Wie wird man Finanzberater in der Schweiz?

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Fasziniert Sie die Welt der Finanzen und möchten Sie anderen Menschen helfen, ihre finanziellen Ziele zu erreichen? Der Beruf des Finanzberaters in der Schweiz bietet spannende Möglichkeiten, erfordert aber auch fundiertes Wissen und kontinuierliche Weiterbildung. 

Hier erfahren Sie, welche Schritte Sie unternehmen müssen, um Finanzberater in der Schweiz zu werden, welche Qualifikationen Sie benötigen und welche Perspektiven sich Ihnen bieten.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Die Ausbildung zum Finanzberater in der Schweiz setzt eine kaufmännische Grundausbildung und mehrjährige Berufserfahrung im Finanzbereich voraus.
  • Anerkannte Abschlüsse wie „Finanzplaner mit eidgenössischem Fachausweis“ sind zentral für den Berufseinstieg und die weitere Karriere.
  • Kontinuierliche Weiterbildung und Spezialisierung sind unabdingbar, um in diesem dynamischen Berufsfeld erfolgreich zu sein.
  • Die gesetzlichen Rahmenbedingungen, insbesondere das Finanzdienstleistungsgesetz (FIDLEG) und das Finanzinstitutsgesetz (FINIG), prägen die Tätigkeit der Finanzberater massgeblich.
  • Finanzberater können sowohl im Angestelltenverhältnis als auch selbständig tätig sein, wobei beide Modelle ihre Vor- und Nachteile haben.

Voraussetzungen und Grundqualifikationen

Um als Finanzberater in der Schweiz tätig zu werden, benötigen Sie eine solide Grundlage. Die berufliche Grundbildung bildet dabei das Fundament. 

Typischerweise wird eine kaufmännische Ausbildung mit Schwerpunkt Bank oder eine vergleichbare Qualifikation vorausgesetzt. Alternativ kann auch ein Studium der Wirtschaftswissenschaften den Einstieg in die Finanzberatung ermöglichen.

Neben der formalen Bildung spielt die Berufserfahrung eine entscheidende Rolle. In der Regel werden 2-5 Jahre praktische Erfahrung im Finanzdienstleistungssektor erwartet. Diese Zeit ist wertvoll, um ein tiefes Verständnis für Finanzprodukte, Marktdynamiken und Kundenbeziehungen zu entwickeln.

Nicht zu unterschätzen sind die erforderlichen Soft Skills. Als Finanzberater sollten Sie über ausgezeichnete kommunikative Fähigkeiten verfügen, um komplexe Finanzthemen verständlich zu erklären. Analytisches Denken, Integrität und die Fähigkeit, vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen, sind ebenso wichtig. Zudem sind Belastbarkeit und Bereitschaft zum lebenslangen Lernen unerlässlich, um in diesem dynamischen Berufsfeld erfolgreich zu sein.

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Ausbildung

Ausbildungswege in der Schweiz

In der Schweiz gibt es verschiedene Wege, um sich zum Finanzberater ausbilden zu lassen. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Interessengemeinschaft Ausbildung im Finanzbereich (IAF). Sie bietet ein breites Spektrum an anerkannten Kursen und Seminaren an, die auf die Bedürfnisse der Finanzbranche zugeschnitten sind.

Ein gängiger Weg ist der Abschluss als „Finanzplaner mit eidgenössischem Fachausweis“. Dieser Titel wird nach dem Bestehen einer staatlichen Prüfung verliehen und gilt als solide Basis für eine Karriere in der Finanzberatung. Darüber hinaus gibt es Möglichkeiten zur Spezialisierung, etwa zum „Zertifizierten Vermögensberater IAF“ oder zum „Dipl. Finanzberater IAF“.

Für diejenigen, die eine noch umfassendere Ausbildung anstreben, bieten sich höhere Fachprüfungen (HFP) an. Diese führen zu Titeln wie „Dipl. Finanz- und Anlageexperte“ oder „Dipl. Finanzanalytiker und Vermögensverwalter“.

Wichtig zu beachten ist, dass alle diese Ausbildungswege den gesetzlichen Anforderungen entsprechen müssen. Die Zertifizierungen stehen im Einklang mit dem Finanzdienstleistungsgesetz (FIDLEG) und dem Finanzinstitutsgesetz (FINIG), was die Qualität und Relevanz der Ausbildung sicherstellt.

Prüfungen und Zertifizierungen

Der Weg zum Finanzberater führt in der Schweiz über staatlich anerkannte Prüfungen. Diese Prüfungen stellen sicher, dass die angehenden Beraterinnen und Berater über die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen, um ihre Kundinnen und Kunden professionell zu betreuen.

Die Organisation dieser Prüfungen liegt häufig in den Händen von Berufsverbänden, Bildungsinstitutionen und anderen anerkannten Institutionen. Ein wichtiger Akteur ist die Interessengemeinschaft Ausbildung im Finanzbereich (IAF), die eng mit der Branche zusammenarbeitet, um praxisnahe und relevante Prüfungen zu gewährleisten.

Interessanterweise gibt es in der Schweiz auch die Möglichkeit, Prüfungen privat abzulegen. Dies kann für Quereinsteiger oder Personen mit umfangreicher praktischer Erfahrung eine attraktive Option sein. Wichtig ist jedoch, dass die privaten Prüfungen den gleichen hohen Standards entsprechen wie die offiziellen Prüfungen.

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Abschluss

Abschlüsse und Titel

In der Schweizer Finanzberatungsbranche gibt es verschiedene anerkannte Abschlüsse und Titel, die den Weg zu einer erfolgreichen Karriere ebnen können.

  • Ein solider Einstieg in die Branche ist der Titel „Zertifizierter Vermögensberater IAF„. Er vermittelt Grundkenntnisse in der Vermögensverwaltung und Anlageberatung und wird von vielen Arbeitgebern geschätzt.
  • Einen Schritt weiter geht der Titel „Diplomierter Finanzberater IAF„. Er bescheinigt umfassende Kenntnisse in allen Bereichen der Finanzberatung und qualifiziert für anspruchsvolle Positionen in Banken, Versicherungen und unabhängigen Beratungsunternehmen.
  • Ein besonders angesehener Abschluss ist der „Finanzplaner mit eidgenössischem Fachausweis„. Er wird nach einer anspruchsvollen eidgenössischen Prüfung verliehen und bescheinigt vertiefte Kenntnisse in Finanzplanung, Vorsorge und Vermögensverwaltung.
  • Daneben gibt es weitere einschlägige Abschlüsse, die eine Spezialisierung ermöglichen. Dazu gehören beispielsweise der „diplomierte Finanz- und Anlageexperte“ oder der „diplomierte Bankwirtschafter HF„. 
  • Für international ausgerichtete Beraterinnen und Berater kann auch das Zertifikat „Certified International Wealth Manager“ (CIWM) interessant sein.

Die Wahl des richtigen Diploms hängt von Ihren persönlichen Karrierezielen und Interessen ab. 

Rechtliche Rahmenbedingungen

Die rechtlichen Rahmenbedingungen für Finanzberater in der Schweiz werden massgeblich durch das Finanzdienstleistungsgesetz (FIDLEG) und das Finanzinstitutsgesetz (FINIG) geprägt. Diese Gesetze sollen den Anlegerschutz stärken und die Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes Schweiz sichern.

Das FIDLEG legt Verhaltensregeln für Finanzdienstleister fest. Es definiert Anforderungen an die Aus- und Weiterbildung der Beraterinnen und Berater und verpflichtet sie, ihre Kunden transparent über Risiken und Kosten von Finanzprodukten zu informieren. Zudem müssen die Berater die Angemessenheit und Eignung der Anlagen für ihre Kundinnen und Kunden prüfen.

Das FINIG regelt die Bewilligung und Aufsicht von Finanzinstituten. Es definiert verschiedene Kategorien von Finanzdienstleistern und legt entsprechende Anforderungen fest.

Diese Gesetze haben weitreichende Auswirkungen auf die Tätigkeit der Finanzberater und verlangen eine kontinuierliche Weiterbildung und die Einhaltung strenger ethischer Standards. Berater müssen ihre Prozesse und Dokumentationen anpassen, um die Compliance-Anforderungen zu erfüllen.

Obwohl diese Regulierungen auf den ersten Blick als Herausforderung erscheinen, bieten sie auch Chancen. Sie fördern die Professionalisierung der Branche und stärken das Vertrauen der Kunden in die Finanzberatung. Für gut ausgebildete und ethisch handelnde Berater können sie sogar einen Wettbewerbsvorteil darstellen.

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Berufsformen und Verdienst

Als Finanzberater in der Schweiz haben Sie die Wahl zwischen einem Angestelltenverhältnis und der Selbständigkeit. Beide Modelle haben ihre Vor- und Nachteile.

  • Angestellte Finanzberater haben ein festes Grundgehalt, Sozialleistungen und oft auch Weiterbildungsmöglichkeiten. Sie profitieren von der Infrastruktur und dem Kundenstamm ihres Arbeitgebers. Allerdings sind sie an die Richtlinien und Produkte des Unternehmens gebunden.
  • Selbständige Finanzberater haben mehr Freiheiten bei der Wahl ihrer Produkte und Dienstleistungen. Sie können flexibler arbeiten und haben die Chance auf ein höheres Einkommen. Allerdings tragen sie auch das unternehmerische Risiko und müssen sich selbst um Kundenakquise, Verwaltung und Weiterbildung kümmern.

Die Verdienstmöglichkeiten variieren je nach Erfahrung, Qualifikation und Art der Tätigkeit. Hier ein grober Überblick:

PositionJahresgehalt (CHF)
Einsteiger60’000 – 80’000
Erfahrener Berater80’000 – 120’000
Senior Berater / Teamleiter120’000 – 180’000
Selbstständiger Berater80’000 – 250’000+

Die beruflichen Perspektiven sind vielfältig. Mit zunehmender Erfahrung und Spezialisierung können Sie in Führungspositionen aufsteigen oder sich auf bestimmte Kundengruppen oder Anlagestrategien spezialisieren.

Aktuelle Herausforderungen und Zukunftstrends

Die Finanzberatungsbranche befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel, der stark durch den Einfluss der FinTech-Industrie geprägt ist. Robo Advisor und KI-basierte Analysetools verändern die Art und Weise, wie Finanzberatung erbracht wird. Diese Entwicklung stellt Berater vor die Herausforderung, ihre Dienstleistungen anzupassen und einen Mehrwert zu bieten, der über automatisierte Lösungen hinausgeht.

Um in diesem Umfeld erfolgreich zu sein, müssen Finanzberater zunehmend digitale Kompetenzen entwickeln. Dazu gehören der sichere Umgang mit Finanzsoftware, die Fähigkeit, Big Data zu interpretieren, und ein grundlegendes Verständnis von Blockchain-Technologie und Kryptowährungen. Gleichzeitig bleibt die menschliche Komponente – Empathie, Vertrauensaufbau und komplexe Problemlösungen – ein entscheidender Vorteil gegenüber rein digitalen Lösungen.

Zukünftige Entwicklungen in der Finanzberatung werden voraussichtlich eine hybride Form aus menschlicher Expertise und technologischer Unterstützung sein. Personalisierte, datenbasierte Beratung wird an Bedeutung gewinnen. Auch Themen wie nachhaltiges Investieren und die Integration von ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) in Anlagestrategien werden immer wichtiger.

Für Finanzberater bedeutet dies, dass lebenslanges Lernen und die Fähigkeit, sich an neue Technologien und Markttrends anzupassen, unerlässlich sind.

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Tipps Berufseinstieg

Praktische Tipps für den Berufseinstieg

Hier finden Sie einige praktische Tipps, die Ihnen den Einstieg in die Branche erleichtern können:

  1. Networking ist in der Finanzbranche von unschätzbarem Wert. Nutzen Sie Branchenveranstaltungen, Fachkonferenzen und Online-Plattformen wie LinkedIn, um Kontakte zu knüpfen. Werden Sie Mitglied in relevanten Berufsverbänden wie der Swiss Financial Analysts Association (SFAA) oder dem Schweizerischen Verband für Strukturierte Produkte (SVSP). Diese bieten oft wertvolle Networking-Möglichkeiten und Zugang zu aktuellen Brancheninformationen.
  2. Praktika und Traineeprogramme sind ausgezeichnete Sprungbretter in die Finanzberatung. Sie bieten praktische Einblicke in den Berufsalltag und die Möglichkeit, erste Kontakte zu potenziellen Arbeitgebern zu knüpfen. Viele Schweizer Banken und Finanzdienstleister bieten strukturierte Programme für Hochschulabsolventen an. Nutzen Sie diese Chance, um Ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und wertvolle Erfahrungen zu sammeln.
  3. Die Bedeutung von Weiterbildung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die Finanzwelt ist einem ständigen Wandel unterworfen, sei es durch neue Regulierungen, Marktentwicklungen oder technologische Innovationen. Bleiben Sie am Ball, indem Sie regelmäßig Fachseminare besuchen, Fachliteratur lesen und sich über aktuelle Trends informieren. Viele Arbeitgeber unterstützen die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter aktiv – nutzen Sie diese Möglichkeiten.
  4. Denken Sie auch über eine Spezialisierung nach. Ob nachhaltiges Investment, Altersvorsorge oder digitale Vermögensverwaltung – eine Nische kann Ihnen helfen, sich von der Konkurrenz abzuheben und sich als Experte zu etablieren.
  5. Letztlich ist Durchhaltevermögen gefragt. Der Weg zum erfolgreichen Finanzberater verläuft nicht immer geradlinig. Bleiben Sie hartnäckig, lernen Sie aus Rückschlägen und bleiben Sie Ihren Zielen treu. Mit der richtigen Einstellung und kontinuierlichem Engagement können Sie sich eine erfüllende Karriere in der Finanzberatung aufbauen.

Quellenangaben