In diesem Market Update blicken wir auf die globalen Finanzmärkte des Monats August zurück, geben einen Ausblick auf die kommenden Monate und wie wir unsere Portfolios beim letzten Rebalancing angepasst haben.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Umfeld von sinkenden Inflationsraten und gestiegenen Zinsen führte zu einer wirtschaftlichen Verlangsamung.
- In den vergangenen Wochen hat sich die zuvor eher negative Stimmung jedoch aufgehellt.
- Konjunkturdaten bezüglich der künftigen Geldpolitik der USA deuten darauf hin, dass der Kampf gegen steigende Preise erfolgreich ist.
- Rezessionbefürchtungen haben sich gelegt und die Aussichten für den Herbst sind positiver.
- Sowohl Aktien- als auch Obligationenmärkte haben sich erholt, nachdem Zinserhöhungen in den letzten 18 Monaten zu einer Korrektur geführt haben. Die Leitzinsen erreichten ihren Höchststand.
Wirtschaftliche Lage
Die neusten Konjunkturdaten deuten auf ein mögliches Ende der Leitzinserhöhungen hin, was grundsätzlich für Optimismus bei Investoren sorgt. Zudem sind sowohl in den USA als auch in Europa mehrere Börsengänge in Vorbereitung, nachdem die Finanzmärkte vor einem halben Jahr noch durch den Niedergang der Silicon Valley Bank in grossen Turbulenzen waren. Der vielbeachtete Volatilitätsindex «VIX» ist auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren gefallen, was auf eine optimistischere Stimmung unter Aktienanlegern hinweist.
Der US-Arbeitsmarkt wächst weiterhin und mehr Menschen sind als je zuvor erwerbstätig, was die Haushaltseinkommen stützt und die Konsumausgaben steigen liess. Ebenso ist der europäische Arbeitsmarkt sehr robust und die Arbeitslosigkeit liegt auf einem historischen Tiefpunkt.
Die abnehmende Inflation bringt kurzfristige Herausforderungen mit sich, wird aber vermutlich keine «Gewinnrezession» auslösen. Davon spricht man, wenn in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen die Unternehmensgewinne unter dem Vorjahresniveau liegen. Weiter werden US-Unternehmen in der zweiten Jahreshälfte von einem schwachen US-Dollar profitieren, insbesondere multinationale Unternehmen mit hohen Fremdwährungsumsätzen, da der US-Dollar seit Ende 2022 um 7% abgewertet hat.
Was bedeutet das für die Anlageklassen Aktien und Obligationen?
Aktien
Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse liegen weltweit leicht und in den USA erheblich über dem langfristigen Durchschnitt. In der aktuellen Berichtssaison für das zweite Quartal 2023 liegt der Fokus insbesondere auf Big-Tech-Unternehmen wie z.B. Apple und Microsoft. Es wird sich zeigen, wie Unternehmen in einem anspruchsvollen Marktumfeld zurechtkommen und wie sie ihre Wertschöpfungsketten anpassen. Besonderes Augenmerk gilt den Unternehmensausblicken nicht nur für das zweite Halbjahr, sondern auch für 2024.
Die Aussichten für das dritte und vierte Quartal sind vielversprechend, insbesondere für US-Unternehmen mit internationalem Geschäft. Die Dollar-Schwäche im Vergleich zum Vorjahr wird ihre Einnahmen steigern, da rund 30% des Umsatzes (der S&P-500-Firmen) im Ausland erzielt werden. Der US-Dollar-Index liegt derzeit fast 7 Prozentpunkte niedriger als im Vorjahr. US-Unternehmen werden weiterhin einen festen Bestandteil der Everon-Portfolios bilden.
Obligationen
In den letzten Wochen reagierten die Obligationenmärkte stark auf Wirtschaftsdaten, insbesondere auf Arbeitsmarkt- und Inflationszahlen. Von diesen Zahlen hängt es unter anderem ab, wie viele Zinserhöhungen in den kommenden Monaten erwartet werden. Besonders Obligationen mit Laufzeiten von 2 bis 5 Jahren verzeichneten grosse Schwankungen. Zum Beispiel stiegen die Renditen von 2-jährigen US-Staatsanleihen Anfang Juli aufgrund starker Arbeitsmarktdaten auf 5.1%, sanken jedoch kurz darauf auf 4.6%, als die US-Inflationsdaten schwächer als erwartet ausfielen. Die Leitzinsen erreichten ihren Höchststand, was die langfristige Rendite von Obligationen attraktiv machen könnte.
Wie geht es weiter?
In den kommenden Wochen stehen zwei entscheidende Faktoren im Fokus.
Erstens: Wie weit werden die Zentralbanken ihren geldpolitischen Straffungszyklus vorantreiben? Zweitens: Wie haben Unternehmen auf das makroökonomische Umfeld reagiert, das von schwachem Wachstum und erhöhtem Preisdruck geprägt ist?
Weiter führte die Euphorie um das Thema Künstliche Intelligenz zu „FOMO“ (Fear Of Missing Out) bei Investoren, die sich unbedingt beteiligen möchten. In diesem Umfeld sind regelmässiges Rebalancing und aktives Risikomanagement besonders wichtig, nicht nur im Bereich KI, sondern generell.
Die globale Wachstumsschwäche wird voraussichtlich bis in den Herbst hinein anhalten, obwohl die US-Wirtschaft bisher widerstandsfähig war. Das Wachstum verlangsamt sich jedoch aufgrund schwachen Verbrauchs und geringerer Investitionen. Die Aussichten für das zweite Halbjahr 2023 sind gedämpft, aber die Wahrscheinlichkeit einer „sanften Landung“ (rückläufige, aber keine negative Wachstumsraten) steigt, wobei eine kontrollierte Verlangsamung und ein allmähliches Nachlassen des Drucks auf Nachfrage und Inflation erwartet werden.
Was heisst dies für Ihr Everon Portfolio?
Neben unserem Multifaktor-Investitionsansatz bieten wir weitere Strategielinien an, die unterschiedliche Charakteristiken haben. Die Everon Income Strategie fokussiert sich auf ausschüttungsstarke Titel, wie z.B. Aktien mit hohen Dividendenrenditen. Ein passiverer Ansatz, welcher den globalen Finanzmärkten folgt, bieten wir in der Everon Smart Global Markets Strategie an. So haben wir im August unsere Portfolien angepasst:
Multi Factor
Die Everon Multi Factor Strategie zeichnet sich im Aktienbereich durch direkte Investitionen aus. Hier haben wir im August-Rebalancing die Anzahl der Aktien auf rund 70 erhöht, um das Risiko weiter zu streuen. Sektormässig setzen wir auf solide Werte im Bereich von Industrials, Technologie, Pharma und nichtzyklischen Konsumgütern.
Income
Die Everon Income Strategie zeichnet sich durch erhöhte Ausschüttungen aus. Der Fokus liegt im Aktienbereich auf dividendenstarken Aktien. Auch hier haben wir im August-Rebalancing die Anzahl der Aktien erhöht (auf rund 20-25 in der Schweiz und je 15-20 in den USA und Europa). Sektormässig kommen hier vorwiegend Titel aus den Bereichen Industriegüter, Finanzindustrie, nichtzyklische Konsumgüter und Immobilien zum Zug.