in einem Index dient der Abbildung des Aktienmarkts eines Landes, einer Region, einer Branche oder anderen Teilbereichen.
- Die im Index enthaltenen Titel werden nach Börsenkapitalisierung oder einer anderen festgelegten Methode gewichtet.
- Ein Aktienindex ermöglicht Anlegern den Vergleich der Performance ihres Portfolios zum vergleichbaren Gesamtmarkt.
- Aktienindizes sind keine handelbaren Wertpapiere, sondern statistische Hilfsmittel.
- Mit ETFs, welche Indizes abbilden, investieren Anleger indirekt in Indizes.
Aktienindex: Definition, Erklärung und Beispiele
Ein Aktienindex, auch Börsenindex genannt, ist eine statistische Masszahl, die entwickelt wurde, um die Entwicklung eines bestimmten Teils des Aktienmarkts oder des gesamten Aktienmarkts eines Landes oder einer Region darzustellen. Er dient als Benchmark zur Messung der allgemeinen Marktleistung und nicht zur Messung der Performance einzelner Unternehmen.
Ein Aktienindex beinhaltet gewöhnlich folgende Merkmale:
- Zusammensetzung: Ein Aktienindex besteht aus einer festen Gruppe von ausgewählten Aktien, die typischerweise nach bestimmten Kriterien ausgewählt werden. Diese Kriterien können etwa die Marktkapitalisierung, die Branche, die Liquidität oder andere Faktoren sein. Die Auswahl der Aktien ist repräsentativ für den Gesamtmarkt oder einen bestimmten Marktsektor.
- Gewichtung: Jede Aktie im Index wird entsprechend ihrer Börsenkapitalisierung oder einer anderen festgelegten Methode gewichtet. Dies bedeutet, dass grössere Unternehmen mit höherer Marktkapitalisierung einen grösseren Einfluss auf den Index haben als kleinere.
- Berechnung: Die Berechnung eines Aktienindex erfolgt in der Regel durch die Addition der aktuellen Kurse der enthaltenen Aktien, wobei die Gewichtung berücksichtigt wird. Veränderungen in den Aktienkursen führen zu Änderungen im Indexstand.
- Benchmark: Aktienindizes dienen oft als Benchmarks, anhand derer die Performance von Investmentfonds, Portfolios oder einzelnen Aktien gemessen wird. Investoren nutzen diese Benchmarks, um zu beurteilen, wie gut ihre Investments im Vergleich zum breiteren Markt oder einem spezifischen Marktsegment abschneiden.
- Historische Daten: Aktienindizes bieten historische Daten, die es Anlegern ermöglichen, die Entwicklung des Markts im Laufe der Zeit zu analysieren und Trends zu erkennen. Hierzu werden gewöhnlich die Schlussstände der Titel verwendet.
Bezugspunkt für die Berechnung eines Aktienindex ist grundsätzlich ein festgelegter Zeitpunkt. Die danach folgenden Änderungen des Aktienindex spiegeln die Wertentwicklung der im Index enthaltenen Aktien wider. Der jeweilige Stand wird dabei in Indexpunkten ausgedrückt.
Weltweit bekannte Beispiele für Aktienindizes sind der S&P 500 in den USA, der DAX in Deutschland, der Nikkei 225 in Japan und der Swiss Market Index (SMI) in der Schweiz.
Swiss Market Index (SMI)
Der Blue-Chip-Index SMI, als der prominenteste Aktienindex in der Schweiz, beinhaltet die 20 grössten Unternehmen aus dem SPI. Er repräsentiert etwa 80 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung des Schweizer Aktienmarkts. Der SMI ist free-float-adjustiert: Es werden ausschliesslich die handelbaren Aktien im Index berücksichtigt.
Durch die Begrenzung der Aktiengewichte wird garantiert, dass kein Einzelunternehmen mehr als 20 Prozent Einfluss auf den Index hat. Somit entspricht der SMI den ESMA UCITS-Richtlinien. Er kann daher innerhalb der EU als Benchmark für Aktienmarkt der Schweiz verwendet werden.
Der SMI wird als Preisindex (Kursindex) veröffentlicht und unter dem Namen SMIC als sogenannter Performanceindex geführt. Da der SMI einen grossen Teil des Schweizer Aktienmarkts abbildet, dient er für eine Vielzahl von Finanzinstrumenten wie Optionen, Futures sowie ETFs als Basiswert.
Der SMI startete am 30. Juni 1988 mit 1’500 Punkten. Die Zusammensetzung des Index wird jährlich überprüft. Berechnungen des SMI erfolgen in Echtzeit. Das bedeutet, dass jeder Handel eines im SMI enthaltenen Unternehmens die Neuberechnung des Index auslöst.
Die grössten Einzelwerte im SMI sind nach Gewichtung (Stand 30.10.2023):
Unternehmen | Branche | Gewichtung im Index |
Nestlé | Nahrungsmittel | 22.96 Prozent |
Novartis | Pharmazie | 15.91 Prozent |
Roche | Pharmazie | 14.05 Prozent |
UBS | Finanzen | 5,83 Prozent |
Zurich | Finanzen/Versicherungen | 5.34 Prozent |
Richemont | Luxusgüter | 4.54 Prozent |
ABB | Elektrotechnik | 4.81 Prozent |
Historischer Verlauf des SMI (Performance)
Der Swiss Market Index (SMI) wurde am 30. Juni 1988 eingeführt. Hier eine Zusammenfassung des historischen Verlaufs des SMI seit seiner Einführung 1988:
- Frühe Jahre (1988-1990er): Der SMI startete bei einem Basiswert von 1.500 Punkten. In den frühen Jahren verzeichnete er moderate Schwankungen, zeigte jedoch insgesamt eine Aufwärtstendenz.
- Aufstieg und Dotcom-Blase (späte 1990er): In den späten 1990er-Jahren verzeichnete der SMI einen signifikanten Aufstieg, der von einer allgemeinen Begeisterung für Technologieaktien angetrieben wurde. Der Index erreichte im Juli 1998 erstmalig einen Stand von über 8.000 Punkten. Dieser Zeitraum war geprägt von der sogenannten Dotcom-Blase, die schliesslich platzte.
- Rückgang und Erholung (Anfang der 2000er): Nach dem Platzen der Dotcom‑Blase erlebte der SMI einen Rückgang und ging in den folgenden Jahren in eine Konsolidierungsphase über. In den frühen 2000er-Jahren erholte sich der Index jedoch wieder und näherte sich seinen früheren Höchstständen.
- Finanzkrise (2008–2009): Der SMI, wie viele andere Aktienindizes weltweit, wurde während der globalen Finanzkrise stark getroffen. Er verzeichnete deutliche Verluste, erholte sich jedoch in den Jahren danach.
- Entwicklungen seit 2010: Seit etwa 2010 hat der SMI eine allgemeine Aufwärtstendenz verzeichnet, wobei gelegentliche Korrekturen und Schwankungen auftraten. Den bisherigen Höchststand erreichte der SMI mit 12’573 Punkten am 18. August 2021. Mit Stand 30.10.2023 verzeichnet der SMI rund 10’400 Punkte. Der SMI zeigte in den vergangenen 5 Jahren eine Performance von 17.4 Prozent (Stand 30.10.2023).
Insgesamt hat der SMI in der Vergangenheit, mit einigen Schwankungen aufgrund von globalen und lokalen Wirtschaftsereignissen, eine stabile Performance gezeigt. Seine Geschichte ist somit ein Spiegelbild der wirtschaftlichen Dynamik und des Wachstums der Schweizer Wirtschaft.
Swiss Performance Index (SPI)
Der Swiss Performance Index (SPI) beinhaltet annähernd alle an der SIX Swiss Exchange kotierten Aktien. Er gilt daher auch als Gesamtmarktindex des Schweizer Aktienmarkts.
Der SPI ist ein Total Return Index, was bedeutet, dass alle Dividendenzahlungen und Zinszahlungen in den Index einfliessen und nicht nur die Kursgewinne berücksichtigt werden.
Der SPI wurde 1987 eingeführt und hat seitdem eine steigende Tendenz gezeigt, trotz einiger Einbrüche während der Wirtschaftskrisen. Er bietet Anlegern eine breite Abdeckung des Schweizer Aktienmarkts und enthält eine Vielzahl von Unternehmen aus verschiedenen Branchen. Zu den grössten Einzelwerten zählen Nestlé, Roche und Novartis.
Performance in den vergangenen 5 Jahren (Stand 30.10.2023): 30.1 Prozent
Swiss Mid Index (SMIM)
Der Swiss Mid Index (SMIM) umfasst die 30 grössten Unternehmen am Schweizer Aktienmarkt, soweit sie bisher nicht im Blue-Chip-Index SMI gelistet sind. Der Aktienindex der Schweiz ermöglicht Anlegern, die Performance von Unternehmen zu verfolgen, die nicht gross genug sind, um im SMI aufgenommen zu werden, aber dennoch eine signifikante Rolle im Schweizer Aktienmarkt spielen.
Wie beim SMI erfolgt die Gewichtung nach Marktkapitalisierung und Umsatz der einzelnen Titel. Der SMIM wurde 2004 eingeführt und hat seitdem eine gemischte Entwicklung gezeigt, abhängig von den spezifischen Bedingungen in den jeweiligen Branchen der im Index enthaltenen Unternehmen.
Performance in den vergangenen 5 Jahren (Stand 30.10.2023): – 0.6 Prozent
Swiss Leader Index (SLI)
Der SLI Swiss Leader Index besteht aus den Aktien des SMI sowie den zehn grössten Werten des SMIM und umfasst somit die 30 liquidesten und grössten Titel des Aktienmarkts der Schweiz. Seit dem 2. Juli 2007 wird der SLI zur Veröffentlichung in Echtzeit berechnet.
Der Index wurde bis Ende 1999 zurückgerechnet und per 30.12.1999 mit einem Ausgangswert von 1’000 Indexpunkten normiert. Dadurch kann er mit anderen Indizes verglichen werden.
Im Gegensatz zu anderen Indizes limitiert der SLI die Gewichtungen: Die vier grössten Titel sind jeweils auf 9 Prozent begrenzt. Ferner wird das Indexgewicht aller weiteren Titel bei Bedarf auf 4.5 Prozent begrenzt.
Der SLI stellt eine Alternative zum Blue-Chip-Index SMI dar. Die Idee: Die fünf grössten Titel im SMI machen zusammen bereits ein Gewicht von etwa 70 Prozent aus. Daher haben starke Kursschwankungen bei diesen Titeln einen übermässig starken Einfluss auf den Indexwert. Durch die Begrenzung der Gewichtung im SLI wird das Gewicht kleinerer Titel erhöht, wodurch das Kursrisiko besser diversifiziert wird.
Darüber hinaus erfüllt der SLI durch diese Begrenzung die regulatorischen Anforderungen in der Schweiz, der EU und den USA, wodurch neue Anlegergruppen und Märkte erschlossen werden. Da sich die Gewichtung ständig ändert, wird der für die Indexberechnung benötigte Begrenzungsfaktor von der SIX Swiss Exchange alle drei Monate neu berechnet und angepasst.
Performance in den vergangenen 5 Jahren (Stand 30.10.2023): 16.4 Prozent
MSCI Switzerland
Der MSCI Switzerland ist ein internationaler Aktienindex, der von der Firma MSCI erstellt wurde. Er umfasst eine breite Palette von Schweizer Unternehmen und wird oft von internationalen Investoren zur Anlageentscheidung verwendet, um die Performance des Schweizer Markts zu messen.
Der Index enthält die 39 grössten Titel des Index SPI. Somit werden rund 85 Prozent der Marktkapitalisierung (frei handelbare Aktien) der Schweiz abgebildet. Die wichtigsten Titel sind Nestlé, Roche sowie Novartis.
Der MSCI Switzerland hat in der Vergangenheit eine insgesamt positive Performance gezeigt, auch wenn er von globalen Wirtschaftsereignissen beeinflusst wird, da viele der im Index enthaltenen Unternehmen stark in den internationalen Handel eingebunden sind.
Performance in den vergangenen 5 Jahren (Stand 30.10.2023): 25.98 Prozent
Der Swiss All Share Index ist ein umfassender Leitindex, der alle Aktien der Schweiz sowie des Fürstentums Lichtenberg beinhaltet. Auf Antrag können auch Unternehmen, die primär bei der SIX Swiss Exchange kotiert sind, in den Index aufgenommen werden. Ferner werden im Swiss All Share auch Titel berücksichtigt, welche wegen der Free-Float-Grenze von 20 Prozent im SPI nicht aufgenommen werden können.
Dieser Index bietet somit Investoren eine Gesamtansicht des Schweizer Aktienmarkts, unabhängig von der Grösse des Unternehmens oder der Branche, in der es tätig ist. Der Auslöser für die Auflegung des Index im Juli 1998 war der Ausschluss der Investmentgesellschaften aus dem SPI. Es wurde der Indexstand des SPI per 30.06.1998 übernommen. Der Performanceindex wurde mit 1’000 Indexpunkten normiert.
Performance in den vergangenen 5 Jahren (Stand 30.10.2023): 30.2 Prozent
BX Swiss TOP 30 (BX)
Von der Züricher Börse BX Swiss wurde der BX Swiss TOP 30 (BX) lanciert. Er beinhaltet die 30 grössten Aktien der Schweiz. Voraussetzung für die Aufnahme in den Index ist ein durchschnittliches Handelsvolumen von mindestens 7’500 Franken. Ferner müssen sich mindestens 20 Prozent der Aktien in Streubesitz befinden und das Unternehmen muss in der Schweiz kotiert sein. Der Index wird jedes Quartal neu zusammengesetzt.
Performance in den vergangenen 5 Jahren (Stand 30.10.2023): 15.0 Prozent
Häufige Fragen (FAQ)
Sind Aktienindex und ETF das Gleiche?
Ein Aktienindex und ein ETF sind zwei unterschiedliche Dinge. Der Aktienindex ist eine Messgrösse, welche die Performance einer Gruppe von Aktien darstellt, wie der Swiss All Share Index. Ein ETF hingegen ist ein börsengehandelter Fonds, der einen bestimmten Index, beispielsweise einen Aktienindex, nachbildet.
Wie funktioniert ein Aktienindex?
Ein Aktienindex misst die Performance einer bestimmten Gruppe von Aktien und fasst die Werte in einer Gruppe zusammen. Er bietet eine Momentaufnahme der allgemeinen Markttrends und ermöglicht es Anlegern, die Performance ihres Portfolios mit dem Gesamtmarkt zu vergleichen.
Welche Vorteile bietet ein Investment in einen Aktienindex?
Ein Investment in einen Aktienindex (mittels eines ETF) bietet den Vorteil, dass es eine breite Diversifikation ermöglicht und das Risiko reduziert, das mit dem Investment in Einzelaktien verbunden ist. Ebenso erfordert es weniger Zeitaufwand im Vergleich zum direkten Kauf von Einzelaktien.
Welche Nachteile kann das Investment in einen Aktienindex haben?
Aktienindizes sind auf die im Index enthaltenen Aktien beschränkt (im SMI dominieren beispielsweise Nestlé, Novartis und Roche). Wenn Sie von einer bestimmten Branche oder einem bestimmten Unternehmen überzeugt sind, könnten Sie durch die Indexinvestition die Gelegenheit verpassen, gezielt in diese Unternehmen zu investieren. Aktienindizes sind anfällig für die allgemeine Volatilität des Markts. Indexfonds und ETFs folgen passiven Strategien und bieten keine aktive Steuerung oder Anpassung Ihrer Investitionen in Reaktion auf sich ändernde Marktbedingungen. Dies kann bedeuten, dass Sie keine Gelegenheit nutzen, von Marktchancen zu profitieren oder Ihr Portfolio in Zeiten hoher Volatilität zu schützen.
Quellenangaben
- [1] boerse.de
- [2] wikipedia.org
- [3] ig.com
- [4] .finanzen.ch
- [5] nationalmuseum.ch
- [6] onvista.de