Actively Managed Certificates, kurz AMCs, präsentieren sich als eine spannende Innovation, welche Flexibilität und Effizienz vereint. Im Vergleich zu Investmentfonds können Portfolios wesentlich flexibler und kostengünstiger zusammengestellt werden. AMCs sind zwar auf dem Markt für strukturierte Produkte nicht neu. Allerdings sind die aktiven Zertifikate inzwischen einem breiteren Anlegerkreis zugänglich geworden.
FinTechs ermöglichen heute Lancierungen von AMCs, die damit nicht mehr vorrangig Banken vorbehalten sind. Innovative Vermögensverwalter sorgen dafür, dass private Anleger bereits mit einem Vermögen ab 50’000 CHF Zugang zu lukrativen Kapitalanlagen erhalten.
Contents
- 1 Das Wichtigste in Kürze
- 2 Was ist ein Actively Managed Certificate (AMC)?
- 3 Actively Managed Certificate: Emissionsprozess und Funktionsweise
- 4 Von diesen Vorteilen profitieren Investoren
- 5 Sicherheit und Risiken: Regulatorik und Unterschiede zu Fonds
- 6 AMCs: Weiterentwicklung von Technologie und Zugänglichkeit treffen auf steigende Nachfrage
- 7 Zielgruppen für Actively Managed Certificates (AMCs)
- 8 Fazit
Das Wichtigste in Kürze
- AMCs zählen zum Bereich der strukturierten Produkte
- Das Portfolio wird aktiv gemanagt
- Grosse Palette von möglichen zugrunde liegenden Vermögenswerten
- Die Zertifikate können kostengünstig aufgelegt und gemanagt werden
- AMCs sind Schuldverschreibungen an den Emittenten – kein Sondervermögen
- Digitalisierung macht Actively Managed Certificates breiten Anlegerkreisen zugänglich
Was ist ein Actively Managed Certificate (AMC)?
AMCs zählen zum Bereich der strukturierten Produkte und verfolgen eine aktive Anlagestrategie. Das bedeutet, dass die zugrunde liegenden Vermögenswerte laufend dem Marktgeschehen angepasst werden. Bei passiven Anlagestrategien hingegen wird die einmal gewählte Zusammenstellung des Portfolios nicht mehr verändert. Beispielsweise wird eine gewählte Aktienquote von 70 Prozent unabhängig vom Börsengeschehen konsequent beibehalten – es erfolgt also kein aktives Management.
Anleger investieren bei den aktiven Zertifikaten in eine breite Palette an Vermögenswerten, beispielsweise:
- Aktien
- Anleihen
- Rohstoffe
- Immobilien
- digitale Währungen
- Sammlerobjekte
Die Wertentwicklung folgt den zugrunde liegenden Vermögenswerten. Ein Investmentmanager wählt die Vermögenswerte nach festgelegten Regeln aus und passt sie dynamisch den Marktentwicklungen an.
Je nach Ausrichtung und Anlagestrategie werden die aktiv verwalteten Zertifikate auch unter folgenden Bezeichnungen angeboten:
- Exchange Traded Note (ETN)
- Dynamic Equity Notes
- Exchange Traded Instruments
- Strategy Notes
- Strategy Index Certificates
- Actively Managed Trackers
Schuldverschreibungen – börsengehandelt oder ausserbörslich
Emittenten der aktiv verwalteten Zertifikate sind neben Banken auch Wertpapierhändler sowie andere Zweckgesellschaften (Special Purpose Vehicles, kurz SPVs). Die Herausgeber geben diese somit als eigene Schuldverschreibungen heraus. Dies kann bilanzwirksam sowie ausserbilanziell erfolgen.
Da die Zertifikate mit einer ISIN-Nummer versehen werden, handelt es sich um übertragbare Wertpapiere und sie können dadurch bei verschiedenen Banken in den entsprechenden Kundendepots verwahrt werden. Teilweise werden AMCs an der Börse gehandelt; zum Teil werden sie auch privat platziert.
Lesetipp: Gebühren beim Investieren
Actively Managed Certificate: Emissionsprozess und Funktionsweise
Um die Funktion von AMCs zu verstehen, nachstehend die einzelnen Abläufe in chronologischer Reihenfolge:
- Initialisierung: Emittent skizziert mit Vermögensverwaltern die Vermögenswerte, aus denen sich das AMC zusammensetzen soll.
- Leitfaden: Der Herausgeber erstellt einen Leitfaden, nach dem das Zertifikat gemanagt werden soll.
- Pricing: In Abhängigkeit vom Volumen und der Strategie wird das Pricing festgelegt (Managementgebühr).
- ISIN: Eine Wertpapierkennnummer sowie gegebenenfalls die Notierung an Börsen werden beantragt. Nach dem Bewilligungsprozess sind die Schuldtitel anerkannt und übertragbar.
- Aktives Management: Gemäss der festgelegten Strategie wird das Portfolio von professionellen Portfoliomanagern überwacht und nach der Entwicklung der Finanzmärkte rebalanciert oder optimiert.
- Liquidität: AMCs werden entweder an der Börse gehandelt oder an den Emittenten zurückgegeben.
- Auszahlungen: In Abhängigkeit zu den Erträgen der zugrunde liegenden Vermögenswerte und den getroffenen Vereinbarungen werden Erträge laufend ausgezahlt.
Von diesen Vorteilen profitieren Investoren
Insbesondere im Vergleich zu klassischen Investmentfonds bieten Actively Managed Certificates folgende Vorteile:
- Flexibilität: Die aktiven Zertifikate können bei Bedarf rasch angepasst oder umstrukturiert werden.
- Breite Palette von Kapitalanlagen: Der Anlagehorizont geht über klassische Anlagen hinaus. So sind auch alternative oder nicht bankfähige Anlagen wie Kunstobjekte vorstellbar.
- Aktives Anlagemanagement: In herausfordernden Marktumgebungen zahlt sich ein professionelles, aktives Anlagemanagement besonders aus.
- Kosteneffizienz: Da die Emission und die Verwaltung eines AMC heute vergleichsweise günstig zu realisieren sind, erhalten breite Anlegerkreise eine professionelle Vermögensverwaltung zu überschaubaren Kosten.
Erweiterung des Anlagehorizonts – Investitionen in alternative Vermögenswerte
AMCs erlauben Banken und anderen Emittenten eine hohe Flexibilität bei der Aufnahme von Vermögenswerten. Sie gehen damit deutlich über die Nachbildung von Fonds oder Indizes hinaus.
Neben Aktien und Anleihen werden ebenso alternative Anlagen wie Immobilien, Kunstobjekte oder Kryptowährungen in die Zertifikate aufgenommen. Dadurch werden zum einen Anlageziele von Anlegern sehr spezifisch abgebildet. Gleichzeitig können sich bietende Marktchancen umgehend genutzt werden.
Lesetipp: Private Equity: Eine gute Anlage für Privatanleger?
Sicherheit und Risiken: Regulatorik und Unterschiede zu Fonds
Vermögensverwalter mit lukrativen Investitionsideen warten nicht auf den langwierigen Prozess der Auflegung eines Fonds. Sie legen für ihre Anleger einen AMC auf. Dabei stellt sich insbesondere die Abgrenzungsfrage zwischen strukturiertem Produkt und kollektiver Kapitalanlage.
Wichtig: Ein Actively Managed Certificate ist keine kollektive Kapitalanlage nach dem Kollektivanlagengesetz.
Es steht im Gegensatz zum Fonds kein separates Haftungssubstrat zur Verfügung. Vielmehr ist das Kapital aus Sicht des Emittenten Fremdkapital. Es besteht also kein besonders geschütztes Fondsvermögen. Rechtlich ist ein AMC eine Schuldverschreibung des Emittenten. Investoren sollten daher besonders Augenmerk auf die Vertrauenswürdigkeit des Emittenten legen.
Nach den Richtlinien der Schweizer Börse SIX sowie der Schweizerischen Bankiersvereinigung (SBVg) handelt es sich bei AMCs um Finanzprodukte, deren Basiswerte sich auf einen diskretionär (Portfoliomanager trifft aufgrund seiner Fachkenntnisse und Erfahrungen Anlageentscheidungen) verwalteten Korb beziehen. Auch der indirekte Bezug wird in diesem Kontext beschrieben. Das bedeutet, der Basiswert bezieht sich auf einen Index.
FINMA erwartet hohe Transparenz
Die Aufsichtsbehörde FINMA (Eidgenössische Finanzmarktaufsicht) hat den AMCs erhöhte Sorgfaltspflichten auferlegt. So muss das Risikomanagement unabhängig von den ertragsorientierten Tätigkeiten organisiert sein. Dadurch sollen Emittenten die mit AMCs verbundenen Risiken angemessen mitigieren. Ferner bildet generell die Kostentransparenz von strukturierten Produkten für die FINMA eine ausserordentliche Rolle. So hat die Aufsicht auch bei AMC hohe Ansprüche an die Transparenz. Bei den geldwäschereirechtlichen Pflichten wird ausserdem unterschieden, ob es sich um einen Finanzintermediär handelt und ob dieser im Ausland ansässig ist.
AMCs: Weiterentwicklung von Technologie und Zugänglichkeit treffen auf steigende Nachfrage
Aktiv verwaltete Zertifikate (AMCs) sind in den vergangenen Jahren zu einem immer bedeutenderen Instrument für Anleger geworden, die nach neuen Möglichkeiten suchen, ihr Portfolio zu diversifizieren und potenzielle Renditen zu steigern. Mit der Weiterentwicklung der Technologie und der zunehmenden Zugänglichkeit dieser Investment-Tools treffen sie auf eine steigende Nachfrage.
FinTechs haben die Emission sowie das Management digitalisiert. Dies ermöglicht Emittenten einen automatisierten und standardisierten Workflow. Das Ergebnis ist eine höhere Effizienz, Senkung der Betriebskosten sowie die Beschleunigung der Abläufe. Das macht das Angebot für Anbieter skalierbar.
Die Weiterentwicklung der Technologie hat die Funktionsweise und Zugänglichkeit von AMCs erheblich verändert. Über Online-Plattformen greifen Anleger heute auf Echtzeitinformationen über ihre Investments zu, führen Transaktionen durch und verwalten problemlos und flexibel ihre AMC-Portfolios.
Anlagethemen folgen kurzfristig wirtschaftlichen Veränderungen
Veränderungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen führen, wie bei anderen strukturierten Produkten, zu Anpassungen der Portfolios. Bei AMCs lassen sich diese Neuausrichtungen allerdings schneller und flexibler umsetzen.
Aktuell stechen folgende Anlagethemen hervor:
- Technologie und Innovation: Dies umfasst Bereiche wie künstliche Intelligenz, Cloud-Computing oder FinTech. Die ständige Entwicklung neuer Technologien und deren Einfluss auf verschiedene Branchen machen diese Thematik attraktiv.
- Nachhaltige und ESG-orientierte Investitionen: Mit einem wachsenden Bewusstsein für Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte (ESG) zeigen AMCs, die auf nachhaltige Unternehmen oder Branchen setzen, eine steigende Nachfrage. Investoren suchen vermehrt nach Möglichkeiten, positive soziale und ökologische Auswirkungen durch ihre Anlagen zu erzielen.
- Gesundheitswesen und Biotechnologie: Der Gesundheitssektor bleibt ein Schlüsselthema, insbesondere im Bereich der Biotechnologie. AMCs, die in Unternehmen investieren, welche innovative Lösungen im Gesundheitswesen entwickeln, können von Entwicklungen wie neuen Medikamenten, Therapieansätzen und medizinischen Technologien profitieren.
- Alternative Energien und Klimaschutz: Mit dem wachsenden Druck auf Unternehmen, umweltfreundliche Praktiken zu übernehmen, gewinnen AMCs, die in den Bereich erneuerbare Energien und Klimaschutz investieren, an Bedeutung. Dies umfasst Unternehmen in den Bereichen Solarenergie, Windenergie, Elektromobilität und nachhaltige Infrastruktur.
Zielgruppen für Actively Managed Certificates (AMCs)
Die Eignung von AMCs für bestimmte Zielgruppen ist stark von den individuellen Finanzzielen, der Risikobereitschaft und der persönlichen Anlagestrategie abhängig. Anleger sollten ihre persönlichen Anforderungen sorgfältig prüfen und gegebenenfalls professionelle Beratung in Anspruch nehmen, um sicherzustellen, dass AMCs zu ihrer finanziellen Situation passen.
- Anleger mit Fokus auf Renditeoptimierung: AMCs bieten Anlegern, die nach lukrativen Renditen suchen, eine attraktive Option. Mit dem aktiven Management des Portfolios durch erfahrene Anlagespezialisten sowie den günstigen Kosten werden Marktchancen genutzt und können positive Renditeergebnisse erzielt werden.
- Anleger mit spezifischen Anlagepräferenzen: AMCs decken eine breite Palette von Anlageklassen und Themen ab. Daher sind sie für Anleger mit spezifischen Präferenzen, sei es im Bereich der Technologie, erneuerbaren Energien, Gesundheitswesen, ESG sowie alternativen Anlagen attraktiv.
- Anleger, die Risiken aktiv steuern möchten: Die aktive Verwaltung ermöglicht es, auf Marktschwankungen zu reagieren und Risiken zu steuern. Dies macht AMCs interessant für Anleger, die eine aktivere Risikokontrolle in ihrem Portfolio wünschen.
- Anleger, die nach Diversifikation streben: Durch die Möglichkeit, in verschiedene Anlageklassen und Themen zu investieren, bieten AMCs eine breite Diversifikation. Dies ist für Anleger attraktiv, die ihre Portfolios breit aufstellen möchten, um das Risiko zu minimieren.
Neben diesen Punkten sollten Anleger bei ihrer Anlageentscheidung auch das im Vergleich zu Investmentfonds bestehende Kontrahentenrisiko berücksichtigen.
Lesetipp: Steuern sparen in der Schweiz – Investitionen optimal gestalten
Fazit
Actively Managed Certificates (AMCs) sind eine innovative Form der Geldanlage, die Flexibilität und Effizienz vereint. Im Vergleich zu Investmentfonds ermöglichen AMCs eine flexiblere und kostengünstigere Zusammenstellung von Portfolios. Bei den zugrunde liegenden Vermögenswerten kann auf eine breite Palette, einschliesslich alternativer Anlagen, zurückgegriffen werden. Das Portfolio wird aktiv gemanagt und passt sich somit kontinuierlich den Marktentwicklungen an.
Durch die Digitalisierung sind AMCs heute kostengünstig einem breiteren Anlegerkreis zugänglich geworden. AMCs eignen sich für Anleger, die nach Renditeoptimierung, spezifischen Anlagepräferenzen, aktiver Risikosteuerung oder Diversifikation streben.
Anleger müssen jedoch wissen, dass es sich bei den Zertifikaten um Schuldverschreibungen an den Emittenten handelt und somit ein Kontrahentenrisiko besteht. Die Vertrauenswürdigkeit des Emittenten ist daher existenziell. Ferner kann je nach Strategie und Volumen die Liquidität eingeschränkt sein, insbesondere bei nicht börsengehandelten AMCs. Auf den rasanten technischen Wandel und die sich rasch verändernden Marktbedingungen kann mit AMCs im Vergleich zu Fonds schneller reagiert werden. Diese beiden Faktoren dürften auch zukünftig Actively Managed Certificates für Investoren zum spannenden Anlageinstrument machen.
Quellenangaben
- [1] fuw.ch
- [2] juliusbaer.com
- [3] ispgroup.com
- [4] vestr.com
- [5] imaps-capital.com
- [6] friends-of-funds.ch
- [7] vontobel.com
- [8] theiaengine.com
- [9] bdo.ch