Kosten und steuerliche Behandlung aktiv verwalteter Zertifikate (AMCs)

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Aktiv verwaltete Zertifikate (Actively Managed Certificates, AMCs) erfreuen sich bei Schweizer Anlegern zunehmender Beliebtheit. Sie bieten den Vorteil einer aktiven Vermögensverwaltung in einem flexiblen Anlageprodukt. Doch wie bei allen Finanzprodukten fallen auch hier Kosten an, die die Rendite beeinflussen können. Gleichzeitig bringt die steuerliche Behandlung von AMCs Besonderheiten mit sich, die für Ihre Anlageentscheidung relevant sind.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Managementgebühren von AMCs liegen typischerweise zwischen 0.5% und 2% p.a. des investierten Kapitals
  • Performancegebühren betragen meist 10% bis 20% der Überschussrendite
  • AMCs unterliegen in der Schweiz der Verrechnungssteuer von 35% auf Zinsen und Dividenden
  • Die Gesamtkostenquote (TER) kann je nach Anbieter und Anlagestrategie erheblich variieren
  • Im Vergleich zu ETFs fallen bei AMCs in der Regel höhere Gebühren an, jedoch mit dem Potenzial einer besseren Performance
  • Steuerreporting wird von den meisten Schweizer AMC-Anbietern zur Verfügung gestellt
Gebühren

Gebührenstruktur von AMCs

Hier finden Sie eine Auflistung aller anfallenden Gebühren auf AMCs.

Managementgebühren – die Basis der Kosten

Die Verwaltungsgebühr bildet die Grundlage der Kostenstruktur bei AMCs. Diese jährliche Gebühr wird unabhängig von der Wertentwicklung erhoben und beträgt je nach Komplexität der Anlagestrategie zwischen 0.5% und 2% des investierten Kapitals. Aktiv verwaltete Zertifikate mit Fokus auf Nischenmärkte oder spezielle Anlagestrategien weisen tendenziell höhere Managementgebühren auf.

Performancegebühren – Erfolgsabhängige Kosten

Ein charakteristisches Merkmal von AMCs ist die Erhebung von erfolgsabhängigen Gebühren. Diese betragen typischerweise zwischen 10% und 20% der Überschussrendite, die über einer vorab definierten Hurdle Rate erzielt wird. Die Hurdle kann dabei absolut (z. B. 5 %) oder relativ zu einem Index (z. B. MSCI World) definiert sein. 

Diese Gebührenstruktur soll die Interessen der Anleger und der Vermögensverwalter in Einklang bringen. Achten Sie jedoch auf die genaue Definition der Berechnungsmethode, insbesondere auf:

  • Berechnungszeitraum (jährlich, quartalsweise)
  • High-Water-Mark-Regelungen
  • Definition der Benchmark oder Hurdle Rate

Weitere Kostenkomponenten

Neben den Hauptgebühren fallen bei AMCs weitere Kosten an, die die Gesamtbelastung erhöhen können:

  • Administrationskosten: Zusätzliche Gebühren für die Verwaltung des Zertifikats (0.1% bis 0.5% p.a.)
  • Handelskosten: Kosten, die bei der Umschichtung des Portfolios entstehen
  • Ausgabeaufschlag: Einmalige Gebühr bei der Zeichnung (0% bis 3%)
  • Rücknahmegebühren: Kosten beim Verkauf des AMCs (0% bis 2%)

Gesamtkostenquote (TER) – Der entscheidende Faktor

Für einen aussagekräftigen Vergleich verschiedener AMCs ist die Total Expense Ratio (TER) die wichtigste Kennzahl. Sie umfasst alle laufenden Kosten, die mit der Verwaltung des Zertifikats verbunden sind. Beachten Sie jedoch, dass Performancegebühren und Handelskosten oft nicht in der TER enthalten sind (da es keine einheitlich regulierte TER-Definition für AMCs gibt wie bei UCITS-Fonds) und separat berücksichtigt werden müssen.

Berechnung Gebühren

Steuerliche Behandlung von AMCs in der Schweiz

Hier finden Sie noch Input zur steuerlichen Behandlung von AMCs in der Schweiz.

Verrechnungssteuer

AMCs unterliegen in der Schweiz grundsätzlich der Verrechnungssteuer von 35% auf ausgeschüttete Erträge wie Zinsen und Dividenden. Bei thesaurierenden AMCs wird die Verrechnungssteuer auf als Ertrag klassifizierte Komponenten erhoben, selbst wenn diese nicht ausgeschüttet, sondern im Produktwert thesauriert werden. Inländische Anleger können diese Steuer in der Regel vollständig zurückfordern, sofern sie die Erträge korrekt deklarieren.

Einkommens- und Vermögenssteuer

Für Schweizer Anleger gelten folgende steuerliche Regelungen:

  • Einkommenssteuer: Ausschüttungen und als Ertrag deklarierte Bestandteile (z. B. Dividenden oder Zinsen) werden einkommenssteuerlich erfasst. Private Kapitalgewinne sind in der Schweiz grundsätzlich steuerfrei, sofern keine gewerbsmässige Handelstätigkeit vorliegt.
  • Vermögenssteuer: Der Wert des AMCs am Stichtag (meist 31. Dezember) ist Teil des steuerbaren Vermögens
  • Kapitalgewinne: Private Kapitalgewinne sind grundsätzlich steuerfrei, sofern der Anleger nicht als gewerbsmässiger Wertschriftenhändler eingestuft wird

Steuerreporting

Ein wichtiger Vorteil von Schweizer AMCs ist das detaillierte Steuerreporting, das von den meisten Anbietern zur Verfügung gestellt wird. Dieses unterstützt Sie bei der korrekten Steuerdeklaration und ermöglicht eine optimale Rückforderung der Verrechnungssteuer. Achten Sie bei der Auswahl eines AMCs darauf, dass ein solches Reporting angeboten wird.

Lesetipp: Erklärung und Einblicke in aktiv verwaltete Zertifikate

Vergleich

Kostenvergleich: AMCs und andere Anlageprodukte

AnlageinstrumentTypische Management-gebühren (p.a.)Performance-gebührenAusgabe-aufschlagVerrechnungs-steuer (CH)Besonderheiten
AMCs0.5% – 2.0%10% – 20%0% – 3%35% auf ErträgeFlexible Strukturen, hohe Anpassungsfähigkeit
Aktive Fonds1.0% – 2.5%Selten2% – 5%35% auf AusschüttungenRegulierte Strukturen, höherer Anlegerschutz
ETFs0.1% – 0.5%Keine0% – 0.5%35% auf AusschüttungenPassive Strategie, hohe Kosteneffizienz
DirektinvestmentsKeineKeineHandelsgebührenDirekte Besteuerung je nach WertpapierHöchste Transparenz, keine Managementkosten
Robo-Advisor0.5% – 1.0%SeltenMeist keine35% auf ErträgeDigitale Verwaltung, oft ETF-basiert
Strukturierte ProdukteImplizit in ProduktstrukturTeilweise0% – 2%35% auf BondanteilKomplexe Strukturen, unterschiedliche Risikoprofile

Die Kosteneffizienz eines Anlageprodukts hängt nicht nur von den absoluten Gebühren ab, sondern muss im Verhältnis zur erwarteten Rendite und zum gebotenen Service betrachtet werden. AMCs positionieren sich dabei im mittleren bis oberen Preissegment, bieten jedoch:

  • Zugang zu spezialisierten Anlagestrategien
  • Aktives Management mit Anpassungsmöglichkeiten
  • Massgeschneiderte Lösungen
  • Häufig direkten Kontakt zum Vermögensverwalter

Lesetipp: Die Vorteile von AMCs für Investoren

Beratung

Optimierungsmöglichkeiten bei AMC-Kosten und Steuern

  1. Sorgfältiger Vergleich der Anbieter: Vergleichen Sie die Gebührenstrukturen verschiedener AMC-Anbieter sorgfältig. Die Unterschiede können erheblich sein und sich langfristig deutlich auf Ihre Rendite auswirken. Beachten Sie dabei nicht nur die Managementgebühren, sondern alle Kostenkomponenten.
  2. Prüfung von Rabatten für höhere Anlagebeträge: Viele AMC-Anbieter gewähren Gebührenrabatte für höhere Investitionsbeträge. Ab einem bestimmten Anlagevolumen können Sie unter Umständen individuell verhandelte Konditionen erhalten.
  3. Steueroptimierte Anlagestrategie: Mit einer steueroptimierte Anlagestrategie können Sie die Steuerbelastung minimieren:
    • Beachten Sie den Unterschied zwischen thesaurierenden und ausschüttenden AMCs
    • Prüfen Sie den optimalen Zeitpunkt für Käufe und Verkäufe im Hinblick auf Ihre persönliche Steuersituation
    • Nutzen Sie steuerliche Vorteile durch Einzahlungen in die Säule 3a
  4. Berücksichtigung des Anlagehorizonts: Bei langfristigen Anlagen wirken sich die laufenden Kosten stärker aus als einmalige Gebühren. Umgekehrt spielen bei kurzfristigen Anlagen die Ein- und Ausstiegskosten eine wichtigere Rolle. Passen Sie Ihre Auswahl entsprechend an Ihren Anlagehorizont an.
  5. Regelmässige Überprüfung der Kostenstruktur: Die Gebührenlandschaft für AMCs entwickelt sich ständig weiter. Was heute kosteneffizient erscheint, kann morgen bereits überholt sein. Eine regelmässige Überprüfung Ihrer bestehenden AMCs ist daher empfehlenswert.

Fazit

Die Gebühren- und Steuerstruktur von AMCs ist komplex, aber transparent gestaltbar. Für eine fundierte Anlageentscheidung sollten Sie alle Kostenkomponenten und steuerlichen Aspekte sorgfältig prüfen und im Verhältnis zu den erwarteten Renditen und Ihren individuellen Anlagezielen bewerten. Besonders im Vergleich zu passiven Anlageprodukten wie ETFs fallen die höheren Kosten von AMCs ins Gewicht, doch das aktive Management bietet die Chance auf Überrenditen und flexiblere Anpassungsmöglichkeiten.

Ihr persönliches Risikoprofil, Ihre Steueroptimierungsziele und Ihr Bedarf an individuellem Service sollten letztendlich bestimmen, ob sich die höheren Kosten von AMCs für Sie lohnen.

Quellenangaben