Die Welt der Finanzen ist komplex und nicht für jeden sofort zu verstehen. Private Banking ist ein Begriff, den man im Zusammenhang mit Finanzen immer häufiger hört – aber was genau ist Private Banking?
Private Banking ist die optimale Lösung für Kunden, die Wert auf eine individuelle Beratung und Verwaltung ihres Vermögens legen. Die Dienstleistungen im Bereich Private Banking reichen von der Vermögensplanung bis hin zur Suche nach geeigneten Anlageobjekten. Auch Nachlassplanung und Erbschaftsangelegenheiten werden vom Private Banking Team übernommen.
Private Banking ist jedoch nicht für jeden geeignet – es gibt bestimmte Mindestvoraussetzungen, die erfüllt sein müssen, bevor man in den Genuss dieser Dienstleistungen kommen kann. Die Digitalisierung und neue Anbieter machen Private Banking jedoch auch in der Schweiz für einen deutlich breiteren Kundenkreis zugänglich.
In diesem Beitrag erfahren Sie, was Private Banking bedeutet, für wen sich die Angebote eignen und was Sie bei der Auswahl der Anbieter beachten sollten.
Contents
- 1 Das Wichtigste im Überblick
- 2 Private Banking: Definition & Bedeutung
- 3 Individuelle Beratung: der Ablauf beim Private Banking
- 4 Private Banking: Dienstleistungen auf hohem Niveau
- 5 Wer hat Zugang zum Private Banking?
- 6 Worauf Sie bei Private Banking Anbieter achten sollten
- 7 Welche Alternative gibt es zum Private Banking?
- 8 Häufige Fragen (FAQ)
Das Wichtigste im Überblick
- Private Banking bedeutet eine individuelle Betreuung privater Vermögen.
- Die Vermögensverwaltung sowie die Anlageberatung zählen zu den Kerndienstleistungen des Private Bankings.
- Das Wertpapiermanagement wie der effiziente Handel mit Aktien zählt zu den wichtigsten Anlageformen. Aber auch die Anlagemöglichkeiten in Immobilien, geschlossenen Fonds und im Bereich Private Equity werden im Private Banking berücksichtigt.
- Innovative Anbieter und die Digitalisierung machen heute Private Banking in der Schweiz für breite Kreise zugänglich.
- Private Banking kennzeichnet im Vergleich zum Retail Banking exklusive Produkte, individuelle Betreuung, Berücksichtigung der Wünsche des Kunden und langfristige Kundenbeziehungen.
- Preisgünstige Standardprodukte und Finanzinstrumente mit kurzfristigen Gewinnchancen sind im Private Banking ebenso wenig zu finden wie Angebote für das Zinshopping.
Private Banking: Definition & Bedeutung
Private Banking ist in der Schweiz, wie in anderen Ländern, eine Dienstleistung von Banken oder anderen Finanzdienstleistern, die sich auf die Bedürfnisse von High-Net-Worth-Individuals (HNWIs) konzentriert. Diese Dienstleistungen umfassen eine breite Palette von Finanzprodukten und -dienstleistungen, die auf die spezifischen Bedürfnisse dieser Kundensegmente zugeschnitten sind.
Private Banking Kunden erhalten in der Regel eine umfassendere Betreuung als im Retail Banking. Dies ist auf die spezifischen Bedürfnisse der Kunden zurückzuführen, die in der Regel komplexer sind als die von durchschnittlichen Bankkunden.
Anspruchsvolle Dienstleistungen und Anlageformen
Die Anbieter bieten eine Reihe von Dienstleistungen an, darunter Investitionsberatung, Vermögensverwaltung, Vermögensstrategie, Kredit- und Finanzierungslösungen, Steuerberatung, Nachlassplanung und andere spezifische Dienstleistungen.
Private Banking beinhaltet vorrangig die strategische Vermögensoptimierung und -planung. Dabei geht es um die bedarfsorientierte Analyse sowie Strukturierung des gesamten Vermögens. Weiterhin werden die individuelle operative Vermögensberatung und Vermögensverwaltung angeboten. Auch Beratungs- und Betreuungsleistungen, wie im Immobilienmanagement, fallen unter Private Banking. Bei Family Office erfolgt Private Banking für das Vermögen aller Personen eines Familienverbunds.
Die Zielgruppe: High-Net-Worth-Individuals (HNWIs)
Der Ausdruck High-Net-Worth-Individuals (HNWIs) bezieht sich auf Personen mit einem hohen Vermögen. In der Regel wird angenommen, dass HNWIs ein Vermögen von mehr als einer Million US-Dollar besitzen. HNWIs machen einen kleinen Anteil der Bevölkerung aus, aber sie haben einen grossen Anteil des Gesamtvermögens.
Dabei ist zu beachten, dass es keine starren Grenzen für die Definition der Zielgruppe gibt. Zu den Anforderungen beachten Sie daher auch unsere Ausführungen im Abschnitt „Wer hat Zugang zum Private Banking?“.
Private Wealth Management
Kunden, die bestimmte Untergrenzen beim Vermögen unterschreiten, werden dem Retail Banking zugeordnet. Bei Überschreitung von Obergrenzen sprechen internationale Privatbanken oder Investmentbanken vom Private Wealth Management. Dies ist ein Finanzdienstleistungssektor, der sich mit der Verwaltung des Vermögens von sogenannten High-Net-Worth-Individuals (HNWIs) befasst.
Anders als beim Private Banking, bezieht sich das Angebot an Leistungen auch auf die Beratung und Verwaltung von Vermögensanlagen, die ausserhalb der Finanzmärkte liegen. Dazu zählen unter anderem die Beratung beim Aufbau und der Verwaltung von Kunstsammlungen sowie der Erwerb von Antiquitäten.
Individuelle Beratung: der Ablauf beim Private Banking
Um die Qualität im Private Banking zu gewährleisten, folgt der Ablauf gewöhnlich folgenden Phasen:
- Zunächst definieren Sie als Kunde Ihre Bedürfnisse und Wünsche, damit das Private Banking Ihren Ansprüchen gerecht wird. Stichworte sind in dem Zusammenhang etwa Zukunftssicherung, Liquidität und Ruhestand. Ebenso kann das Generationenmanagement thematisiert werden, wo es um die Zielsetzungen hinsichtlich des Übergangs von Vermögen in die nächste Generation geht.
- Es folgt die Erarbeitung eines Konzepts, welches den Anlagezielen entspricht. Dem geht grundsätzlich eine fundierte Analyse voraus, in der beispielsweise Ihre Risikobereitschaft sowie Risikomöglichkeit festgestellt werden. Ein Liquiditätsmanagement berücksichtigt dabei die gewünschte und notwendige Liquidität – Ihr privater Finanzplan.
- In der folgenden Abwicklungsphase werden die Finanztransaktionen durchgeführt, die zur Zusammenstellung des festgelegten Portfolios erforderlich sind.
- Zuletzt wird das Portfolio laufend überprüft und bei Bedarf angepasst, damit es den aktuellen Marktbedingungen entspricht. Ein Controlling umfasst ebenso die Wertentwicklung der einzelnen Finanzprodukte.
Private Banking: Dienstleistungen auf hohem Niveau
Die Dienstleistungen umfassen in der Regel Massnahmen zur Vermögensplanung und Vermögensverwaltung. Wie bereits oben beim Ablauf beschrieben, steht dabei die Erarbeitung des individuellen Bedarfs im Vordergrund. Dazu zählen folgende, wesentliche Bereiche mit den entsprechenden Anlageformen:
Wertpapiermanagement
- Individuelle Portfolioberatung
- Aktien, Anleihen, Obligationen, Investmentfonds, ETFs und weitere Finanzinstrumente, einschliesslich Anlage und laufendes Controlling sowie Aktualisierung
Absicherungs- und Risikomanagement
- Vorsorgelösungen
- Risikoabsicherungen
- Sachversicherungen
Liquidität
- Konten & Einlagen
- (Kredit-) Karten
Immobilienmanagement
- Beratung bei Wohnimmobilien und Gewerbeobjekten
Finanzierungen
- kurzfristige, mittelfristige und langfristige Kredite
- Immobilienfinanzierungen
Beteiligungen
- Geschlossene Fonds
- Private Equity
Vermögens- und Nachfolgeplanung
- Testament
- Stiftungsgründung
Edelmetalle
- Gold als Stabilitätsanker
- Münzen
Wer hat Zugang zum Private Banking?
Die Vermögensverwaltung ist die umfassendste Dienstleistung in diesem Bereich. Der Privatkunde überlässt der Bank die Verwaltung seines Vermögens unter Einhaltung zuvor vereinbarter Grundsätze und Richtlinien. Ausserordentlich hohe Vermögen werden oft im eigenen sogenannten Family Office verwaltet. Alternativ bieten Multi Family Offices Vermögensverwaltungen für mehrere, wenige grosse Vermögen an. Family Offices stellen insofern ein spezielles Segment innerhalb des Private Bankings dar.
Der Ausdruck „vermögender Privatkunde“ ist nicht eindeutig definiert. Die Banken legen den Begriff gewöhnlich anhand des Vermögens fest, das sie für den Kunden verwalten. Oft beginnt der Zugang zum Private Banking erst bei Vermögen ab einer Million Franken. Einige Institute haben jedoch auch niedrigere Grenzen für die individuelle Betreuung. Hier beginnt der Private Banking Kunde oft bereits ab 100’000 Franken.
Die Notwendigkeit einer Mindestsumme ist dabei grundsätzlich nachvollziehbar. Im Vergleich zum Retail Banking entsteht insbesondere ein wesentlich höherer Aufwand durch:
- individuelle Beratung mit erhöhtem Personalaufwand
- notwendiges fachliches Know-how
- selbstständiges Ausführen der notwendigen Finanztransaktionen
- laufendes Vermögensmanagement (Controlling und Update)
Dieser Aufwand ist naturgemäss erst ab einem bestimmten Vermögen darstellbar. Auch für den Privatkunden würde bei einem zu geringen Vermögen der Kostenfaktor in keinem Verhältnis mehr zur Rendite stehen.
Innovative Anbieter ermöglichen Private Banking für breitere Kundenkreise
Als die Newcomer im Rating für Vermögensverwaltungen gelten die Anbieter, die digitale Anlagelösungen entwickeln. Dabei sollten Sie allerdings auf feine, aber grosse Unterschiede achten.
Während einige Robo Advisor bereits die automatisierte Geldanlage ab wenigen Tausend Franken anbieten, gehen qualifizierte Vermögensverwaltungen mit ihren Leistungen deutlich darüber hinaus. Letztere nutzen etwa das Know-how und die Anlagephilosophie von etablierten Family Offices. Dadurch wird das Private Banking mit dem Ziel digitalisiert, es für deutlich mehr Kunden zu öffnen. Das bedeutet: Die Einstiegshürde sinkt auf 30’000 Franken, statt bei einer halben oder sogar einer ganzen Million Franken. Das Angebot richtet sich somit an technologieaffine Kunden, mit dem Anspruch an ein qualifiziertes Private Banking.
Worauf Sie bei Private Banking Anbieter achten sollten
Bei der Auswahl eines Private Banking Anbieters ist es wichtig, dass Sie sich für einen Anbieter entscheiden, der Ihren Bedürfnissen und Ansprüchen gerecht wird. Hier sind einige Punkte, die Sie bei der Auswahl eines Private Banking Anbieters berücksichtigen sollten:
- Beratungsqualität – Expertise im Finanzmarkt: Private Banking ist eine Angelegenheit des Vertrauens. Auch wenn das Internet bei der Informationsbeschaffung immer wichtiger wird und auch Bankgeschäfte online erledigt werden, sollte insbesondere bei grösseren Geldbeträgen die Qualität der persönlichen Beratung die höchste Priorität haben. Achten Sie daher darauf, auf welches Know-how die Beratung beim Anbieter zurückgreift. Welche Expertise können die handelnden Personen in den Bereichen Vermögensverwaltung und Vermögensplanung vorweisen?
- Zugang zu ertragreichen Finanzprodukten, die gleichzeitig den Vermögenserhalt im Fokus haben: Im Private Banking geht es beim Thema Vermögensoptimierung vor allem um ein ausgewogenes Verhältnis von Ertrag und Sicherheit. Das Vermögen soll dabei inflationsbereinigt mindestens erhalten bleiben. Der Anbieter benötigt also neben einer fundierten Anlagestrategie ein umfassendes Research. Achten Sie in dem Zusammenhang auf bereits vorhandene Ratings oder Beurteilungen, ob der Anbieter diesem Anspruch in der Vergangenheit gerecht geworden ist.
- Sicherheit und Kontinuität: Als Private Banking Kunde es wichtig zu wissen, dass das eigene Vermögen in sicheren Händen ist. Daher ist es ratsam, sich vor der Entscheidung für einen Anbieter ausführlich über die Sicherheit zu informieren. Dazu zählt beispielsweise, dass die Transaktionen über gesicherte Zugangswege erfolgen.
- Individuelle und innovative Konzepte, die Ihre Wünsche berücksichtigen: Dabei müssen Digitalisierung und Individualität kein Widerspruch sein. Innovative Anbieter ermöglichen etwa innerhalb des Portfolios die Berücksichtigung gewünschter Anlagethemen wie Gesundheit oder Umweltschutz.
- Unabhängigkeit statt Produktverkauf: Die Produkte müssen ausschliesslich mit dem Fokus auf den Kunden ausgewählt werden und auf unabhängige Entscheidungskriterien beruhen. Falls ein Anbieter nur seine eigenen Fonds oder lediglich Standardprodukte offeriert, sollte man das kritisch hinterfragen. Prüfen Sie also anhand der angebotenen Finanzprodukte, ob der Anbieter diese bankenunabhängig zusammenstellt.
- Transparenz bei Anlageformen und Vermögensentwicklung: Was bei der Unabhängigkeit in Sachen Produktauswahl gilt, sollte auch für die laufende Berichterstattung über Ihre Vermögensentwicklung gelten: Transparenz. Achten Sie daher auf vorher fest definierte Berichte, aus denen Sie in regelmässigen Abständen die Entwicklung Ihres Vermögens beobachten können. Transparenz bedeutet in dem Zusammenhang ebenso die Informationen über durchgeführte Transaktionen.
- Vertrauen als Grundlage für eine langfristige Zusammenarbeit: Lassen Sie die Vorgehensweise gleich zu Anfang auf sich wirken. Haben Sie das Gefühl, von der nötigen Kompetenz umgeben zu sein? Vertrauen Sie den Anlagevorschlägen? Nur wenn sich ein Vertrauen einstellt, werden Sie die Dienstleistungen im Private Banking als willkommene Entlastung wahrnehmen.
Welche Alternative gibt es zum Private Banking?
Wer sich auf die Suche nach einer adäquaten Unterstützung in Sachen Vermögensplanung und Vermögensverwaltung macht, sollte sich zunächst über seine Bedürfnisse Gedanken machen. Dazu gehört insbesondere die Frage, ob es Ihnen um die reine Geldanlage geht oder weitere Themen wie Nachlass, Stiftung, Vorsorge und Steuern relevant sind.
Im nächsten Schritt gilt es, abhängig vom Umfang des Vermögens, die Möglichkeiten zu kennen. Die Entscheidung für Private Banking wird dabei immer eine persönliche bleiben. Wenn Sie beispielsweise selbst über fundierte Fachkenntnisse im Wertpapiergeschäft verfügen, werden Sie dieses auch in Zukunft möglicherweise selbst managen wollen.
Sollten Sie über ein geringeres Vermögen verfügen oder nur eine geringere Summe zwecks Optimierung durch Dritte managen lassen wollen, bietet der Markt der Robo Advisor inzwischen vielfältige Möglichkeiten. Die Einstiegshürden sind je nach Anbieter bereits mit etwa 2’000 Franken sehr gering. Dafür gibt es eine automatisierte Vermögensverwaltung mit Standardprodukten, bei der Sie Ihre gewünschte Risikobereitschaft hinterlegen können.
Häufige Fragen (FAQ)
Um welche zeitliche Form der Kundenbeziehung handelt es sich beim Private Banking?
Im Vergleich zum Retail Banking geht es beim Private Banking eine langfristige Kundenbeziehung. Die Beratung zielt auf langfristigen Vermögenserhalt. Im Retail Banking stehen die Produkte im Vordergrund, weswegen es hier häufiger zum Wechsel des Anbieters kommt (beispielsweise durch Zinsvergleiche beim Tagesgeld).
Wie sicher sind Privatbanken im Vergleich zu Grossbanken?
Grundsätzlich sind Anlagen bei Privatbanken in der Schweiz genauso sicher wie bei Grossbanken. Dabei greifen alle Banken in der Schweiz bei Beträgen bis zu 100’000 Franken auf die Einlagensicherung der esisuisse zurück. Depotwerte stehen ausserdem immer im Besitz des Kunden. Das bedeutet, diese würden bei einem Konkurs aus der Konkursmasse abgesondert und den Kunden sofort ausgezahlt.
Für wen ist Private Banking besonders gut geeignet?
Sofern die Mindestanlagesummen erreicht werden, eignet sich Private Banking für die meisten Kunden. Schliesslich verfügen die wenigsten über die Fachkenntnisse und die Erfahrung in der Finanzwelt, um kontinuierlich und zuverlässig an der Vermögensoptimierung zu arbeiten. Je weniger Know-how und Zeit zur Verfügung steht, desto mehr ist Private Banking die richtige Option.
Ist Private Banking kostspieliger als Retail Banking?
Als Gebühr in Prozent betrachtet, fallen beim Private Banking höhere Gebühren an. Letztlich muss der kostenintensive Service bezahlt werden. Das heisst allerdings nicht, dass die Nutzung des Private Bankings am Ende eine schlechtere Rendite bedeutet – die Regel ist das Gegenteil. Durch produkt- und bankenunabhängige Beratung, Planung und Entscheidung werden geeignetere Anlageformen zum einen gefunden und zum anderen laufend auf ihre Tauglichkeit überprüft.