In diesem Market Update blicken wir auf die globalen Finanzmärkte des Monats Juli zurück, zeigen wichtige Trends auf und geben einen Ausblick auf die kommenden Monate.
Wirtschaftliche Situation in den USA
Die Inflationsdaten für den Monat Juni zeigten sich erneut überraschend positiv mit einer jährlichen Teuerungsrate von 3%, wobei diese im Vormonat noch bei 4.1% lag. Dieses Bild zeigte sich auch bei der Kerninflation, wenn auch auf erhöhtem Niveau. Diese sank im Juni von 5.3% auf 4.8%. Die Entwicklung zeigt, dass das hohe Zinsniveau zumindest bei der Inflation seine Wirkung zu zeigen scheint. Die Frage bleibt jedoch weiterhin, wie lange es dauern wird, bis das Ziel von 2% erreicht wird.
Ein gegensätzliches Bild zeigt sich beim Arbeitsmarkt: Dieser präsentiert sich weiterhin überraschend robust, was die US-Notenbank nicht gerne sieht, da so ein Abkühlen der Konsumnachfrage gedämpft wird. Bestätigt wurde dies durch weiterhin leicht steigende Konsumausgaben für das zweite Quartal 2023.
Folglich hat die US-Notenbank auch wie erwartet, nach der Zinspause im Juni, die Zinsen nochmals um 0.25 Prozentpunkte angehoben. Bisher ist es noch unklar, ob in der September-Sitzung ein weiterer Zinsschritt folgt, da sich die US-Wirtschaft konstant robust zeigt und im Q2 2023 sogar ein Wachstum ausweisen konnte.
In den USA bleibt somit weiterhin alles offen: Eine Bekämpfung der Inflation ohne Abwürgen der Wirtschaft scheint nun tatsächlich ein erreichbares Ergebnis zu sein.
Wirtschaftliche Situation in Europa und der Schweiz
In der Eurozone sieht die Situation im Hinblick auf Inflation und Zinsen ähnlich aus: Sinkende Inflation bei gleichzeitig stagnierender Kernrate und eine Notenbank, die weiterhin die Zinsen um 0.25 Prozentpunkte angehoben hat. Im Gegensatz zu den USA zeigen sich die Auswirkungen der Zinserhöhungen in Europa jedoch deutlicher. So trübt sich das Geschäftsklima zunehmend ein und die Industrieproduktion nimmt weiter kontinuierlich ab. Da auch das Inflationsniveau noch auf höherem Niveau verharrt als in den USA, wird die Europäische Zentralbank wohl noch länger mit Zinserhöhungen gegen die Inflation ankämpfen müssen. Das Wirtschaftswachstum nimmt im zweiten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahr weiterhin ab.
In der Schweiz sank die Inflation im Juni auf 1.7 Prozent und stellt hier zu Lande somit kein Problem mehr da. Auch die Schweizer Wirtschaft musste dieses und letztes Jahr ein Rückgang des Wirtschaftswachstums in Kauf nehmen, jedoch ist diese nie geschrumpft, sondern scheint im Q1 2023 den Boden erreicht zu haben. Es wird sogar angenommen, dass für das Jahr 2023 ein Wachstum von 0.6% ausgewiesen werden kann. Diese Stärke und Stabilität der Schweizer Wirtschaft spiegelt sich in der unveränderten Stärke des Schweizer Franken wider, was zu Währungsverlusten bei USD und EUR führte.
Nasdaq Neugewichtung
Im Juli wurde eine ganz besondere Massnahme im Nasdaq 100 durchgeführt, welche es in diesem Index bisher so nur zwei Mal gab. Aufgrund des KI-Hypes zu Beginn des Jahres erzielten einige Technologiewerte erstaunliche Wertsteigerungen, was dazu führte, dass die Aktien von Apple, Microsoft, Alphabet, Amazon und Nvidia über 48% der Marktkapitalisierung im Nasdaq 100 ausmachten. Gemäss den Regeln für die Zusammensetzung des Nasdaq 100, wonach Emittenten mit einer Einzelgewichtung von mehr als 4.5% nicht mehr als 48% des gesamten Index ausmachen dürfen, wurde das Gewicht dieser Titel nun am 24. Juli reduziert. Vor dieser Massnahme war es noch unklar gewesen, was die genauen Auswirkungen auf die Finanzmärkte sein würden, da passiv-indexierte Produkte auf den Nasdaq 100 auch neu gewichtet werden mussten. Die effektiven Auswirkungen waren letzten Endes jedoch marginal.
Unser Kommentar
Während sich die USA in vielerlei Hinblick als robuste Wirtschaft gezeigt hat, so scheint Europa mehr Probleme mit dem erhöhten Zinsniveau zu haben. Der einstige Motor der europäischen Volkswirtschaft, Deutschland, schwächelte zuletzt stark und zeigte zwei Quartale mit negativem Wirtschaftswachstum. Somit bieten die USA und die Schweiz aktuell ein attraktiveres Umfeld für Kapitalanlagen, jedoch gilt es zu bedenken, dass die Bewertung des US-Aktienmarktes wieder sehr hoch ist. Wenn man nun erwartet, dass die hohen Zinsen im Laufe des Jahres ihre negative Wirkung auf die US-Wirtschaft noch entfalten werden, dann ist hier sicherlich mit einer signifikanten Korrektur zu rechnen. Somit gilt es weiterhin die Entwicklung zu verfolgen und die Ausrichtung der Anlageportfolios entsprechend anzupassen. Ausserdem können defensivere Sektoren wie Gesundheitswesen, Energie oder Versorger im Portfolio dafür sorgen, dass sich eine mögliche Korrektur nicht übermässig negativ auf das Portfolio auswirkt.