In diesem Artikel möchten wir den wissenschaftlichen Hintergrund unserer Anlagestrategie beleuchten, um eines der wichtigsten Unterscheidungsmerkmale von Everon greifbarer zu machen. Wir gehen dafür zuerst auf die Entdeckungen einzelner Faktoren ein, um dann die konkrete Anwendungsmöglichkeit dieser Faktoren in einem Portfolio aufzuzeigen. Dies geschieht hauptsächlich im Bezug auf Aktien, jedoch können manche Faktoren auch auf andere Anlageklassen angewendet werden.
Im letzten Jahrhundert haben sich viele Wissenschaftler mit der Frage beschäftigt, durch welche Faktoren Aktienrenditen bestimmt werden. Eines der ersten und bekanntesten Modelle, das dies zu erklären versucht, ist das «Capital Asset Pricing Model» (CAPM), welches von Sharpe (1964), Lintner (1965) und Mossin (1966) entwickelt wurde. Sie argumentieren, dass die erwartete Überschussrendite einer Aktie nur durch ihr (systemisches) Marktrisiko bestimmt wird. Bis heute ist das Modell aufgrund seiner Einfachheit bei der Bestimmung der Eigenkapitalkosten beliebt. Empirische Belege zeigen jedoch, dass das Modell zu einfach ist, um die erwarteten Aktienrenditen erklären zu können (Fama und French (2004)). Später kamen Forscher mit zusätzlichen Erklärungen dafür, welche Faktoren die Aktienrenditen beeinflussen.
Ross (1976) schlägt das „Arbitrage Pricing Model“ vor, welches besagt, dass die erwarteten Renditen von Finanzanlagen eine Funktion mehrerer Faktoren und der damit verbundenen Risikoprämien sind. Allerdings identifiziert er diese Faktoren nicht in einem wirtschaftlichen Sinne. Eine bahnbrechende Arbeit in diesem Bereich wurde von Fama und French (1992, 1993) veröffentlicht, in denen sie ihr berühmtes Drei-Faktoren-Modell vorschlagen. Es sei darauf hingewiesen, dass sie Faktoren kombinierten, die zuvor von anderen Forschern wie Basu (1977), Banz (1981), Sharpe (1964), Lintner (1965) oder Mossin (1966) entdeckt worden waren. Dies schmälert jedoch nicht die Bedeutung ihrer empirischen Arbeit, ist aber dennoch wichtig zu beachten. Nach ihrem Modell werden die Aktienrenditen durch drei Faktoren bestimmt: «Market», «Size» und «Value». Aktien mit einer hohen Marktkorrelation, einer kleinen Marktkapitalisierung (Market Cap) und einem hohen Buch-zu-Marktwert-Verhältnis (B/M-Ratio) dürften höhere Überschussrenditen aufweisen. Dieses Modell wurde dann von Carhart (1997) um einen Momentum-Faktor erweitert. Momentum betrachtet die Rendite eines Titels über die jüngste Vergangenheit, wobei hier verschiedene Betrachtungszeiträume zum Einsatz kommen können.
Die Modelle, wie die von Fama und French (1993, 2015), werden als Multifaktormodelle bezeichnet und können in drei Kategorien eingeteilt werden: makroökonomische Faktoren (z. B. Inflations- oder Zinsüberraschungen), statistische Faktoren (z. B. Hauptkomponentenanalyse) und fundamentale Faktoren, die sich mit den Fundamentaldaten eines Unternehmens befassen (z. B. Preis/Buchwert). Bei der Everon Anlagestrategie liegt der Schwerpunkt auf den fundamentalen Faktoren, zu denen heutzutage vor allem Value, Size, Momentum, Volatilität, Dividendenrendite und Qualität gehören. Diese Faktoren stützen sich auf eine solide Forschungsbasis und es gibt eine vernünftige wirtschaftliche Erklärung dafür, warum sie in der Vergangenheit Risikoprämien geliefert haben (Bender et al. (2013)).
Der typische Ansatz bei Faktormodellen besteht darin, Portfolios zu erstellen, die nach den interessierenden Faktoren sortiert wurden. Es gibt jedoch verschiedene Ansätze, wie diese Sortierung vorgenommen werden kann. Die klassischen Ansätze zeichnen sich dadurch aus, dass die Faktormodelle jeden Faktor einzeln konstruieren, anstatt eine Aktie nach allen Faktoren gleichzeitig zu bewerten. Dies kann zu widersprüchlichen Signalen zwischen den Faktoren führen. So würde man eine Aktie beispielsweise aufgrund von Momentum kaufen aber vielleicht nicht in Bezug auf Qualität.
Bei Everon stützen wir uns auf die bekanntesten und am besten untersuchten Faktoren wie Value, Momentum, Qualität, Dividendenrendite etc. Um der zuvor erwähnten Problematik bei der Portfoliokonstruktion vorzubeugen, analysieren wir jede Aktie simultan nach jedem Faktor. So werden nur Aktien in das Portfolio aufgenommen, die über alle betrachteten Faktoren hinweg als positiv einzustufen sind. Ausserdem gibt es wissenschaftliche Erkenntnisse, dass speziell die Kombination der Faktoren in einem Portfolio, gegenüber einzelnen Investitionen in jeden Faktor, von Vorteil ist (S&P Dow Jones Indices (2018)).
Die Umsetzung einer guten Multifaktorstrategie auf Einzeltitelbasis ist aufwendig und kann somit für Privatinvestoren kostspielig sein. Durch unsere automatisierten und systematischen Anlageprozesse, sind wir in der Lage, diesen speziellen und sophistizierten Investmentstil effizient umzusetzen.
Referenzen
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J. Lintner. Security prices, risk, and maximal gains from diversification. The journal of finance, 20(4):587–615, 1965.
J. Mossin. Equilibrium in a capital asset market. Econometrica: Journal of the econometric society, pages 768–783, 1966.
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J. Bender and F. Nielsen. Earnings quality revisited. The Journal of Portfolio Management, 39(4):69–79, 2013.
S&P Dow Jones Indices. The Merits and Methods of Multi-Factor Investing. Online, Apr. 2022. URL https://www.stoxx.com/document/Indices/Common/Indexguide/stoxx_ index_guide.pdf.
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